18.05.2024

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Folge 14-23 vom 06. April 2023 / Fremdenverkehr / Urlaub machen in einem Land im Krieg / Trotz des größten Waffengangs in Europa seit 1945 lockt die ukrainische Tourismusbranche mit zahlreichen Angeboten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-23 vom 06. April 2023

Fremdenverkehr
Urlaub machen in einem Land im Krieg
Trotz des größten Waffengangs in Europa seit 1945 lockt die ukrainische Tourismusbranche mit zahlreichen Angeboten

Die Bilder erregten erhebliches Aufsehen und vielfach auch Befremden: Am 25. Juli 2022 prosteten die deutsche Innenministerin Nancy Faeser und ihr Kabinettskollege Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) sowie die deutsche Botschafterin Anka Feldhusen dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko auf dem Balkon von Feldhusens Residenz in der ukrainischen Hauptstadt sichtlich vergnügt mit Sekt zu. Zu diesem Zeitpunkt war der russisch-ukrainische Krieg bereits 151 Tage alt und viele Menschen hierzulande glaubten, die drei Deutschen hätten sich eine bizarre Extravaganz erlaubt. 

Doch was Faeser und Co. damals recht war, könnte auch dem normalen Bundesbürger billig sein. Denn die Ukraine ist nach wie vor ein Urlaubsland für jedermann. Das geht aus den Angeboten mehrerer Tourismusunternehmen hervor.

Hierzu zählt Visit Ukraine Today, dessen Angebotspalette besonders beeindruckend daherkommt und nahezu alle Geschmäcker bedient. So kann man sich einen Bergführer mieten und die östlichen Karpaten erkunden – eingeschlossen die Besteigung des Howerla, mit 2061 Metern der höchste Gipfel der Ukraine. Auf die weniger Ambitionierten warten luxuriöse Wintersporthotels, Käse- und Wein-Touren sowie ausgedehnte Bäderlandschaften zum Entspannen. 

Des Weiteren vermittelt Visit Ukraine Today Familienausflüge wie beispielsweise zum Schneckenrennen im Ethnopark Ladomyria. Und auch die Kulturinteressierten kommen keineswegs zu kurz: Denen winken unter anderem die Besichtigung von fünf Schlössern und Burgen bei Kamjanez-Podilskyj für 38 Euro, diversen architektonischen Perlen rings um Lemberg für 27 Euro oder eine Tour durch 1300 Jahre Geschichte in Tschernihiw für 60 Euro. Ebenso können sich Neugierige in den Industrieanlagen von Dnipro herumführen lassen, wo schon mehrmals russische Raketen einschlugen. Gleichermaßen auf dem Programm steht eine Tour unter dem Motto „Unbesiegbares Kiew“ für 70 Euro.

Wie Visit Ukraine Today auf seiner Internetseite informiert, ist die Einreise in das angegriffene Land aus Polen, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und der Republik Moldau per Zug, Bus oder Pkw problemlos möglich. Bundesbürger benötigen für Aufenthalte von bis zu 90 Tagen auch kein Visum – der Reisepass genügt vollkommen. Allerdings wird der Abschluss einer Versicherung für 2,20 Euro pro Tag empfohlen, die unter anderem mögliche „Kriegsrisiken“ abdeckt. Darüber hinaus sollten die Touristen eine App auf ihr Mobiltelefon laden, die meldet, wenn es Luftalarm gibt.

Laut den Angaben der Leiterin der Staatlichen Tourismusagentur der Ukraine (SATD), Mariana Oleskiw, haben die touristischen Angebote 2022 mehr als zwei Millionen Ausländer in die Ukraine gelockt. Dass in einem kriegführenden Land in Europa derart viele Menschen aus aller Welt Urlaub machen, ist in der Geschichte bislang wohl einzigartig. W.K.