19.05.2024

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Folge 15-23 vom 14. April 2023 / Münster / Auf der Suche nach Lehren für die Gegenwart / Exzellenzcluster „Religion und Politik“ beteiligt sich am Jubiläumsprogramm „375 Jahre Westfälischer Frieden“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-23 vom 14. April 2023

Münster
Auf der Suche nach Lehren für die Gegenwart
Exzellenzcluster „Religion und Politik“ beteiligt sich am Jubiläumsprogramm „375 Jahre Westfälischer Frieden“

Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) untersucht seit 2007 das komplexe Verhältnis von Religion und Politik quer durch die Epochen und Kulturen. Die 140 Wissenschaftler aus 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern sowie zehn Ländern befassen sich in der Förderphase von 2019 bis 2025 besonders mit „Dynamiken von Tradition und Innovation“. In epochenübergreifenden Untersuchungen von der Antike bis heute analysieren sie Faktoren, die Religion zum Motor politischen und gesellschaftlichen Wandels machen. Der Forschungsverbund ist der bundesweit größte dieser Art und unter den Exzellenzclustern in Deutschland einer der ältesten und der einzige zum Thema Religion. Das Fördervolumen liegt bei 31 Millionen Euro.

Es liegt nahe, dass sich ein Exzellenzcluster „Religion und Politik“ einer Universität in Münster am großen Jubiläumsprogramm in Münster aus Anlass des 375. Jahrestages der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens am 24. Oktober dieses Jahres beteiligt. Zum einen wurde der Frieden in Münster und Osnabrück geschlossen, und zum anderen beendeten er mit dem Dreißigjährigen einen Krieg, der sowohl aus religiösen als auch aus politischen Gründen geführt wurde und ein Paradebeispiel für die Verquickung von Religion und Politik darstellt.  Im Jubiläumsprogramm „375 Jahre Westfälischer Frieden“ 2023 in Münster erörtert der Exzellenzcluster die Fragen, wie sicher der Frieden sei und wie er sich nach Jahren des Krieges erhalten lasse. 

300 Veranstaltungen an 41 Orten

„Was sich nach dem Friedensschluss vor 375 Jahren wohl viele Menschen fragten, steht angesichts von Krieg in Europa auch heute im Raum: Wie gelingt es, nicht nur Frieden zu schließen, sondern ihn auch zu bewahren? Das erörtern wir in Podien und Vorträgen im Friedensjahr“, sagte die Frühneuzeit-Historikerin Ulrike Ludwig vom Exzellenzcluster am 20. März im Rathaus im Rahmen der städtischen Präsentation des Jahresprogramms. Es umfasst rund 300 Veranstaltungen von 50 Institutionen und Bürgern an 41 Orten. 

Ein Gesprächsabend „Wie sicher ist der Frieden? Der Westfälische Friede als völkerrechtlicher Vertrag“ beleuchtet die langfristigen Wirkungen des Friedensschlusses vor 375 Jahren aus historischer sowie rechts- und verfassungsgeschichtlicher Perspektive: Brachte er eine belastbare Friedensordnung für Europa? Lässt sich aus den Regelungen etwas für heutige, unlösbar scheinende Konflikte lernen? Das Käte-Hamburger-Kolleg „Einheit und Vielfalt im Recht“ sowie der Exzellenzcluster der Universität Münster laden zu der Veranstaltung am 22. Juni von 18 bis 20 Uhr ins Auditorium im LWL-Museum für Kunst und Kultur, Domplatz 10, ein. 

Auch die internationale Tagung „Den Frieden gewonnen? Städte nach 1648 im Vergleich“ am 28. und 29. September fragt, wie es eigentlich nach dem Friedensschluss weiterging. Was die Forschung noch wenig erkundet hat, wollen Wissenschaftler nun beleuchten: Wie gelang das Zusammenleben nach dem Krieg in Städten wie Münster, Trier und Utrecht? Welche Effekte hatte der Krieg auf die räumliche Neuordnung von Städten zwischen Wiederaufbau und Nachkriegswirtschaft? Zur Tagung im Ratssaal im Stadtweinhaus, Prinzipalmarkt 6-7, lädt der Exzellenzcluster mit dem Stadtarchiv Münster und dem Institut für vergleichende Städtegeschichte ein. In die Tagung ist die Verleihung des „Historiker*innenpreises der Stadt Münster“ eingebunden, den am 27. September die deutsche Historikerin und Professorin Ute Daniel erhält.

Zum Abschluss des Jubiläumsjahres am 24. Oktober, dem historischen Datum des westfälischen Friedensschlusses, laden die Städte Münster und Osnabrück in Kooperation mit der IHK Nord Westfalen, der Stiftung Westfalen-Initiative und dem Exzellenzcluster zum „Westphalian Peace Expert Forum“ ins Theater Münster, Neubrückenstraße 63, ein. In der mit internationalen Experten aus dem globalen Norden und Süden besetzten Veranstaltung wird es ebenfalls um die Frage gehen, wie sich Kriege beenden lassen und Frieden bewahren lässt. 

„Westphalian Peace Expert Forum“

Das Jubiläumsjahr „375 Jahre Westfälischer Frieden“ bietet Veranstaltungen von Theater und Konzerten über Podien und Diskussionen bis zu geführten Radtouren und Stadtführungen. Es soll ein Projekt für alle Bürger sein, wie Oberbürgermeister Markus Lewe im Rathaus sagte: „Der Westfälische Frieden ist identitätsstiftend für Münster. Die Beschäftigung mit dem Thema hat in Münster eine lange Tradition, die nicht nur zurückblickt, sondern immer wieder den aktuellen Kontext sucht. Das spiegelt sich gerade auch in der lebendigen Vielfalt unseres Jubiläumsprogramms, das ganz münstertypisch von den Menschen in der Stadt gestaltet und durch ihre wertvollen und kreativen Ideen erst möglich wird. Dabei schauen sie aus den unterschiedlichsten Perspektiven nicht nur auf Münster, sondern gerade angesichts der aktuellen politischen Situation auf die ganze Welt hinaus.“ 

Bereits Tradition hat die Veranstaltungsreihe „Münster 1648: Dialoge zum Frieden“, die der gleichnamige Arbeitskreis, auch unter Beteiligung des Exzellenzclusters, jährlich in Münster ausrichtet. Der Arbeitskreis ist Teil der „Allianz für Wissenschaft Münster“, dem Zusammenschluss der Hochschulen und der Stadt. Im Friedensjahr liegt der Schwerpunkt der Reihe auf dem Thema Denkmäler. Zwischen dem 31. August und dem 7. September – im Vorfeld des Tages des offenen Denkmals – finden eine Tagung zu Kriegerdenkmälern, eine Schüler-Akademie, eine Schulaktionswoche und das im Rahmen der Veranstaltungsreihe wiederkehrende Treffen der Religionsgemeinschaften statt.