Die Tiefe Geothermie hat nur noch wenige Kritiker, dennoch ist es gut, auch deren Argumente zu kennen. So werden vor allem von der Bohrung selbst ausgehende Gefahren ins Feld geführt. Die Lernkurve der Bohringenieure ist allerdings inzwischen so gut, dass bebenfreies, hydraulisches Stimulieren des Untergrunds (Fracking) technisch machbar ist, wie die Geologin Inga Moeck erst vor Kurzem im bayrischen Wolfratshausen hat nachweisen können.
Argumentiert wird zudem mit der These, mit dem Fördern des heißen Lagerstättenwassers würde der Druck im Untergrund abnehmen und dies würde zu Absenkungen und Beben führen. Das ist deshalb nicht der Fall, da mit der Reinjektion des abgekühlten Lagerstättenwassers im geschlossenen Kreislauf auf das ursprüngliche Niveau im Rahmen der Dublettenbohrung der Druck im Untergrund gleichbleibend ist.
Als dritter Kritikpunkt wird außerdem auf eine theoretisch mögliche Vermischung des giftigen Lagerstättenwassers mit trinkbarem Grundwasser verwiesen. Altersbedingt kann jede Bohrung und jeder Trinkwasserbrunnen abgängig sein. Und in der Tat gab es in Emlichheim, wo Wintershall-Dea eine alte Einpressbohrung betreibt, eine Leckage in der betagten Bohrung, aus der zwischen 2014 und 2018 bis zu 220.000 Kubikmeter Lagerstättenwasser in den Untergrund ausgetreten sein könnten.
Sträfliche Nachlässigkeit
Doch das Unternehmen hat die Intaktheit der Bohrung nicht regelmäßig überprüft, mithin sträfliche Nachlässigkeit an den Tag gelegt. Grundwasser war durch die Leckage im Übrigen nicht betroffen, da sich die Trinkwasserreservoirs einige hundert Meter oberhalb des Lecks befinden. Bohrungen werden inzwischen auf Höhe von Trinkwasserreservoirs mit mehreren Ummantelungen abgesichert, die Sicherheit der Bohrungen regelmäßig mit sensiblem Gerät überprüft. Soweit die Standards eingehalten werden, sind Risse in den Bohrungen leicht feststellbar. Hinzukommt, dass bei einer reinen Einpressbohrung der Druck zunehmend ansteigt. Das ist bei einem Kreislaufsystem nicht der Fall.
Nicht zuletzt stören sich Naturschutzverbände an Additiven, die dem erkalteten Lagerstättenwasser zugeführt werden. Die Chemikalien gehörten nicht in den Untergrund. Die Additive sind dosierte Zusätze, um Ablagerungen in der Injektionsbohrung und im Untergrund zu verhindern. Ohne Additive in dem ohnehin giftigen Lagerstättenwasser müsste indessen mit Verschlüssen im Untergrund gerechnet werden, was wiederum Fracking nach sich ziehen würde. Daher akzeptieren sogar Grüne inzwischen die Nutzung von Additiven.B.K.