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Folge 15-23 vom 14. April 2023 / Kommentar / Zeit für den Abschuss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-23 vom 14. April 2023

Kommentar
Zeit für den Abschuss
Bernhard Knapstein

Der Wolf ist zurück, und er breitet sich aus. Das Bundesumweltministerium bestätigt aktuell 161 Rudel, 43 Paare sowie 21 territoriale Einzeltiere. Dabei beruft sich das Ministerium auf die Dokumentationsstelle DBBW. Doch diese 225 Territorien in Deutschland sind nicht aktuell. Rechnet man die Territorien in den Ländern zusammen, kommt man bereits auf 235 anerkannte Wolfsgebiete. Allein in Brandenburg hat sich die Ausbreitung seit 2019 von 38 auf jetzt 

61 Territorien nahezu verdoppelt.

Derweil sind die Nutztierrisse exponentiell angestiegen. Schäfern, Landwirten und Jägern ist der Räuber schon lange ein Dorn im Auge. Schafe sind als Pflegekräfte in der Heidelandschaft und für den Deichschutz unverzichtbar, aber für den Wolf oft auch leichte Beute. Dabei jagt der Wolf nicht nur nach seinem Appetit, sondern befindet sich im Beuteangriff auf Herden in einem regelrechten Blutrausch. Der Fleischfresser beendet sein Töten erst, wenn sich kein Tier mehr regt und flüchtet. Derartige Gemetzel sind keine Seltenheit, sondern im ländlichen Raum blutige Realität.

Eine regulierende Entnahme – wie in Schweden längst üblich – ist sinnvoll. Das Problem: Der Wolf genießt einen nahezu unbegrenzten Schutz, da der europäische Artenschutz die Wiederansiedlung des Wolfs in Europa de jure nicht nur begrüßt und schützt, sondern seine Ausbreitung in Deutschland auch finanziell mit mehreren Millionen Euro gefördert wird. Allein Niedersachsen hat für den Wolfsschutz bereits rund 20 Millionen Euro ausgegeben. Allein die wolfssichere Umzäunung frisst regelrecht das Geld des Steuerzahlers. Dabei steht längst fest, dass die Wolfssicherheit nur solange gilt, wie der Wolf nicht gelernt hat, die Hürde zu überwinden. Springen, klettern untergraben – wenn es darauf ankommt, nimmt der Wolf bislang noch jede Hürde. Vor zwei Jahren überkletterte ein Wolf einen zwei Meter hohen Zaun mit Stacheldraht eines Wildtiergeheges im niedersächsischen Munster.

Einen sicheren Schutz vor 

dem Wolf gibt es nicht  

Selbst das jüngste Allheilmittel, der höchst kostspielige Herdenschutzhund, ist für einige Rudel keine Hürde, sondern sogar Teil des Speisezettels. Freilich sind nicht alle Rudel auf gleichem Niveau, die Lernkurve hängt von natürlichen Umständen, dem Nahrungsangebot und den ergriffenen Schutzmaßnahmen ab.

Doch kann man überhaupt wollen, jede Weide hermetisch abzuriegeln? Immerhin wird dadurch auch das Wild des Waldes von den saftigen Wiesen der Landwirte ausgeschlossen. Eine gewisse Durchlässigkeit ist insoweit geradezu praktizierter Wildtierschutz.

Bei der Frage, ab wann endlich der Wolf durch Abschuss reguliert werden darf, kommt man an dem Begriff vom „guten Erhaltungszustand“ der Wolfspopulation nicht vorbei. Ein italienischer Wildtierbiologe hatte vor einigen Jahren 1000 geschlechtsreife Tiere als Maßstab für eine unproblematische Selbsterhaltung des Bestands taxiert. Das ist bis heute der Maßstab. Auch wenn der Wolf sich nicht für Grenzen interessiert, hinterlassen einige radikale Naturschützer den Eindruck, als gelte die Zahl 1000 nicht nur für die deutsch-polnische Population, die bereits über 3000 erwachsene Tiere aufweist. Vielmehr besteht die absonderliche Neigung, die 1000er-Grenze auf Deutschland und sogar auf jedes Bundesland runterbrechen zu wollen.

In einer hessischen Habitatanalyse von 2010 wurde berechnet, dass in Deutschland 441 Rudel ansässig sein könnten. Dann hätte allein das dicht besiedelte Deutschland 3500 bis 4000 Wölfe zu verkraften. Artgerechte Weidehaltung wäre unter solchen Umständen nicht mehr möglich, die Viehzucht könnte wohl nur noch in Ställen stattfinden. Rehe, Damwild und selbst die sich mit 300 Prozent regenerierenden Schwarzkittel wären vom Aussterben bedroht – alles für den Wolf. In der Spitze führte die Nahrungsarmut für den Räuber schließlich zu dem, was die Ausrottung des Wolfs einst herbeigeführt hat: Der Hunger des Rudels wird durch zunehmende Übergriffe und Tötungen von Menschen zu stillen versucht.

Wer solche Szenarien als Rotkäppchen-Märchen abtut, hat weder einen Blick auf Realitäten hinter der Erzählung, noch für die bereits stattfindende Dynamik illegaler Abschüsse von Wölfen. Die Politik ist gefordert, die Akzeptanz von Canis lupus zu erhalten und eine erneute Ausrottung des Wolfs zu verhindern. Das geht nicht ohne regulierenden Abschuss. Schutz braucht der Wolf jedenfalls keinen mehr.