19.05.2024

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Folge 20-23 vom 19. Mai 2023 / Jürgen Pooch / Von Insterburg ans Ohnsorg-Theater

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-23 vom 19. Mai 2023

Jürgen Pooch
Von Insterburg ans Ohnsorg-Theater
Manuel Ruoff

Über viele Jahre waren er und Heidi Mahler, die Tochter der legendären Volksschauspielerin Heidi Kabel und ihres Mannes Hans Mahler, das Traumpaar des Hamburger Ohnsorg-Theaters, und für viele sind sie es noch immer. Dabei war er, Jürgen Pooch, noch nicht einmal ein Hamburger Buttje gewesen, sondern ein ostpreußischer Lorbass. Vor 80 Jahren, am 21. Mai 1943, kam Pooch in der Heimat seiner Mutter, einer geborenen Seidenberg, im Insterburger Stadtteil Sprindt, zur Welt. Doch schon bald zog die kleine Familie nach Danzig, von wo der Vater stammte. Jener fiel 1944 in Kurland. Mutter und Sohn flohen mit dem letzten Schiff aus Danzig. Über Lübeck gelangten sie schließlich mit Pferd und Wagen nach Flensburg-Mürwik, wo sie in der Marinesiedlung wohnten. Dort ging der Junge zur Schule und erlernte anschließend auf Wunsch seiner Mutter mit dem Handelskaufmann einen ordentlichen Beruf.

Doch trieb es ihn auf die Bretter, die angeblich die Welt bedeuten. Nachdem er schon in Flensburg an der Niederdeutschen Bühne erste Theatererfahrungen als Statist, im Chorgesang und in kleineren Rollen gesammelt hatte, besuchte er in Hamburg die Schauspielschule von Hildburg Freese. Die Ausbildung finanzierte er mit Arbeiten an dortigen Theatern. 

Im damaligen Künstlertheater im Hamburger Stadtteil Eppendorf wurde er in den 60er Jahren vom seinerzeitigen Intendanten des Ohnsorg-Theaters, Hans Mahler, entdeckt, der ihn an seine Bühne holte. Pooch debütierte am Ohnsorg-Theater als Taxifahrer in dem Lustspiel „Froonslüd sünd ook Minschen“. Dass dem Debüt eine Festanstellung folgte, mag auch daran gelegen haben, dass er und die Tochter des Intendanten ein Paar wurden, auf der Bühne und auch im wirklichen Leben. 1981 heirateten die beiden. Leider hielt die Ehe, die angesichts der vielen gemeinsamen Happy Ends auf der Bühne perfekt schien, nur bis 1985. Dann gingen beide getrennte Wege. Pooch heiratete 1992 ein zweites Mal, Christel Basilon.

Außer als Schauspieler arbeitete Pooch auch als Hörspielsprecher. Als Autor übertrug er einige Theaterstücke in die niederdeutsche Sprache, und als Regisseur brachte er sie zur Aufführung. 1988 erlitt er einen Herzinfarkt, und 1991 wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert. Nach einer Gehirnblutung musste der Schauspieler wieder Sprechen und Gehen lernen. 1996 konnte er noch sein 30. Bühnenjubiläum am Ohnsorg-Theater feiern, zwei Jahre später, am 18. August 1998, starb der Krebskranke während eines Türkeiurlaubs an akutem Herzversagen.