18.05.2024

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Folge 19-23 vom 12. Mai 2023 / Energie und Zukunft / „Intelligente Stromzähler“ sind nicht risikofrei / Übertragungsnetzbetreiber können aus der Ferne auf die Smart Meter zugreifen – Strom-Rationierungen ebenso möglich wie Hackerangriffe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-23 vom 12. Mai 2023

Energie und Zukunft
„Intelligente Stromzähler“ sind nicht risikofrei
Übertragungsnetzbetreiber können aus der Ferne auf die Smart Meter zugreifen – Strom-Rationierungen ebenso möglich wie Hackerangriffe
Wolfgang Kaufmann

Die Europäische Union will die flächendeckende Einführung digitaler Messsysteme zur Ermittlung des Stromverbrauchs – angeblich, damit die Nutzer dieser sogenannten Smart Meter Energie sparen können. Angesichts dessen hat der Bundestag nun mit den Stimmen der Abgeordneten der Ampelparteien sowie der CDU/CSU-Fraktion und gegen den Willen der Fraktionen der Linken und der AfD das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) verabschiedet, die den beschleunigten Einbau der angeblich intelligenten Stromzähler vorschreibt. Diese sollen die bisherigen analogen elek-tromechanischen Ferraris- oder Induktionszähler ersetzen und so bald als möglich an 43 Millionen Messstellen die Verbrauchsdaten der bundesdeutschen Haushalte erfassen und weiterleiten. Deshalb enthalten die Smart Meter auch ein entsprechendes Kommunikationsmodul.

Allerdings bieten die neuen Zähler den Verbrauchern keineswegs nur Vorteile, sondern erlauben perspektivisch ebenso die Rationierung von elektrischer Energie, wenn sie mit einer Steuerbox versehen sind, über die der Übertragungsnetzbetreiber den Strom aus der Ferne abschalten kann. So beispielsweise im Falle von Instabilitäten aufgrund des Fehlens von Sonne und Wind.

Des Weiteren sollen die Smart Meter nicht nur die direkten Stromlieferanten mit allen möglichen Informationen versorgen, sondern noch diverse weitere Institutionen wie die Bilanzkreiskoordinatoren, welche für eine ausgeglichene Gesamtbilanz im deutschen Stromnetz verantwortlich zeichnen. Der daraus resultierende rege Datenverkehr schafft zahlreiche weit offene Einfallstore für Hacker. Daher zeigte sich das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) jahrelang sehr zögerlich, wenn es um die Zertifizierung von Smart Metern ging. Dieses Problem wurde jetzt dadurch aus der Welt geschafft, dass das fest in grüner Hand befindliche Wirtschaftsministerium in Fragen des Einsatzes der „intelligenten“ Stromzähler eine Weisungsbefugnis gegenüber dem BSI erhielt.

Das ändert freilich nichts an der Angreifbarkeit der Smart Meter, welche wie jeder Computer und die meisten Mobiltelefone auch eine IP-Adresse erhalten und dadurch im Internet auffindbar beziehungsweise „ansprechbar“ sind – und zwar von überall her auf der Welt. Dadurch können Hacker eines feindlichen Staates oder Cyber-Terroristen Zugang zum deutschen Stromnetz erlangen, was die Möglichkeit birgt, dieses aus der Distanz zu sabotieren oder gänzlich lahmzulegen. Aber selbst, wenn es sich bei den Personen, die auf die Smart Meter zugreifen, „nur“ um Kriminelle handelt, droht den Nutzern Ungemach: Anhand des Stromverbrauchs lässt sich zum Beispiel ermitteln, ob die Bewohner eines Hauses im Urlaub weilen und Einbrecher somit freie Bahn haben.

Für Verbraucher nicht zumutbar

Ein weiterer gravierender Nachteil der digitalen Stromzähler sind die Kosten. Im Gegensatz zu den analogen Geräten erfordert ihr Betrieb signifikante Mengen an elektrischer Energie, für die natürlich der Kunde zu zahlen hat. So wie auch für den Einbau und die Software, die nötig ist, um die Zählerdaten auszulesen, was die Voraussetzung für jegliche Stromersparnis darstellt. Daher kam eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zu dem höchst ernüchternden Ergebnis: Der massenhafte Einsatz von Smart Metern „führt zu einem gesamtwirtschaftlichen negativen Netto-Kapitalwert, und ist zudem für den Großteil der Kundengruppen wirtschaftlich nicht zumutbar. Selbst bei sehr optimistischen Annahmen kann die Mehrheit der Endverbraucher die mit dem Einbau und der Nutzung intelligenter Messsysteme für sie einhergehenden Kosten nicht durch Stromeinsparungen und Lastverlagerungen kompensieren.“

Teuer dürfte die Verbraucher zudem auch eine andere Eigenschaft der angeblich so nützlichen Stromzähler kommen, nämlich deren Ungenauigkeit. Bei Smart Metern wurden erhebliche Differenzen zwischen dem tatsächlichen und dem gemessenen Verbrauch beobachtet. Beispielsweise registrierten Forscher der niederländischen Universität Twente bei manchen Geräten Abweichungen nach oben von bis zu 600 Prozent. Allerdings haben Mitarbeiter im Energieversorgungssektor von Malta gezeigt, dass der Kunde sich gegen eine derartige staatlich sanktionierte Ausplünderung wehren kann, wenn er über das nötige technische Wissen verfügt und juristische Normen ignoriert. Die Malteser manipulierten etliche Smart Meter auf der Mittelmeerinsel, woraufhin diese deutlich weniger anzeigten.