18.05.2024

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Folge 18-23 vom 05. Mai 2023 / Kongregation / Schwestern des Ermlandes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-23 vom 05. Mai 2023

Kongregation
Schwestern des Ermlandes
Norbert Matern

Mehr als 400 Katharinenschwestern mussten 1945 ihre 100 ostpreußischen Niederlassungen verlassen. Viele kamen aus dem Mutterhaus im ermländischen Braunsberg. Vor fast 375 Jahren hatte dort die Braunsbergerin Regina Protmann ihre Kongregation gegründet. Rom hatte schnell die Anerkennung ausgesprochen, denn nun gab es eine Gemeinschaft, die ohne Klausur Kranke besuchte und sich um die Erziehung der Mädchen kümmerte.

102 Schwestern erreichten den Westen nicht. Sie waren von Rotarmisten ermordet worden oder an Hunger, Epidemien oder Entkräftung verstorben. Von zwölf nach Russland verschleppten Schwestern kam eine zurück. 90 Schwestern blieben in Ostpreußen und bildeten 1946 den Grundstock für die dort neu errichtete polnische Provinz. Die zunächst in der Krankenpflege in Königsberg gebliebenen oder in Dänemark durch Arbeit im Typhuskrankenhaus geschwächten Schwestern hatten ihren Mittelpunkt verloren, suchten und fanden neue Aufgaben an 34 Orten in Westdeutschland. Von vielen Pfarreien gesucht, wirkten sie in Kindergärten, Altersheimen, Krankenhäusern und bildeten dort ermländische Inseln. 

Sr. M. Ludgera Stolze vom Mutterhaus in Münster berichtet darüber auf der Grundlage von zwei unveröffentlichten, bis 2010 reichenden Arbeiten und Erzählungen der betroffenen Schwestern. So wird die Geschichte der „Kathrinchen“ – wie sie in Ostpreußen liebevoll genannt wurden – bis 2020 weniger als strenge Dokumentation, sondern als Bericht fortgeführt. In unterschiedlicher Länge und mit Fotos werden 33 Niederlassungen vorgestellt. Bedingt durch Schwesternmangel existieren nur noch sieben.

Was 1571 in Braunsberg begann, wirkt heute weiter. So in Litauen – rund 200 Schwestern arbeiten in zwei Ordensprovinzen in Brasilien mit Bahia und dem Amazonasgebiet. Sie sind auf den Philippinen, in Haiti, in vier afrikanischen Staaten, in Russland und in Weißrussland zu finden. Die Zentrale befindet sich heute nicht mehr wie bis 1945 in Braunsberg, sondern seit 1951 in Rom.

Die Kongregation in Deutschland musste zukunftsfähig gemacht werden. So schildert Sr. Ludgera am Schluss des Buches „Katharinenschwestern in Deutschland“ die neuen Strukturen. Krankenhäuser in Berlin, Frankfurt am Main, Daun und Xanten wurden verwaltungsrechtlich im „Katharinenwerk e.V Münster“, dann in der „Gesellschaft der Katharinenschwestern mbH“ zusammengeführt, die 2010 in der „Stiftung Regina Protmann“ aufging. Mit diesem Buch über den Neuanfang der ostpreußischen Schwestern nach der oft lebensbedrohlichen Vertreibung einschließlich eines Rückblicks auf die Gründung der Kongregation am Flüsschen Passarge in Braunsberg [Braniewo] gewinnt der Leser einen eindrucksvollen Bericht über die Lebenskraft einer katholischen SchwesternKongregation.

Deutsche Provinz St. Katharina (Hrsg.): „Katharinenschwestern in Westdeutschland. Ankunft und Beheimatung von Passarge an Ems, Main und Rhein“, St. Benno Verlag Leipzig 2023, kartoniert, 284 Seiten, 29,95 Euro