19.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 20-23 vom 19. Mai 2023 / Nördliches Ostpreussen / „Kaliningrad“ wird wieder Königsberg / Die Stadt heißt in Polen künftig „KrÓlewiec“ – Russland kontert mit deutschen Namen schlesischer Städte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-23 vom 19. Mai 2023

Nördliches Ostpreussen
„Kaliningrad“ wird wieder Königsberg
Die Stadt heißt in Polen künftig „KrÓlewiec“ – Russland kontert mit deutschen Namen schlesischer Städte
Bodo Bost

In der Republik Polen wird man in Zukunft den Namen „Kaliningrad“ weder in Büchern noch auf Straßenschildern mehr lesen können. Polen kehrt zu der traditionellen polnischen Bezeichnung „Królewiec“, was übersetzt Königsberg heißt, zurück, weil dieser Name mit seiner Geschichte und seinem kulturellen Erbe verbunden sei. Die Änderung ist symbolisch, sie ist keine Aussage bezüglich der Staatszugehörigkeit des Königsberger Gebiets.

Auf Initiative lokaler Regierungsvertreter, des Woiwodschaftsamts Ermland und Masuren in Allenstein, unterstützt durch einen Vorschlag des Ministers für Entwicklung und Technologie, hat die Kommission für die Standardisierung geografischer Namen jenseits der polnischen Grenzen, die unter der Schirmherrschaft des Obersten Landvermessers agiert, auf einer Sitzung im April dieses Jahres einen Beschluss gefasst, dass für die Stadt Königsberg nur der polnische Name Królewiec und für das Königsberger Gebiet der Name Królewiec Oblast empfohlen wird. Die Kommission für die Standardisierung der geographischen Namen jenseits der polnischen Grenzen setzt sich aus Fachleuten aus den Bereichen Geografie, Geschichte, Linguistik und Kartografie zusammen. 

„Kaliningrad“ sei „künstlich“

„Die Namensgebung Kaliningrad ist uns aufgezwungen, sie ist künstlich und hat nichts mit der regionalen Geschichte zu tun. Die Tatsache, dass eine große Stadt in der Nähe unserer Grenze nach Michail Kalinin benannt wurde, das heißt nach einem Verbrecher, der unter anderem 1940 den Erlass unterschrieben hat, in Katyn 25.000 polnische Offiziere und 

Intellektuelle zu ermorden, weckt bei den Polen negative Emotionen“, begründete Minister Waldemar Buda die Namensänderung. Kalinin, der 1946 starb, war ein Handlanger Stalins, der jahrzehntelang formal Staatsoberhaupt der Sowjetunion war – ohne über große Macht zu verfügen. 

Namensgebungen spielten im Konzept der „Russkij Mir“-Ideologie und vor allem im parallel zum Ukrainekrieg, der als „Spezialoperation“ bezeichnet werde, geführten Informationskrieg eine wichtige Rolle. Deshalb sehe sich Polen zu diesem Schritt veranlasst, fügte Minister Buda hinzu. Der Beschluss trat am Tag seiner Veröffentlichung auf der Webseite der Kommission in Kraft.

Die Stadt heißt auch in Litauen traditionell und bis heute in vielen litauischen Dokumenten und Landkarten Kara-liaučius. Im letzten Jahr gab es in Tschechien, wo die Stadt Královec heißt, einen eher ironisch gemeinten Versuch, in Form eines böhmischen Geschichtsrevisionismus Ansprüche auf diese Stadt und das Gebiet zu erheben. 

Russland protestiert

„Es ist keine Russophobie mehr, es ist ein an Wahnsinn grenzender Prozess, was in Polen passiert“, antwortete Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow auf die Frage, wie er dazu stehe, dass „Kaliningrad“ in Polen wieder Königsberg heißen soll. Auch der ehemalige russische Präsident Dmitrij Medwedew äußerte sich zu diesem Thema. „Die polnischen Russophobiker wollen eine Geschichtslehrstunde geben, indem sie die russische Stadt Kaliningrad in Polnisch zu Królewiec umschreiben“, schrieb er auf Twitter. „Nun, in diesem Fall gibt es für uns kein Gdansk, sondern Danzig, kein Szczecin, sondern Stettin, kein Poznan, sondern Posen, kein Wrocław, sondern Breslau. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen“, fügte er hinzu. 

In der Tat werden seit einigen Wochen in russischen Staatsmedien immer öfter die alten deutschen Städtenamen in Schlesien und Pommern verwendet.