18.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 17-23 vom 28. April 2023 / Der Wochenrückblick / Der Traum von der Hundehütte / Was neuerdings „hochproblematisch“ ist, und warum man uns Winzhäuser wohl so laut anpreist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-23 vom 28. April 2023

Der Wochenrückblick
Der Traum von der Hundehütte
Was neuerdings „hochproblematisch“ ist, und warum man uns Winzhäuser wohl so laut anpreist
Hans Heckel

Es sind genau 1,76 Prozent: So hoch ist der Anteil der Deutschen am globalen CO₂-Ausstoß. Damit ist unsere Emission nicht bloß insgesamt, sondern auch pro Kopf geringer als die der Chinesen. Und die bauen und planen derzeit mehr als 200 neue Kohlekraftwerke. Haben Sie das gewusst? Wenn ja, behalten Sie es lieber für sich. Anne Will findet den Hinweis auf den geringen Anteil Deutschlands am weltweiten CO₂-Ausstoß nämlich „hochproblematisch“, wie sie uns in ihrer Sendung vom vergangenen Montag wissen ließ.

Wie recht sie hat! Habeck und Co. rechtfertigen die Brutalität, mit der sie auf Wohlstand und industrielle Zukunft ihres eigenen Volkes losgehen, schließlich mit dem akuten „Klimanotstand“, sprich: Wenn wir jetzt nicht mit aller erdenklichen Radikalität umsteuern, ist es für die ganze Welt zu spät. Wer indes die „hochproblematischen“ 1,76 Prozent im Kopf hat, dem erscheint das deutsche Vorpreschen wie der Plan, die nächste Nordsee-Sturmflut mit einem Deich in der Höhe eines Maulwurfshügels aufzuhalten. Die Erfolgsaussichten sind dermaßen null, dass es schwerfallen könnte, ein Volk davon zu überzeugen, für ein solches Bauwerk seinen Wohlstand dranzugeben.

Ja, das sei ja richtig, entgegnen uns die grünen Klimakämpfer. Aber Milliarden von Menschen überall auf der Welt würden uns ja folgen, weil Deutschland ein Vorreiter sein werde. Werden sie das? Ja, sicher, insbesondere, wenn sie erst gesehen haben, wie sich ein ehemals beneidetes, wohlhabendes Volk mit beispielhafter Industrie per „Klimaschutz“ selbst in den wirtschaftlichen Abgrund manövriert hat. Wen juckt es da nicht, denen hinterher zu reiten?

Vielleicht läuft es auch eher so: Sobald ein indischer Politiker in zehn oder 15 Jahren in einer Wahlkampfdebatte „Klimaschutz“ fordert, muss ihm der Vertreter der Gegenpartei nur das Wort „Germany“ entgegenschleudern, und schon ist der arme Menschheitsretter politisch erledigt. Durchgefallen, weil die Inder mittlerweile davon gehört haben, welch trauriges Schicksal die einst bewunderte Industrienation im Herzen Europa erleiden musste, nachdem sie sich der Brechstange der radikalen Klimapolitik ergeben hatte.

Es sei denn, den Deutschen dämmert gerade noch rechtzeitig, was da gerade mit ihnen gemacht wird. Sicher, das ist eher unwahrscheinlich. Und selbst wenn sie es merken, sind die Aussichten auf erfolgreichen demokratischen Protest gering, denn die feste Wagenburg der Mächtigen kann allerhand Attacken des gerechten Volkszorns leichterhand abwehren.

Eine beliebte Taktik besteht von Alters her darin, den Feind zu verwirren. Darin sind die Entscheider von heute geradezu meisterhaft. Oder blicken Sie noch durch bei dem verworrenen Netz an Maßnahmen, Gesetzen und Planungen? Eben, und das sollen Sie auch gar nicht, sonst könnten Sie sich ja dagegen in Stellung bringen!

So manches, was da auf uns einprasselt, enthüllt seinen tieferen Sinn erst später. Seit Jahren beispielsweise werden wir mit Werbung für „Tiny Houses“, also winzigen Wohnhäusern, belagert. Wie schön es sich darin lebt, dass man absolut nichts entbehren müsste, was nicht ohnehin über sei, und welches Glück solche Hundehütten für Zweibeiner für deren Insassen bedeuteten.

Keine Angst mehr vor der Enteignung

Dabei werden uns selten Leute gezeigt, die zuvor unter der Brücke oder in einem winzigen, muffigen WG-Zimmer hausen mussten, sondern eigentlich immer welche, die bislang weitaus großflächiger gewohnt hatten. Das ist natürlich eine krude Verschwörungstheorie, zugegeben: Aber kommt einem das nicht mittlerweile wie eine geniale Masche vor, um uns das Verdampfen unseres Wohlstands als Weg in einen tollen Lebensstil zu verhökern, auf den wir uns aus ganzem Herzen freuen sollten? Selbstverständlich fehlt nie der Hinweis, wie „nachhaltig“ und klimadingsda diese hippe neue Wohnform sei. In den „Tiny Houses“ leben auch stets junge Aufsteigertypen, niemals zottelige Absteiger. Da macht einem die Enteignung durch das Klimaregime doch gar keine Angst mehr.

Oder doch? Wie es so schön heißt: Früher war auch die Zukunft besser. Die kam damals als solides Eigenheim, wenn nicht gar – fern am Horizont des Mittelschichtlers, aber doch so schön anzusehen – als schmucke Villa daher. Und nun eben als Hundehütte.

Überhaupt – das Eigenheim. Diese Wohnform schob sich einst zwischen die Villen und Schlösser der Begüterten auf der einen und die Hütten und Baracken der Unterschicht auf der anderen Seite. Der Feldzug gegen das Eigenheim tendiert – sozial gesehen – also in eine „gute alte Zeit“ zurück, die das Prädikat „gut“ nur für recht wenige Zeitgenossen gerechtfertigt hat, während die übrigen dagegen ziemlich alt aussahen. In jener vorindustriellen Zeit der Feudalstrukturen kam es kaum darauf an, wie fähig oder fleißig einer war. Da entschieden andere Dinge über „oben“ und „unten“, etwa die Zugehörigkeit zur richtigen Familie. Wer unter „Aufgefallen“ auf der Seite 1 den grünen Familienfilz studieren konnte, hat eine plastische Vorstellung davon, wie wir uns dieser alten Zeit bereits wieder annähern.

Um dem Pöbel auf der anderen Seite die Möglichkeit zu verbauen, aus eigener Kraft Wohlstand zu sichern oder zu erreichen, lassen sich die neuen Feudalherren ständig neue Hürden einfallen. Ab 2027 etwa soll der verpflichtende CO₂-Emissionshandel für alle kommen, nicht nur für Betriebe. Was das genau heißt, ist schwer zu durchblicken für den Laien. Eines jedoch ist sicher: Es wird noch teurer für den Normalbürger. Allerdings soll von den Einnahmen ein „Klimasozialfonds“ eingerichtet werden, um einen Teil als „Klimageld“ an die Bürger zurückzuverteilen.

So war es mal versprochen. Ob das auch so kommt, bleibt fraglich. Denn in der Ampel spricht von dem „Klimageld“ eigentlich keiner mehr. Stattdessen landet das Geld bislang in einem „Klima- und Transformationsfonds“ des Bundes. 

Derweil rückt uns die EU mit ihren neuen Dämmvorschriften auf den Pelz. Da fragt man sich allerdings: Wie sollen Vorschriften, die sogar deutsche Haushalte kaum stemmen können, deren Häuser heute schon vergleichsweise vorbildlich gedämmt sind, von rumänischen Familien eingehalten werden, die für Dämmung noch fast nichts getan haben? Die Antwort ist einfach: Wer noch nichts getan hat, bei dem begnügt sich Brüssel mit ein paar neuen Fenstern. Wer dagegen schon ordentlich investiert hat, der muss nun erst recht noch einmal loslegen – man geht immer vom derzeitigen Stand in den Ländern aus.

Mit anderen Worten: Die Deutschen sollen bitter dafür bezahlen, dass sie schon seit fünfzig Jahren, seit der ersten Ölkrise, viel Geld für Wärme-Isolierung ausgegeben haben. Länder, in denen man gar nichts tat, haben Glück gehabt und kommen mit ein paar Kleinigkeiten davon. „Gerechtigkeit“ auf europäisch: Hauptsache, den einfachen Leuten im „reichen Norden“ geht es an den Kragen, egal wie.