19.05.2024

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Folge 20-23 vom 19. Mai 2023 / Pharmabranche / Gewinneinbruch bei Biontech / Das Ende der Corona-Pandemie hinterlässt seine Spuren – Aber der Vorstand gibt sich optimistisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-23 vom 19. Mai 2023

Pharmabranche
Gewinneinbruch bei Biontech
Das Ende der Corona-Pandemie hinterlässt seine Spuren – Aber der Vorstand gibt sich optimistisch
Wolfgang Kaufmann

Das börsennotierte Mainzer Pharmaunternehmen Biontech, das gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer den Corona-Impfstoff Comirnaty auf den Markt gebracht hat, zählt zu den großen Gewinnern der Covid-19-Pandemie. 2021 lag der Umsatz bei knapp 19 Milliarden Euro und der Netto-Gewinn bei 10,3 Milliarden. Und auch 2022 waren die Zahlen noch beeindruckend. Der Umsatz betrug 17,3 Milliarden Euro und der Gewinn 9,4 Milliarden. Doch inzwischen hat die Nachfrage nach Comirnaty deutlich nachgelassen. Das zeigen die Ergebnisse des ersten Quartals 2023. Der Umsatz fiel von 6,37 Milliarden im gleichen Zeitraum des Vorjahres auf 1,27 Milliarden und der Netto-Gewinn um über 86 Prozent von 3,69 Milliarden auf 502 Millionen Euro. 

Laut dem Biontech-Finanzvorstand Jens Holstein entsprach dieser Rückgang den Erwartungen des Managements. Den Umsatz- und Gewinneinbruch begründete der Vorstandsvorsitzende von Biontech, Uğur Şahin, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mit der mittlerweile nur noch saisonalen Nachfrage nach dem Impfstoff. Deshalb rechnet er erklärtermaßen in der zweiten Jahreshälfte wieder mit höheren Verkaufszahlen und einem Gesamtumsatz für 2023 von rund fünf Milliarden Euro. Inwieweit Biontech zusätzlich auch von Abgeltungszahlungen für bereits bestellte, aber nicht mehr benötigte Vakzin-Dosen profitieren könnte, ließ er unerwähnt. Der Biontech-Partner Pfizer will sich die überflüssig gewordenen Dosen in einer Größenordnung von 280 Millionen Stück mit zehn Euro pro Dosis vergüten lassen.

Ansonsten betrachtet Biontech das laufende als „eine Art Übergangsjahr“, das durch drei Veränderungen gekennzeichnet sei. Zum Ersten plant das Unternehmen, fortgeschrittene Corona-Impfstoffe herauszubringen, die sich besser an die ständig neuen Virus-Varianten anpassen lassen. In diesem Zusammenhang versprach Şahin, der Wirkstoff der nächsten Generation werde vor schweren Corona-Erkrankungen schützen.

Argumente für den Optimismus

Zum Zweiten ist vorgesehen, weitere mRNA-Impfstoffe gegen Gürtelrose und Tuberkulose zu entwickeln. Die Gürtelrose zählt zu den häufigeren Nebenwirkungen der Corona-Vakzine. Diese neuen Produkte werden bereits in klinischen Studien getestet.

Zum Dritten teilte Biontech mit, in die Entwicklung von mRNA-basierten Therapien gegen Krebs einsteigen zu wollen. „Wir haben wesentliche Fortschritte gemacht und bereiten den Beginn einer ersten klinischen Phase-3-Studie im Bereich Onkologie vor“, erklärte Şahin. Im Detail geht es um den versuchsweisen Einsatz neuer Antikörper zur Heilung von Patienten mit Lungenkarzinomen, der noch in diesem Jahr anlaufen könnte. Biontechhatte dazu im März eine strategische Zusammenarbeit mit dem US-Krebsspezialisten OncoC4 vereinbart.

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollen dieses Jahr bei 2,6 Milliarden Euro liegen. Das sind rund 13 Prozent des Netto-Gewinns von Biontech während der Corona-Jahre 2021 und 2022.