19.05.2024

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Folge 20-23 vom 19. Mai 2023 / Gruß aus der Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-23 vom 19. Mai 2023

Gruß aus der Geschichte
René Nehring

Die Akzeptanz historischer Realitäten erfolgte mit deutscher Gründlichkeit. Mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag und dem deutsch-polnischen Grenzvertrag von 1990 gab die Bundesrepublik Deutschland nicht nur jeglichen Anspruch auf eine Wiedervereinigung mit dem historischen deutschen Staatsgebiet östlich von Oder und Neiße auf – führende Repräsentanten taten fortan sogar so, als hätte es die Siedlungsgeschichte im Osten nie gegeben. 

Dass die Geschichte keineswegs schläft, zeigt sich seitdem immer wieder. So erwarteten und erwarten gerade die ostmitteleuropäischen Staaten nicht nur ein stärkeres Engagement jenes Landes, das diesen Raum in den Jahrhunderten zuvor maßgeblich geprägt hat und für sie selbst der erste und wichtigste Partner in Europa ist. Vielmehr zeigt sich, dass in den zwischenstaatlichen Beziehungen unserer Nachbarn die offenen Fragen der Vergangenheit noch immer ein bestimmender Faktor der Politik sind. 

Ein Beispiel dafür gab nun die Republik Polen, die vor wenigen Tagen ankündigte, dass im polnischen Sprachgebrauch für die Stadt Königsberg in Preußen künftig nicht mehr der sowjetisch-russische Name Kaliningrad verwendet werden soll, sondern der alte polnische Name Królewiec (siehe hierzu die Seite 13 dieser Ausgabe). 

Tagesaktuell stellt sich damit unweigerlich die Frage nach den Motiven für diesen Schritt, schließlich konnte Polen den Namen von Stalins Gehilfen schon vor dreißig Jahren tilgen. Ist es wirklich nur ein symbolischer Akt – oder steckt dahinter die Vorbereitung etwaiger kommender Gebietsansprüche? 

Über den Tag hinaus lehrt das polnische Agieren, dass die Vergangenheit eben nicht schläft. Und dass die Ignoranz von heute schon bald das nächste Problem von morgen sein kann.