18.05.2024

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Folge 17-23 vom 28. April 2023 / Allenstein / Luftbild und touristischer Stadtplan / Vortragsreihe „Exponat des Monats“ im Museum der Moderne – Stadterkundung von oben und unten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-23 vom 28. April 2023

Allenstein
Luftbild und touristischer Stadtplan
Vortragsreihe „Exponat des Monats“ im Museum der Moderne – Stadterkundung von oben und unten
Uwe Hahnkamp

Die Vortragsreihe „Exponat des Monats“ des Museums der Moderne des Städtischen Kulturzentrums in Allenstein startete im Januar und Februar mit zwei Hilfen zur Orientierung in der Stadt ins neue Jahr. Mitte Januar stellte Rafał Bętkowski vom Museum im früheren Trolleybusdepot ein Luftbild des Stadtzentrums von Allenstein aus dem Jahr 1930 vor, Mitte Februar den ersten touristischen Stadtplan nach dem Zweiten Weltkrieg.  

Es sind zwei komplett unterschiedliche Realitäten, die in den Exponaten erfasst werden – 1930 eine intakte Altstadt in Wohlstand und Frieden, 1946 die Anfänge der friedlichen Nutzung einer zerstörten Stadt, in der die auf dem Luftbild sichtbaren Strukturen nicht mehr zu finden sind. Eigentlich müsste man sagen, auf den Luftbildern, denn die von Bętkowski präsentierte Schwarz-Weiß-Fotographie im Format von 16,2 mal 11,7 Zentimetern stammt aus einem sehr ergiebigen Rundflug im Jahr 1930. 

Viele Luftbilder wurden als Postkarten editiert und später, so auch von Bętkowski in seinen Werken, in Büchern reproduziert. Das Besondere am Exponat des Monats: Im Gegensatz zu anderen Fotos derselben Serie war es nicht weiter verarbeitet worden, das Bild dadurch unbekannt geblieben. Und das bedeutet. Es kann Neues verraten, selbst im Vergleich zu der vergrößerten Aufnahme derselben Serie im Eingang zur Dauerausstellung des Museums der Moderne. Das jetzt präsentierte Bild ist aus einer etwas anderen Perspektive und viel deutlicher. „Das gilt für Straßen, aber auch die Gebäude der Ofenfabrik Lehnhardt oder das nicht mehr existierende Hotel Tannenberger Hof“, erklärte Bętkowski bei der Analyse der Details.

Neues Leben aus den Ruinen

Der Tannenberger Hof ist nicht mehr. Im Jahr 1945 lag die Welt in Trümmern, Allenstein und dabei vor allem das Stadtzentrum war von der Roten Armee nach dem Einmarsch zu einem großen Teil niedergebrannt worden. Das neue Leben machte vorsichtig seine ersten Schritte, und inmitten der anfänglichen Ruinenlandschaft nahm auch die Polnische Landeskundliche Gesellschaft PTTK, die heutige Polnische Touristisch-Landeskundliche Gesellschaft) ihre Arbeit auf. 

Einer ihrer damaligen Aktiven war Ingenieur Aleksander Zubelewicz, der 1947 den Reiseführer „Touristenpfade der Woiwodschaft Allenstein“ veröffentlichte. Dabei zeigt die Übersichtskarte Allenstein und die anderen Städte auf der Basis einer Landkarte des gesamten Ostpreußen mit sämtlichen früheren Landkreisen. Mangels neuen Kartenmaterials scheint der Autor auf vorhandene Landkarten zurückgegriffen zu haben.

Auch der touristische Stadtplan von Allenstein, der zwischen 1946 und 1949 entstand, basiert auf einem deutschen Plan. Es zeigt sich darauf deutlich, dass das, was damalige Touristen und Reisende in der Hauptstadt der neuen Woiwodschaft suchten, sich nicht von dem unterschied, was deutsche Touristen vor dem Zweiten Weltkrieg sehen wollten. Die Wanderpfade führen um den Langsee, um den Okull-See mit all seinen malerisch benannten Teilen (Pazifik, Schwanenhals, Kopernikus-Bucht) und durch den Stadtwald nördlich des Zen-trums; die Bauwerke und Aussichtspunkte, die es zu sehen galt, gruppieren sich wie schon früher um die Altstadt. 

Die Übersichtskarte rechts unten auf dem Stadtplan hingegen zeigt nur noch den heute polnischen Teil Ostpreußens. Die moderne Zeit warf also in diesem Reiseführer bereits ihre ersten Schatten voraus.