18.05.2024

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Folge 16-23 vom 21. April 2023 / Gebäudeenergiegesetz / Wie den Bürgern die Kosten niedriggerechnet werden / Das geplante Verbot von Öl- und Gasheizungen wird die Deutschen teurer zu stehen kommen, als die Ampelregierung sie glauben machen will

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-23 vom 21. April 2023

Gebäudeenergiegesetz
Wie den Bürgern die Kosten niedriggerechnet werden
Das geplante Verbot von Öl- und Gasheizungen wird die Deutschen teurer zu stehen kommen, als die Ampelregierung sie glauben machen will
Hermann Müller

Als damaliger Bundesumweltminister stellte Jürgen Trittin (Grüne) im Jahr 2004 die Behauptung auf, die Förderung der Erneuerbaren Energien würde einen Durchschnittshaushalt monatlich nicht mehr als eine Kugel Eis kosten. Angesichts der tatsächlichen Strompreisentwicklung müssen die Verbraucher mittlerweile davon ausgehen, dass es sich bei Trittins Eiskugel wahrscheinlich um eine Luxusvariante gehandelt haben muss. Als Trittin seine vollmundige Ankündigung machte, zahlten Privathaushalte durchschnittlich 0,18 Euro je Kilowattstunde. Anfang dieses Jahres betrug der Strompreis im Schnitt mehr als 0,48 Euro. 

Derzeit sieht sich Robert Habeck dem Vorwurf ausgesetzt, den Verbrauchern neuerlich eine „Milchmädchenrechnung“ aufgetischt zu haben. Anlass ist ein Entwurf für die Erneuerung des Gebäudeenergiegesetzes. Nach den Vorstellungen Habecks soll bereits ab dem 1. Januar 2024 jede neu installierte Heizung mindestens 65 Prozent Erneuerbare Energien nutzen. Für Hauseigentümer läuft dies faktisch auf eine Pflicht hinaus, eine Wärmepumpe installieren zu müssen. 

Doppelt so hoch wie behauptet

Als Grundlage für eine Kabinettsvorlage hatten Habecks Wirtschaftsministerium und das von Klara Geywitz (SPD) geführte Bundesbauministerium am 3. April einen Referentenentwurf für ein neues Gebäudeenergiegesetz veröffentlicht. Trotz der Osterfeiertage hatten die Bundesländer und Verbände nur bis zum 11. April Zeit, Stellungnahmen zu dem Gesetzentwurf mit seinen fast zweihundert Seiten abzugeben. Trotz der knappen Frist legten Experten recht schnell Einschätzungen vor. Dabei fiel die Kritik des Eigentümerverbands Haus & Grund (H&G) besonders vernichtend aus. Der Verband geht auf Grundlage eigener Berechnungen nämlich davon aus, dass die Kosten der Heizungsumstellung für Besitzer von Wohnungen und Häusern doppelt so hoch ausfallen werden wie von Habeck im Gesetzentwurf dargestellt. 

Im Gesetzentwurf des Wirtschaftsministeriums ist zunächst von jährlichen Kosten für „die Bürgerinnen und Bürger von rund 9,157 Milliarden Euro“ die Rede. Ab 2029 sollen es dann laut den Berechnungen des Ministeriums jährlich nur noch 5,039 Milliarden Euro sein. Gegenüber der „Bild“-Zeitung rechnete Kai Warnecke, Präsident des Eigentümerverbandes, vor: „Das Ziel sind 500.000 neue Wärmepumpen im Jahr. Bei Kosten von durchschnittlich 40.000 Euro pro Wärmepumpe entstehen hierdurch jährliche Kosten in Höhe von 20 Milliarden Euro.“ 

Auch beim zeitlichen Rahmen hat Warnecke Zweifel. Habeck will spätestens ab 2045 fossile Öl- und Gasheizungen komplett verbieten. Die Bundesregierung kündigte an, dass ab 2024 jährlich mindestens 500.000 Wärmepumpen in Betrieb genommen werden sollen. Laut Eigentümerverband ist bei diesem Tempo die Umrüstung der über 19 Millionen Wohngebäude in Deutschland bis 2045 gar nicht zu schaffen. Bleibt es bei Habecks Zielvorgabe, dann müssen jedes Jahr in etwa 1,5 Millionen Gebäuden die Heizungen umgerüstet werden. Der Eigentümerverband Haus & Grund wies dabei auch auf die geringere Lebensdauer von Wärmepumpen hin. Öl- oder Gasheizung können rund 30 Jahre laufen, die Lebensdauer einer Wärmepumpe liegt dagegen laut Verbandschef Kai Warnecke nur bei 20 Jahren. Dies bedeutet, dass noch bevor Deutschlands Handwerksbetriebe die Mammutaufgabe einer Komplettumstellung abgeschlossen haben, die ersten Wärmepumpen schon wieder ersetzt werden. 

Gas treibt die Strompreise

Experten haben auch eine andere Aussage aus Habecks Ministerium einer kritischen Prüfung unterzogen. Laut dem Gesetzentwurf lohnt sich die Wärmepumpe im Vergleich zum Brennwertkessel mit Öl oder Gas schon jetzt für Eigentümer. Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität Köln (EWI) kommt auf Grundlage eigener Berechnungen allerdings zum Schluss, dass eine Gasheizung auch künftig günstiger sein wird als die Wärmepumpe. Bei der Berechnung für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ging das EWI von steigenden Energiepreisen aus, wenn die staatlichen Energiepreisbremsen auslaufen. Insbesondere bei der Hoffnung auf sinkende Strompreise ist offenbar Skepsis angebracht. Johanna Bocklet vom EWI warnt mit Blick auf die strombetriebenen Wärmepumpen: „Ob der Strompreis zeitnah mit dem Ausbau der Erneuerbaren deutlich sinken wird, ist fraglich.“ Die Energieexpertin sagte weiter: „Solange Gas zur Stromerzeugung genutzt wird, treibt der Gaspreis in diesen Stunden den Strompreis.“ 

Vieles spricht dafür, dass Gas auch bei einem Ausbau der Erneuerbaren eine entscheidende Rolle spielen wird. Gerade in den Wintermonaten, wenn die Wärmepumpen viel Strom verbrauchen, kommt von den wetterabhängigen Windrädern und Solaranlagen nämlich weniger Strom. Im Fall einer sogenannten Dunkelflaute kann der Anteil des Öko-Stroms am Gesamtmix sogar gegen Null gehen. Aufrechterhalten wird die Stromversorgung in solchen Lagen durch fossile Energieträger wie Gas, Stromimporte und bislang auch durch die Kernkraft.