18.05.2024

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Folge 14-23 vom 06. April 2023 / Binnenschifffahrt / „Kaiser Friedrich“ auf Öko-Trip / Schwimmendes Vorbild für „Klimaneutralität“ – Historischer Berliner Dampfer erhält einen Elektroantrieb

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-23 vom 06. April 2023

Binnenschifffahrt
„Kaiser Friedrich“ auf Öko-Trip
Schwimmendes Vorbild für „Klimaneutralität“ – Historischer Berliner Dampfer erhält einen Elektroantrieb
DTMB/H. Tews

Nach dem 99-Tage-Kaiser Friedrich III. sind zahlreiche Schiffe benannt worden. Dazu zählt eine ganze Klasse von Schlachtschiffen, die im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurden, sowie ein Passagierschiff des Norddeutschen Lloyd, das 1916 – umbenannt in „Burdigala“ – im Ägäischen Meer auf eine Mine lief und versank.

Allen Widrigkeiten zum Trotz hat sich seit 137 Jahren das Berliner Fahrgastschiff „Kaiser Friedrich“ über Wasser gehalten. Nur der alte Dieselantrieb hat vor zehn Jahren schlappgemacht. Damit der Dampfer wieder Fahrt aufnehmen kann, wird er derzeit in Genthin (Sachsen-Anhalt) auf einen modernen Elektroantrieb umgerüstet, um dann unter der Flagge der Reederei „Berliner Welle“ im Berliner Fahrgastbetrieb eingesetzt zu werden.

Die „Kaiser Friedrich“ wurde 1886 als Doppelschraubendampfer für die „Spree-Havel-Dampfschiffahrt-Gesellschaft Stern“ in den Oderwerken bei Stettin gebaut. Mit ihren 30 Metern Länge und etwa 100 Tonnen Gewicht war sie danach fast 80 Jahre lang als Fahrgastschiff auf Berliner Gewässern unterwegs. 

Im Jahr 1967 wurde das Schiff stillgelegt und später als Wohn- und Büroschiff genutzt. In diesem Zustand erwarb das Museum für Verkehr und Technik, das heutige Deutsche Technikmuseum, 1986 den ehemaligen Personendampfer. Ziel des Museums war es, dem Dampfer dessen ursprüngliche Erscheinungsform zurückzugeben und ihn wieder in Fahrt zu bringen. Dazu wurde das Schiff fast bis zur Wasserlinie heruntergebaut, konstruktive Teile erneuert und zwei baugleiche historische, stationäre Dampfmaschinen eingebaut. Die Adaption der Dampfmaschinen an den Schiffsbetrieb gestaltete sich schwierig, doch 1994 konnten die Arbeiten abgeschlossen werden.

Von 1997 bis 2009 war die „Kaiser Friedrich“ mit dem Schriftzug „Deutsches Technikmuseum“ in Berlin unterwegs und fuhr in der Flotte der „Stern und Kreisschiffahrt GmbH“ historische Stadtrundfahrten ab dem Nikolaiviertel. Doch der Fahrbetrieb des Schiffes wurde aufgrund des erhöhten Personalaufwandes und der großen Menge Diesel zur Befeuerung der Dampfmaschine immer unwirtschaftlicher und war bald auch ökologisch nicht mehr tragbar. 2011 und 2012 lag das Schiff mit Café-Betrieb am Rand von Berlin und fuhr keine Stadtfahrten mehr.

Nachdem die „Kaiser Friedrich“ nicht länger für Stadtrundfahrten eingesetzt wurde, nahm das Museum das Schiff 2012 wieder zu sich und suchte eine wirtschaftlich vertretbare Nutzung in Fahrt und einen neuen Betreiber für das Schiff. 

2022 wurde das Schiff von Volker Marhold und Julius Dahmen, dem die Reederei „Berliner Welle“ gehört, gekauft. Beide haben Erfahrung mit dem Umbau historischer Schiffe auf Elektroantrieb. Nun wird die „Kaiser Friedrich“ bei der Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde in Genthin mit einem maßgeschneiderten Hochleistungs-Antriebssystem ausgestattet. 

Als Energiespeicher hat man Lithium-Ionen-Hochvoltbatterien mit einer Kapazität von 400 Kilowattstunden verbaut. Diese sind durch ihr robustes Design, ihre hohe Energiedichte, lange Lebensdauer sowie hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards gut für maritime Anwendungen geeignet. Da Berlin zum Vorreiter für „Klimaneutralität“ werden will, passt die „Kaiser Friedrich“ als vorbildliches Öko-Schiff ideal auf die Spree.