18.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 19-23 vom 12. Mai 2023 / Ökologie / Die „Kokain-Nilpferde“ des Patrón erobern Kolumbien / Die Tiere aus dem einstigen Privatzoo von Drogenbaron Pablo Escobar sind in die Natur entwichen und vermehren sich prächtig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-23 vom 12. Mai 2023

Ökologie
Die „Kokain-Nilpferde“ des Patrón erobern Kolumbien
Die Tiere aus dem einstigen Privatzoo von Drogenbaron Pablo Escobar sind in die Natur entwichen und vermehren sich prächtig

Der kolumbianische Drogenbaron Pablo Emilio Escobar Gaviria alias „El Patrón“ stand lange an der Spitze des Medellín-Kartells, das unter seiner Führung Gewinne von durchschnittlich 420 Millionen US-Dollar pro Woche „erwirtschaftete“. Deshalb konnte sich Escobar Extravaganzen aller Art leisten. Hierzu gehörte der kostenintensive Ausbau der Hacienda Los Nápoles in der Nähe von Puerto Triunfo am Río Magdalena. 

So ließ der Drogenbaron auf dem 3000 Hektar großen Gelände unter anderem einen privaten Zoo errichten. In diesem lebten aus aller Welt eingeflogene Tiger, Giraffen, Elefanten, Nashörner, Zebras und Kamele sowie ab Anfang der 1980er Jahre dann auch vier Flusspferde.

Nach Escobars Tod bei einer Razzia im Dezember 1993 beschlagnahmte der kolumbianische Staat die Besitztümer des Kartellchefs und siedelte die Tiere in reguläre Zoos um. Nur die anderthalb Tonnen schweren, ziemlich aggressiven „Kokain-Nilpferde“ blieben zurück und vermehrten sich nachfolgend stark. 2012 zählte man bereits 35 dieser Paarhufer, und nun liegt deren Zahl bei rund 150. Außerdem eroberten sie ein immer größeres Terrain. Eines der Flusspferde wurde kürzlich sogar 370 Kilometer nördlich von Puerto Triunfo gesichtet. Experten schätzen die aktuelle Größe des Verbreitungsgebietes von Escobars ehemaligen Statussymbolen auf 2000 bis 13.500 Quadratkilometer.

Gefahr für einheimische Arten

Und damit stellen die Großsäuger jetzt eine invasive Art dar, welche zur ernsthaften Gefahr für die Umwelt in Kolumbien geworden ist. Das resultiert vor allem aus zwei Faktoren: Zum einen macht ihr Kot die Gewässer deutlich nährstoffreicher, sodass es zur Algenblüte mit nachfolgendem Fischsterben kommt. Zum anderen drohen die eigentlich in Afrika beheimateten Exemplare der Gattung Hippopotamus im Falle weiterer Wanderungen geschützte einheimische Arten wie die auch in Flüssen vorkommenden Seekühe zu verdrängen. 

Deshalb rieten Fachleute schon vor 20 Jahren zur Auslöschung der Flusspferd-Population in Kolumbien, was erfordert hätte, mindestens 30 Tiere pro Jahr zu erschießen. Das unterblieb jedoch aufgrund wütender Proteste der Bevölkerung, die nicht zuletzt daraus resultierten, dass die Hippos zu einer Touristenattraktion geworden waren.

Als Alternative versuchten die kolumbianischen Behörden, die vorhandenen Bullen zu kastrieren, was aber in lediglich vier Fällen gelang. Somit blieb letztlich nur noch die Suche nach geeigneten Tierparks, welche jedoch ebenfalls wenig erfolgreich verlief. Außerdem kündigte die neue Ministerin für Umwelt und nachhaltige Entwicklung, María Susana Muhamad González von der linken Partei Colombia Humana, im Januar dieses Jahres an, dem Schutz sämtlicher Tierarten Kolumbiens ab sofort oberste Priorität einzuräumen. Aus diesem Grunde ist momentan völlig offen, wie es mit den „Kokain-Nilpferden“ weitergehen soll. Auf jeden Fall können sie sich jetzt erst einmal ungestört weiter vermehren und so eventuell für immer in Südamerika heimisch werden. W.K.