19.05.2024

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Folge 15-23 vom 14. April 2023 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-23 vom 14. April 2023

Für Sie gelesen

Unsägliches Leid für Kinder

In dem Buch „Einsam! Kindheit unter Alkoholfahne“ wird ein Problem behandelt, das gern als gesellschaftliches Tabuthema unter den Teppich gekehrt wird, obwohl es wehrlose Kinder betrifft – der Alkoholismus in Familien.

Die Journalistin Ute Becker hat Betroffene befragt, deren Leidensweg meist in der frühen Kindheit begann. Es sind Erzählungen von Vernachlässigung, Beschimpfungen und Herabwürdigungen, worauf die Kinder mit Angst, Hilflosigkeit, Wut, Scham und Enttäuschung reagierten. Das Erlebte führte zu Scham und Minderwertigkeitskomplexen, welche  die Betroffenen bis ins Erwachsenenalter begleiten. 

Es sind Geschichten von unsäglichem Leid. Ein Kind, das in solch einer Familie mit Alkoholabhängigen aufwächst, entwickelt Bewältigungsstrategien, die oft ein Leben lang nicht abgelegt werden können, und die es den Betroffenen erschweren, enge Bindungen zuzulassen. 

In allen beschriebenen Fällen haben erst intensive Therapien den vernachlässigten Kindern geholfen, ein einigermaßen normales Leben zu führen. Der Neurobiologe Gerald Hüther sowie die Psychiater Jürgen Vieten und Said Hooboty Fard kommentieren die medizinische Seite des Problems. MRK

Ute Becker: „Einsam! Kindheit unter Alkoholfahne“,  Ruhland Verlag, Frankfurt 2022, broschiert, 236 Seiten, 24 Euro





Auf den Spuren einer Liebe

In Martin Suters neuem Roman „Melody“ erfährt der alternde Schweizer Nationalrat, einst hohe Militär und erfolgreiche Geschäftsmann Dr. Peter Stotz, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Er engagiert den jungen Anwalt Tom Elmer, der alle Dokumente seiner Vergangenheit sichten und aussortieren soll, damit die Nachwelt ein korrektes Bild von ihm erhält.

Bei gemütlichem Essen erfährt Elmer die Geschichte von Dr. Stotz‘ Verlobten Melody, die vor 40 Jahren kurz vor der geplanten Hochzeit plötzlich verschwunden war. Stotz trauert noch immer um seine verlorene Liebe. Überall im Haus finden sich Bilder von Melody. Elmer entdeckt immer mehr Hinweise auf den Verbleib der Frau. Ihm kommt der Gedanke, dass nicht alles, was Stotz erzählt, der Wahrheit entsprechen kann. Mit Laura, der Großnichte von Stotz, macht er sich nach dem Tod des Doktors weltweit auf die Suche nach Melody.

Martin Suter erzählt in seiner bekannten präzisen Erzählart eine unterhaltsame Geschichte, die nebenbei auch mit kulinarischen Rezepten gespickt ist. Angela Selke

Martin Suter: „Melody“, Diogenes Verlag, Zürich 2023, gebunden, 331 Seiten, 26 Euro