18.05.2024

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Folge 18-23 vom 05. Mai 2023 / Lex Barker / „Deutscher als alle Deutschen“ / Vor 50 Jahren vertarb der US-Amerikaner, der in Deutschland als Old Shatterhand berühmt wurde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-23 vom 05. Mai 2023

Lex Barker
„Deutscher als alle Deutschen“
Vor 50 Jahren vertarb der US-Amerikaner, der in Deutschland als Old Shatterhand berühmt wurde
Manuel Ruoff

„Deutscher als alle Deutschen“ sah Lex Barker einem Bonmot zufolge aus und darüber hinaus extrem athletisch. Insofern war er die ideale Verkörperung von Old Shatterhand, jener deutschen Karl-May-Figur, die vielen Deutschen zumindest in ihrer Kindheit ein Idol und Vorbild war.

Dabei war Barker nicht nur kein Deutscher, sondern auch kaum der deutschen Sprache mächtig. Er verstand sie, aber sprach sie nur selten. In den berühmten Karl-May-Filmen mussten seine Passagen von Horst Niendorf synchronisiert werden. 

Wenn Barker auch kein Landsmann des deutschen Landvermessers im Wilden Westen war, so doch fast ein Kollege. Denn Alexander Crichlow Barker, wie der am 8. Mai 1919 in Rye im Bundesstaat New York geborene Sohn eines wohlhabenden Bauunternehmers eigentlich hieß, studierte Bauingenieurwesen, um den Familienbetrieb zu übernehmen. Ihn zog es indes zur Schauspielerei. 

1942 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Hier besteht eine interessante Parallele zum französischen Winnetou-Darsteller Pierre Brice, der ebenfalls Kriegsfreiwilliger war und als eher nationalkonservativ beschrieben wird. 

Nach dem Krieg erhielt Barker seinen ersten Filmvertrag. Bereits in der Schulzeit war der 1,93 Meter lange Hüne in Leichtathletik und Football durch seine Sportlichkeit aufgefallen. Insofern war er prädestiniert, halbnackt Tarzan zu spielen, nachdem der eine halbe Generation ältere Schwimmer, Wasserballspieler und fünffache Olympiasieger Johnny Weissmüller in die Jahre gekommen war. 1949 hatte Barker seine erste große Hauptrolle als Tarzan. Bis 1953 folgten vier weitere Tarzan-Auftritte. Zu Barkers Leidwesen war er damit auf den tatkräftigen Helden von Abenteuerfilmen festgelegt. So spielte er 1957 beispielsweise die Titelrolle in „Lederstrumpf: Der Wildtöter“. 

Unzufrieden mit den Rollenangeboten in seiner Heimat zog Barker 1957 als einer der ersten US-Schauspieler nach Italien. Allerdings bekam er auch dort Hauptrollen primär in Abenteuerfilmen, während er sich im Klassiker „La Dolce Vita“ mit einer Nebenrolle begnügen musste.

Der deutsche Filmproduzent Artur Brauner lernte 1960 Barker auf einer Feier kennen und holte ihn nach Deutschland. Brauners Kollege und vormaliger Mitarbeiter Horst Wendlandt gewann Barker für seine 1962 beginnenden Karl-May-Verfilmungen. Wendlandt hatte Barker als Titelfigur in dem US-Spielfilm „Lederstrumpf: Der Wildtöter“ gesehen und hielt ihn auch für Old Shatterhand geeignet. In der Tat gibt es Ähnlichkeiten zwischen den Figuren, und so wurden bei der Kostümierung Anleihen bei dem Film von 1957 genommen. Bis zu „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ folgten sechs Jahre voller Karl-May-Verfilmungen mit dem Erfolgsduo Barker-Brice, das auch privat harmonierte. Ausdruck des Erfolgs war der Bambi, den Barker 1967 als bester ausländischer Schauspieler für das Jahr 1966 erhielt.

Nach der Karl-May-Serie hatte Barker wieder das Problem, das er bereits nach der Tarzan-Serie gehabt hatte. Festgelegt auf einen Heldentypus bekam er nicht die Rollen angeboten, die er wollte. Der Heldendarsteller wurde zur tragischen Figur. Die Rede war von gesundheitlichen und finanziellen, von Ehe- und Alkoholproblemen. Am 11. Mai 1973 erlag Lex Barker an einer Kreuzung in Manhattan wie weiland sein Vater einem Herzinfarkt.