Claudia Roth hat im Gegensatz zu anderen Kabinettsmitgliedern so etwas wie eine Miniqualifikation für ihr Amt als Staatsministerin für Kultur mitgebracht: Zwei Semester Theaterwissenschaften, Assistentin im Theater und Managerin einer Band. Das heißt noch lange nicht, dass sie auch für ihr Amt befähigt wäre. Sie machte Front gegen das Kuppelkreuz auf dem Berliner Schloss, musste sich in Afrika, wo sie auf Antikolonialisierungs-Mission war, anhören, dass dies ein Problem der alternden Europäer sei, die jungen afrikanischen Länder hätten andere Sorgen. Eine Glanzleistung sollte die Rückgabe der Benin-Bronzen sein, was gründlich schiefging, denn in Nigeria hat es deutschen Kolonialismus nie gegeben, von einem unbedeutenden Streifen am Ostrand des Landes abgesehen. Nun sind die Stücke gar der Öffentlichkeit entzogen, weil sie einem Königshaus übergeben wurden.

Verheerend für Roths Image war die Kasseler Dokumenta, wo offene Antisemiten das Sagen hatten und dies für übelste Propaganda gegen den  Staat Israel nutzten. Hat Roth da eine lückenlose Aufklärung gefordert? Nicht, dass ich wüsste. Nun dagegen hat die Staatsministerin ein Machtwort gesprochen. Sie verlangt „lückenlose Aufklärung“ im Fall Till Schweiger. Anders als bei den Antisemiten auf der Dokumenta sind die Vorwürfe gegen Schweiger allerdings alles andere als bewiesen. Es handelt sich eher um das leider übliche denunziatorische Geraune, das einer Hexenjagd gleicht. Warum Schweiger? Im Jahr 2015 war er als bedingungsloser Unterstützer der Merkelschen Grenzöffnung für unkontrollierte Einwanderung ein Liebling von Roth, die seit Jahrzehnten „offene Grenzen“ fordert. 

Nun aber hat Schweiger die „Klimapolitik“ der Grünen scharf kritisiert und wurde umgehend aus allen Rohren beschossen. Eine Retourkutsche für unbotmäßige Regierungskritik?