18.05.2024

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Folge 18-23 vom 05. Mai 2023 / Energiepartner / Ein Produzent mit vielen Fragezeichen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-23 vom 05. Mai 2023

Energiepartner
Ein Produzent mit vielen Fragezeichen

Nach Ansicht der Bundesregierung benötigt Deutschland auf dem Weg zur erhofften „Klimaneutralität“ deutlich mehr von dem idealerweise vollkommen „grün“ erzeugten Wasserstoff, als hierzulande produziert werden kann. Deshalb setzt sie auf Energiepartnerschaften, für deren Ausbau in der Nationalen Wasserstoffstrategie zwei Milliarden Euro vorgesehen sind. 

Von diesem Geld soll auch Marokko profitieren. Der nordafrikanische Staat gilt als großer Hoffnungsträger, weil er über viel Wind und Sonne verfügt und zudem nicht allzu weit entfernt liegt. Daher wurde im Juni 2020 eine Allianz mit der Marokkanischen Agentur für Solarenergie (MASEN) geschmiedet und der Bau einer Pilotanlage zur Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff im industriellen Maßstab unter reichlichem Einsatz deutscher Fördermittel vereinbart. 

Allerdings gibt es nun Zweifel daran, ob Marokko wirklich der richtige Partner sei. Immerhin hält das islamische Königreich große Teile der ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara besetzt und verweigert der dortigen Bevölkerung schon seit Jahrzehnten jegliches Selbstbestimmungsrecht. Das wurde von Berlin bereits mehrmals angeprangert, was seit 2021 für eine anhaltende diplomatische Verstimmung sorgt.

Hinzu kommen Befürchtungen, dass Marokko seinen Wasserstoff kurzerhand behält, wenn es unter Energiemangel leidet. Außerdem stieß der Wasserbedarf der geplanten Synthese-Anlagen auf Kritik. Wasser ist knapp in dem Wüstenstaat, deshalb müssen Meerwasserentsalzungsanlagen gebaut werden, die aber ebenfalls viel Elektroenergie benötigen. Daraus resultieren zwei weitere Umweltrisiken: So könnte Marokko versuchen, sein Stromproblem durch mehr klimaschädliche Kohlekraftwerke zu lösen. Oder es baut Atommeiler. Bei Letzterem würde dann wohl Russland helfen, denn Moskau und Rabat einigten sich Ende 2022 auf ein Abkommen zur Kooperation bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie. W.K.