18.05.2024

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Folge 16-23 vom 21. April 2023 / Kriminalität / Londoner Zustände in Berlin? / Polizei registriert bedrohliche Zunahme von Messerattacken – Oft Täter mit ausländischen Wurzeln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-23 vom 21. April 2023

Kriminalität
Londoner Zustände in Berlin?
Polizei registriert bedrohliche Zunahme von Messerattacken – Oft Täter mit ausländischen Wurzeln
Hermann Müller

Angriffe mit Messern haben sich in Großbritannien zu einem massiven Problem entwickelt. Allein in England und Wales registriert die Polizei mittlerweile jedes Jahr mehr als 40.000 Angriffe mit Messern und spitzen Gegenständen. In den zwölf Monaten bis Ende März 2022 erfasste das britische Statistikamt in beiden Landesteilen 282 Opfer, die durch Messerangriffe starben. Brennpunkt der „knife crime“ (Messerkriminalität) ist London, wo immer mehr Jugendliche ständig ein Messer bei sich tragen. Die Zustände in der britischen Hauptstadt sind möglicherweise ein Blick in eine nicht allzu ferne Berliner Zukunft. Auch in der deutschen Hauptstadt kommt es in aller Öffentlichkeit zu immer mehr brutalen Messerangriffen und macht sich ein Gefühl der Angst breit. 

Am 4. April, einem Dienstag, war in Berlin-Wedding eine 33-Jährige vor den Augen ihrer zwei Kinder in einem Bus der BVG-Linie 327 mit sieben Messerstichen angegriffen worden. Die Frau erlitt dabei lebensbedrohliche Verletzungen an Herz und Lunge. Nach Polizeiangaben musste sie zehn Stunden notoperiert werden. Mittlerweile soll sich die Frau zwar noch immer in einem kritischen Zustand befinden, akute Lebensgefahr besteht aber nicht mehr. Als Tatverdächtigen nahmen Zielfahnder der Polizei am Abend des 6. April den Halbbruder der attackierten Frau fest. 

Von 2777 auf 3317 gestiegen

Am Vormittag desselben Tages schockierte bereits die nächste Messerattacke die Berliner. Im Stadtviertel Grunewald attackierte ein Fahrgast einen Taxifahrer vermutlich am Hals mit einem Messer. Wie Augenzeugen berichteten, lag der Fahrer nach der Attacke leblos auf der Straße und blutete stark am Hals. Ein Arzt, der sich zufällig in der Nähe aufhielt, leistete sofort medizinische Maßnahmen ein. Die Verletzungen waren allerdings so schwer, dass der 49-jährige Taxifahrer in der Klinik verstarb. Auch in diesem Fall gelang der Berliner Polizei eine Festnahme. Als tatverdächtig gilt ein 24-jähriger Nordafrikaner, der in Belgien bereits am 4. April seine Lebensgefährtin umgebracht haben soll.

Beide Messerangriffe sind Beispiele für eine Entwicklung, die von der Polizei schon seit Jahren registriert wird. Wie aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage des Berliner Abgeordneten Marc Vallendar (AfD) hervorgeht, gab es vergangenes Jahr in Berlin 3317 Straftaten im Bereich „Messerangriff“. Im Jahr zuvor hatte die Polizei in der Hauptstadt 2777 solcher Gewalttaten registriert. 

In der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2022, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Ende März für ganz Deutschland vorgelegt hat, waren sogar 8160 Messerangriffe verzeichnet. Im Jahr zuvor lag die Zahl solcher Attacken noch bei 7071. Dabei nicht einmal berücksichtigt sind Raubdelikte, bei denen die Täter ihre Opfer mit einem Messer bedrohen. Aus Sicht von Faeser spiegelt der Anstieg der Gewalt indes den Wegfall der Corona-Beschränkungen wider: „Ein normaler Alltag bringt Tatgelegenheiten für Kriminelle mit sich“, so die Politikerin. 

Einige Kommentatoren ziehen andere Schlussfolgerungen. So wies die „Berliner Zeitung“ darauf hin, dass in den vergangenen Jahren Millionen Menschen ins Land gekommen seien, von denen die meisten junge Männer seien: „Junge Männer neigen eher zu Straftaten als ältere Männer oder Frauen, das zeigen alle Statistiken“, so die Zeitung in einem Artikel mit der Überschrift „Es hat sich eine Messerkultur entwickelt – nicht nur in Berlin“. Der Autor stellt zudem fest, dass man sich über den Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen bei Körperverletzungen nicht wundern müsse, wenn ein Teil „der eingewanderten jungen Männer auch noch aus patriarchalischen und gewalttätigen Milieus stammt“.

Strafrechtsreform ist nicht geplant

Ministerin Faeser will auf die wachsende Kriminalität mit mehr Kontrollen und mehr Polizisten reagieren. Im Interview mit der Funke-Mediengruppe schlug sie auch vor, „über Messerverbote in öffentlichen Verkehrsmitteln“ nachzudenken. Laut Faeser seien zudem „Waffenverbotszonen an bestimmten Orten“ möglich. Kurz bevor die Ministerin diese Aussage machte, war es zu der Bluttat von Brokstedt gekommen. Dabei hatte ein staatenloser Palästinenser in einem Regionalzug in Schleswig-Holstein eine 17-Jährige sowie ihren 19-jährigen Freund erstochen.

Als Reaktion auf diese Bluttat hatte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bereits „eine gesamtgesellschaftliche Reaktion und eine ernsthafte Debatte darüber“ gefordert, „welche sinnvollen Maßnahmen ergriffen werden können, um Menschenleben zu schützen“. Erstaunlicherweise spielt in der Diskussion eine Reform des Strafrechts keine Rolle. Die Messerangriffe werden von der Justiz in vielen Fällen nur als gefährliche Körperverletzungen angesehen. Sehr viel abschreckender könnte eine Neuregelung sein, nach der bei einem Messerangriff regelmäßig von einem Tötungsversuch ausgegangen wird.