18.05.2024

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Folge 17-23 vom 28. April 2023 / Wärmepumpen / Ost-EU und Asien könnten die Nutznießer werden / In Deutschland überfordert die Politik die Wirtschaft durch zu viel Reglementierung und Nachfrage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-23 vom 28. April 2023

Wärmepumpen
Ost-EU und Asien könnten die Nutznießer werden
In Deutschland überfordert die Politik die Wirtschaft durch zu viel Reglementierung und Nachfrage
Peter Entinger

Nach dem Willen der Ampelregierung soll ab kommendem Jahr bundesweit jährlich eine halbe Million Wärmepumpen, die Gebäude mithilfe von Wärme in der Umgebung und Strom beheizen, installiert werden. Bis 2030 sollen es insgesamt sechs Millionen sein. Alte, mittlerweile als klimaschädlich eingestufte Heizsysteme sollen zum Auslaufmodell werden. 

Und schon wächst in der deutschen Wirtschaft die Sorge, Deutschland könne auch bei dieser neuen Technologie den Anschluss verlieren. Parallelen zur Solarenergie werden gezogen. Sie geriet angesichts des Ansturms günstiger Anlagen von staatlich subventionierten Herstellern aus China in eine tiefe Krise. Aus der Wärmepumpen-Branche heißt es, dass die hiesigen Hersteller international derzeit wettbewerbsfähig seien und rasch wachsen würden. Doch die EU verzeichnet seit einiger Zeit einen erheblichen Anstieg an Konkurrenzprodukten aus China. 

Doch es ist nicht nur die vermeintliche Billig-Konkurrenz aus Fernost. Es sind – wie so oft – auch bürokratische Hemmnisse, die den Aufschwung bremsen. Das Hamburger Nachrichtenmagazin „Spiegel“ sieht bereits die Gefahr einer „massiven Abwanderung“ in den Osten der EU. Die deutsche Firma Vaillant ist gerade dabei, eine „Megafabrik“ für Wärmepumpen im slowakischen Senica in Betrieb zu nehmen. Der Rivale Viessmann will im Laufe des Jahres mit einem Wärmepumpenwerk im polnischen Liegnitz an den Markt gehen. Und der japanische Konzern Daikin baut ebenfalls in Polen eine neue Fertigungsanlage auf. In einem neuen Werk in Lodz sollen 1.000 Arbeitsplätze entstehen. Daikin begründet die Standortwahl unter anderem mit schnelleren Planungsverfahren. „In Deutschland müsste man zu lange warten, um eine neue Fabrik genehmigt zu bekommen“, erklärte Vorstandsmitglied Volker Weinmann dem „Spiegel“. 

In den kommenden Jahren wollen die großen deutschen Hersteller Viessmann, Vaillant und Bosch rund 2,7 Milliarden Euro in den Bau neuer Werke investieren. Es ist derzeit eher unwahrscheinlich, dass ein größerer Teil vom Kuchen in Deutschland verteilt wird. 

Zu den größten europäischen Herstellern von Wärmepumpen gehört die schwedische NIBE Group. Unter deren Dach stellen sowohl alpha innotec als auch Novelan Heizungsanlagen her. Außerhalb von Europa gehört der japanische Konzern Daikin zu den Markführern. Aber auch Unternehmen wie der japanische Panasonic-Konzern oder LG und Samsung aus Südkorea produzieren Wärmepumpen. Sie alle drängen auf den europäischen Markt. Die NIBE Group berichtete kürzlich, sie könne sich vor Nachfragen aus Deutschland kaum retten. 

Auf dem Markt finde derzeit eine Bereinigung statt, sagt Peter Schossig, Bereichsleiter Thermische Systeme und Gebäudetechnik am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Aktuell profitierten zwar alle Hersteller von der hohen Nachfrage und verzeichneten hohe Wachstumsraten. Durch die Endscheidung der Bundesregierung könnte sich das indes ändern. „Wächst der Markt aber mit 30 Prozent, der eigene Absatz nur um 15 Prozent, bedeutet das, dass man Anteile an Wettbewerber verliert. Momentan geht das gut“, sagt Schossig. In sechs Jahren könnte das jedoch anders aussehen, wenn jetzt nicht gegengesteuert würde. „Nach unserer grundsätzlichen Einschätzung ist der Markt in Deutschland immer noch von deutschen und europäischen Herstellern dominiert“, erklärt der Bundesverband Wärmepumpe, schränkt aber ein: „Der Druck aus Asien wird steigen.“