18.05.2024

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Folge 16-23 vom 21. April 2023 / Stadtentwicklung / Gigantische Bauprojekte sollen Ägypten umkrempeln / Allein die neue Hauptstadt östlich von Kairo wird voraussichtlich 60 Milliarden Euro kosten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-23 vom 21. April 2023

Stadtentwicklung
Gigantische Bauprojekte sollen Ägypten umkrempeln
Allein die neue Hauptstadt östlich von Kairo wird voraussichtlich 60 Milliarden Euro kosten

Während die Metropolen in Westafrika unkoordiniert wuchern und zu einer neuen Megalopolis zusammenwachsen (siehe oben), folgt der Städtebau in Ägypten den gigantomanischen Plänen des seit 2014 amtierenden Präsidenten Abd al-Fattah Said Husain Chalil as-Sisi, der durch einen Staatsstreich des Militärs an die Macht gelangte. 

So lässt dieser an der Küste des Mittelmeeres 100 Kilometer westlich von Alexandria die New Alamein City mit drei Universitäten, 15.000 Hotelzimmern und Wohnraum für bis zu drei Millionen Menschen aus dem Boden stampfen, was bislang umgerechnet vier Milliarden Euro verschlungen hat.

Noch „etwas“ teurer fällt die zukünftige ägyptische Hauptstadt namens al-Asima al-Idariya al-Gadida (Neue Verwaltungshauptstadt) 50 Kilometer östlich von Kairo aus, die alles in allem wohl 60 Milliarden Euro kosten dürfte. Dafür entstehen auf einer Fläche so groß wie Singapur 663 Krankenhäuser, 2000 Schulen, 40.000 Hotelzimmer und 1250 Moscheen, darunter die imposante fünfstöckige al-Fattah-al-Alim-Moschee für 17.000 Gläubige. 

Dazu kommen der 1000 Meter aufragende Wolkenkratzer Oblisco Capitale, der nach seiner Fertigstellung 2030 das höchste Gebäude der Welt sein könnte, und mehrere Millionen Wohnungen in 21 Vierteln an einem 35 Kilometer langen künstlichen Fluss. Allerdings ist unklar, wer später darin leben soll, denn das kleinste Apartment hier kostet 1,2 Millionen Ägyptische Pfund beziehungsweise 62.000 Euro, während die meisten Familien in dem Land am Nil mit etwa 6000 Pfund, also reichlich 300 Euro pro Monat, auskommen müssen. Und ein Drittel der Ägypter lebt gar von weniger als einem Euro am Tag.

Durch Zugangstore abgeriegelt

Gleichzeitig lässt as-Sisi auch noch eine zweite Fahrrinne für den Suezkanal zum Preis von 7,8 Milliarden Euro bauen. Darüber hinaus erhielt der deutsche Industriekonzern Siemens den Auftrag zur Errichtung eines 2000 Kilometer langen Schienennetzes für Hochgeschwindigkeitszüge – Kostenpunkt: stolze 8,1 Milliarden Euro.

Finanziert werden diese Projekte vor allem von China, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gleichzeitig zahlen aber auch viele Ägypter einen hohen Preis für den Größenwahn ihres Präsidenten. Sie müssen ihre angestammte Heimat verlassen, damit der Baugrund frei wird.

Dafür sollen die Reichen im Lande sowie auch die erhofften Touristen dann einen bislang nie vorhandenen Luxus genießen. Dazu gehört, auf den Schienensträngen von Siemens zwischen den beliebten Badeorten Ain Sokhna am Roten Meer und Marsa Matruh am Mittelmeer oder Alexandria und den Ruinen von Abu Simbel hin und her zu rasen, während die Millionen Berufspendler im Großraum Kairo weiterhin leer ausgehen.

Deswegen drohen massive Unzufriedenheit und Proteste seitens der einfachen Ägypter. Allerdings wären diese dann kaum in der Lage, zu as-Sisis Regierungssitz vorzudringen, um ihre Wut zu äußern. Denn die Neue Verwaltungshauptstadt liegt nicht nur ein ganzes Stück von Kairo entfernt, sondern verfügt auch über Zugangstore, die sich jederzeit verriegeln lassen. W.K.