18.05.2024

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Folge 19-23 vom 12. Mai 2023 / Schlesische Minderheit / Gemeinsam zur Kommunalwahl / Treffen nach Ostern – Die beiden regionalen Partein der Schlesier planen einen Zusammenschluss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-23 vom 12. Mai 2023

Schlesische Minderheit
Gemeinsam zur Kommunalwahl
Treffen nach Ostern – Die beiden regionalen Partein der Schlesier planen einen Zusammenschluss
Bodo Bost

Die Schlesier haben bei der Volkszählung besser abgeschnitten als erwartet. Deshalb haben sich die beiden regionalen schlesischen Parteien vereinigt und wollen 2024 mit einer gemeinsamen Liste bei der Kommunalwahl antreten.

Nach Ostern trafen sich die Parteiführungen zweier Parteien, die die Interessen der schlesischen Minderheit in der Republik Polen vertreten. Die Schlesische Regionalpartei (Slaska Partia Regionalna) und die Partei Schlesier gemeinsam (Partia Polityczna - Ślonzoki Razem) kehrten zur Zusammenarbeit zurück, nachdem die vorläufigen Ergebnisse der polnischen Volkszählung veröffentlicht worden waren. 

Polens oberstes Statistikamt hatte am 11. April erklärt, dass die größten ethnischen Gruppen in der Republik Polen nach den Polen die Schlesier und die Kaschuben, eine Volksgruppe zu der auch Günther Grass aus Danzig gehörte,  sind.  1,3 Millionen Menschen in Polen bekennen sich zu einer nicht-polnischen Nationalität, das heißt, 3,5 Prozent der Bevölkerung. Fast 600.000 polnische Staatsbürger bezeichneten sich als Schlesier, 176.900 Menschen gaben an, Kaschuben zu sein. 132.500 Menschen gaben bei der Volkszählung 2021 an, Deutsche zu sein. 38.700 Menschen taten dies, indem sie die deutsche als erste Nationalität angegeben haben. 93.800 Menschen gaben „Deutsch“ als zweite Zugehörigkeit an. Im Vergleich zum letzten Zensus im Jahre 2011 – damals bekannten sich 147.814 Bürger Polens zur deutschen Nationalität – hat die Deutsche Minderheit somit ungefähr 15.000 Zugehörige weniger zu verzeichnen.

Der Rückgang der Zahl der Schlesier im Vergleich zur Volkszählung von 2011 (damals waren es 846.700) ist vor allem darauf zurückzuführen, dass 2011 sich viele Menschen an ihre schlesischen Wurzeln erinnerten, nachdem der Vorsitzende der konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) Jarosław Kaczyński die Schlesier als „versteckte Deutsche“ bezeichnet hatte. Viele Menschen haben als Reaktion auf diese Worte gerade behauptet, Schlesier zu sein. Diesmal hat die PiS die Fehler der vergangenen Jahre nicht wiederholt und geschwiegen. 

Das Thema Schlesien ist seit 1919 für jede polnische Macht ein heikles Thema. Zu diesem Zeitpunkt war Schlesien hauptsächlich von Deutschen bewohnt, da das Land seit 1526 zu Österreich und seit 1748 zu Preußen gehörte. Um ihre Ansprüche auf Oberschlesien geltend zu machen, organisierten die Polen 1919 und 1920 mit Unterstützung der Entente-Truppen zwei Aufstände. Es wurde beschlossen, eine Volksabstimmung in Oberschlesien durchzuführen, und am 20. März 1921 sprachen sich 59,5 Prozent der Einwohner für den Verbleib bei Deutschland aus. Doch die Polen organisierten einen dritten Aufstand und erreichten, dass die Entente und der Völkerbund Oberschlesien aufteilten und einen Teil an Polen übergaben.

PiS vermied diesmal Fehler

In der Zwischenkriegszeit erhielt Oberschlesien mit seiner Hauptstadt Kattowitz eine formale Autonomie, an die man sich in der Region noch heute erinnert. Eines der Elemente dieser Autonomie war die Gleichstellung der polnischen, der deutschen und wasserpolnischen Sprache in den offiziellen Strukturen. Nach 1945, als der verbleibende Teil Oberschlesiens und Niederschlesien mit seinem Zentrum in Breslau in das kommunistische Polen eingegliedert wurde, war jedoch von einer Autonomie keine Rede mehr. Das historische Schlesien wurde auf vier Woiwodschaften aufgeteilt, und die Behörden in Warschau weigern sich, die Schlesier als nationale Minderheit und die schlesische als eigenständige Sprache anzuerkennen und ihren Unterricht in den öffentlichen Schulen zu gewährleisten, obwohl dies in den EU-Rechtsvorschriften gefordert wird. Der Volkszählung zufolge verwenden 457.900 polnische Bürger regelmäßig die schlesische (wasserpolnische) Sprache, und für 53.300 Bürger ist es die einzige Alltagssprache.

Schlesier haben an Selbstbewusstsein gewonnen

Im Jahr 2018 schlossen sich die Schlesische Regionalpartei und die Partei Schlesier gemeinsam zusammen, um bei den Kommunalwahlen in der Woiwodschaft Schlesien anzutreten, und gewannen über 100.000 Stimmen (etwa 6 Prozent). Dies war ein beispielloser Erfolg für die Regionalparteien in der Republik Polen und bot die Möglichkeit, die „schlesische Idee“ zu fördern. Doch nach diesem Erfolg zerstritten sich die schlesischen Parteien sowohl untereinander als auch intern, sodass die Schlesier bis vor Kurzem keine eigene politische Vertretung hatten.

Die Situation ändert sich jedoch jetzt. Bislang lässt sich nur schwer vorhersagen, in welcher Form sich die schlesischen Parteien an den Parlamentswahlen in Polen beteiligen werden, die im Herbst dieses Jahres stattfinden sollen. Aber bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 2024 planen die schlesischen Politiker, mit einer einzigen Liste anzutreten, die zur Bildung von öffentlichen Organisationen, vor allem im Kultur- und Bildungsbereich, einlädt.