18.05.2024

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Folge 19-23 vom 12. Mai 2023 / Der Wochenrückblick / Gefälligst hinnehmen / Was die Geschichte um die Benin-Bronzen lehrt, und warum grünes Gestrüpp gar kein Gestrüpp ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-23 vom 12. Mai 2023

Der Wochenrückblick
Gefälligst hinnehmen
Was die Geschichte um die Benin-Bronzen lehrt, und warum grünes Gestrüpp gar kein Gestrüpp ist
Hans Heckel

An der Geschichte um die Benin-Bronzen stimmt schlichtweg gar nichts, so schräg und kabarettistisch kommt die Sache daher. Was andererseits bedeutet: Wer ein plastisches Bild von den Verirrungen und Verblendungen unserer Epoche erlangen will, für den stimmt hier einfach alles.

Deutschland hat, so lesen wir allenthalben, die Artefakte von „unschätzbarem Wert“ endlich an seinen legitimen Eigentümer, also das nigerianische Volk, „zurückgegeben“. Richtig? Nein: Das Volk hat sie nicht bekommen, sondern der gegenwärtige Chef des Herrscherhauses des untergegangenen Königreichs Benin. Und wie ist das mit dem „unschätzbaren Wert“? 

Stimmt auch nicht ganz: Die Figuren wurden aus Metall hergestellt, welches die afrikanischen Neu- oder Wiederbesitzer der Statuen einst als Bezahlung für Sklaven eingefordert haben, die sie an Engländer, Franzosen, Spanier, Portugiesen oder sonst wen verschacherten. Zumindest der Materialwert der Bronzen ließe sich also recht präzise ermitteln, und zwar in der Zahl der Menschenschicksale, die in jedem einzelnen Stück stecken. Gruselig, nicht wahr? Ja, aber so ist Geschichte leider. Die eitle Gut-Böse-Inszenierung der Baerbocks und Roths zerschellt an dieser Wirklichkeit wie ein Sperrholzkahn an Basaltklippen.

Die grünlinke Interpretation von „historischer Verantwortung“ ist an diesen Klippen gleich mit geborsten – was die Ampel allerdings kein bisschen beeindruckt. Von dort hieß es als Reaktion auf die Nachricht, dass die Bronzen nicht in ein öffentliches Museum, sondern in den Privatbesitz der Nachfahren der Sklavenhändler gelangen, das müssten die Deutschen (die das Museum in Nigeria bezahlt haben) „gefälligst hinnehmen“.

So kurz also ist der Weg von der „feministischen Außenpolitik“, die der gesamten Menschheit von Berlin aus bis in die Familien hineinregieren will, zurück zum eisernen Prinzip der „Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten“ anderer Länder. Man nimmt’s halt immer so, wie’s gerade passt.

Das gilt allerdings nicht für alle. Die New Yorker „Restitution Study Group“ ist ziemlich sauer über die deutsche Großzügigkeit. Die Gruppe, die sich mit der Geschichte der Sklaverei beschäftigt, findet den Schritt mehr als anrüchig, da sich das Königreich Benin nun einmal eifrig am transatlantischen Sklavenhandel beteiligt habe. Wenn man’s zu Ende denkt, müssten die afrikanischen Staaten längst Wiedergutmachungszahlungen an die Nachfahren der Sklaven in den amerikanischen Ländern leisten. Aber davon redet eigenartigerweise niemand. Stattdessen erstatten wir den Erben der afrikanischen Sklavenbarone die Beute aus ihren guten Geschäften, obwohl unsere Vorfahren die Statuen rechtmäßig (von den Briten) gekauft und nicht etwa „geraubt“ haben.

Wie gesagt: An der Geschichte stimmt nichts – und gerade deshalb alles. Was wohl die Zukunft bringt? Nein, damit meine ich nicht die unbeirrbare Entschlossenheit Deutschlands, auch die übrigen, noch befindlichen Bronzen an irgendwelche Nigerianer zu übereignen. Die steht! Es geht um ganz etwas anderes: Was geschieht eigentlich, wenn die Nigerianer einzelne Bronzen auf dem Weltkunstmarkt feilbieten? 

Hart zum Bürger, weich zum Staat

Ich weiß, ich weiß: „Müssen wir gefälligst hinnehmen!“ Aber muss der stolze Käufer nicht auch damit rechnen, dass er später unter schwersten moralischen Vorhaltungen zur „Rückgabe“ der Kunstwerke an Nigeria gedrängt wird? Die Ausrede, er habe die Werke rechtmäßig gekauft, zählt ja nicht. Das hatten die Deutschen einst auch. Also was dann? Och, da fällt mir eine gute Lösung ein: Deutschland erstattet dem Käufer einfach den Kaufpreis und gibt die Figuren dann erneut an Nigeria zurück. Schließlich haben die deutschen Steuerzahler auch schon das Museum in der nigerianischen Hauptstadt Abuja bezahlt, in dem fürs Erste gar nichts ausgestellt wird. Wir zahlen gern.

Das heißt: wir Steuerzahler. Sofern es den Staat betrifft, muss man da schon differenzieren, wie wir an einem ganz anderen Thema sehen können. Nach und nach rutscht durch, welche Kosten auf Länder und Kommunen zukommen wegen der Habeckschen Attacke auf die Heizungen. Entsprechend unüberhörbar schwillt das Wehklagen der Kämmerer an. Und siehe da: Die knallharte Befehlsrhetorik, mit welche das Klimaministerium auf die einfachen Bürger eindrischt, weicht wattiger Kompromissbereitschaft. 

Von Ausnahmen beim grünen Energiegesetz bei öffentlichen Einrichtungen ist die Rede. Solche Ausnahmen sollten Sie sich mal ausbedingen, ha! Dann auch das noch: Nebenbei tropfte die Information durch, dass selbst der Reichstag nicht geeignet sei für die Beheizung mit Wärmepumpen. Diese Nachricht mag das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Über Nacht ist just die Rede davon, die Fristen beim Heizungsgesetz für alle Gebäude deutlich elastischer zu setzen als bislang angedacht – ehe im Winter die Eiszapfen von der Reichstagskuppel aufs Rednerpult krachen.

Dass der Staat mit seinen eigenen Gesetzen nicht zurechtkommt, ist allerdings nichts Neues. Die Behörde, welche die Liegenschaften des Bundes verwaltet, kommt mit den Grundsteuererklärungen nicht hinterher, lesen wir. Daher hätten die Landesfinanzämter still und leise großzügige Fristenverlängerungen gewährt. Haben Sie nicht mitbekommen? Nachvollziehbar, das wurde auch nicht gerade groß kommuniziert, was wiederum verständlich ist. Macht ja doch einen komischen Eindruck.

Das Zurückweichen bei der Heizungsattacke fällt ärgerlicherweise zusammen mit der sich immer weiter aufblätternden Clanstory um die Graichens, jener schrecklich blamourösen Familie. Minister Habeck lässt nur so wenig wie möglich zu der Sache verlauten, obwohl sich wohl ganz Deutschland dafür interessiert, was der „Rooobäärrt!“ wirklich darüber denkt.

Die echte Verteidigung der Graichens und all der übrigen, die da noch mitfilzen, übernehmen andere. Die Chefredakteurin der „taz“ etwa, Barbara Junge, die im ARD-„Presseclub“ vergangenen Sonntag das grünlinke Selbstverständnis auf den Punkt brachte. Man könnte Junges Plädoyer so zusammenfassen: Das grüne Lobbyistengestrüpp ist gar kein Gestrüpp, weil die dortigen Fädenzieher ein allgemeines Interesse an der Erhaltung der Lebensgrundlagen verfolgen. Anders ist das bei Lobbys, welche wirtschaftliche Interessen im Blick haben.

Da haben wir’s: Grünlinke Machtausübung und Postenvergabe können gar nicht anrüchig sein, weil Grünlinks immer recht hat. Auf diesem Pfad kann man jede erdenkliche Regel, jedes Gesetz und alle Anforderungen an guten Stil getrost niedertrampeln, ohne jemals Rechtfertigungsdruck zu empfinden, ganz zu schweigen von Unrechtsbewusstsein. Das sollten wir uns merken, denn es macht die völlige Schmerzlosigkeit gewisser Kreise überhaupt erst verständlich.