Durch die starke Fokussierung auf den Ausbau der Landstreitkräfte geriet die polnische Marine zuletzt zunehmend ins Hintertreffen. Das zeigt sich beispielsweise am Zustand der U-Bootwaffe. Zwar existiert nach wie vor eine Unterseeschiffsdivision (Dywizjon Okrętów Podwodnych) mit Standort in Danzig, doch ist deren Bestand zwischen 2017 und 2021 von fünf Einheiten auf eine einzige geschrumpft. 

Das lag daran, dass die vier U-Boote „Sokół“, „Sęp“, „Bielik“ und „Kondor“ außer Dienst gestellt werden mussten. Hierbei handelte es sich um konventionell angetriebene Boote der deutschen Klasse 207, die von 1963 bis 1966 in den Nordseewerken Emden für die norwegische Marine gefertigt worden waren. Diese vier technisch veralteten U-Boote der derzeitigen Kobben-Klasse gab die Kongelige Norske Marine zwischen 2002 und 2004 an Polen weiter, wo sie eine Zeit lang das Rückgrat der U-Bootwaffe der dortigen Marine bildeten.

Seit 2021 verfügt Polen nur noch über die „ORP Orzeł“ (Adler), ein dieselelektrisches Jagd-U-Boot der Kilo-Klasse, welches vom Planungsbüro CKB MT Rubin entwickelt und unter dem Projektnamen Warszawianka auf der sowjetischen Werft Nr. 194 in Leningrad gebaut wurde. Die Indienststellung der „Orzeł“ erfolgte am 

29. April 1986, womit sie fast 37 Jahre alt ist. Und das führt offenbar zu gravierenden Problemen. So verfassten einige Besatzungsmitglieder im Mai 2021 einen offenen anonymen Brief, in dem stand, das Boot sei „in einem beklagenswerten technischen Zustand, und jede Fahrt kann mit dem Sinken und mit unserem Tod enden“. 

Bei den letzten Seemanövern habe es erhebliche Schwierigkeiten mit dem Auftauchen, dem Antrieb, dem Sonar, der Funkanlage und den Torpedos gegeben. Deshalb grenze es an „ein Wunder, dass der Adler noch schwimmt“. Polens Armeeführung vertritt dahingegen die Ansicht, das Boot könne nach den Reparaturen der letzten Jahre durchaus noch weiter eingesetzt werden.W.K.