18.05.2024

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Folge 21-23 vom 26. Mai 2023 / Sklaverei Die gängige Schuldzuweisung ist einseitig. Ignoriert werden die Täter aufseiten der Afrikaner und Moslems sowie die weißen, christlichen, europäischen Opfer / Ungefähr 50 Millionen akut Betroffene / Die Sklaverei hat nicht nur eine lange Geschichte, sondern auch eine erschreckend lebendige Gegenwart

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-23 vom 26. Mai 2023

Sklaverei Die gängige Schuldzuweisung ist einseitig. Ignoriert werden die Täter aufseiten der Afrikaner und Moslems sowie die weißen, christlichen, europäischen Opfer
Ungefähr 50 Millionen akut Betroffene
Die Sklaverei hat nicht nur eine lange Geschichte, sondern auch eine erschreckend lebendige Gegenwart
Wolfgang Kaufmann

Der transatlantische Sklavenhandel, in dessen Zuge zwischen 1501 und 1866 rund zwölf Millionen Schwarzafrikaner nach Amerika verschleppt und dort als Arbeitskräfte ausgebeutet wurden, zählt mit Recht zu den größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit aller Zeiten. Allerdings konnten die europäischen Sklavenhändler ihr brutales Geschäft nur deshalb betreiben, weil die „Ware“ in den Häfen von Westafrika bereitstand – bereitwillig geliefert von einheimischen Stammesfürsten, die große Teile des Kontinents nach potentiellen Sklaven durchkämmen ließen, um sich zu bereichern. 

Etwa jeder Fünfte der zwangsweise in die Neue Welt gebrachten Afrikaner war eine „Kriegsbeute“ der Herrscher des Königreiches von Benin im heutigen Nigeria. Diese erhielten im Austausch für die Sklaven unter anderem Bronze, aus der die Kunstgegenstände entstanden, welche die Bundesrepublik nun an den Nachfolger der Sklavenjäger von einst zurückgab.

Die grausame Sklavenhatz, die noch vor dem Abtransport per Schiff bereits in Afrika 30 Millionen Menschen das Leben gekostet hat, resultierte keineswegs aus der plötzlichen Nachfrage seitens der europäischen Händler ab Beginn des 16. Jahrhunderts, sondern begann bereits im Jahre 652. Damals diktierte der Statthalter von Ägypten, Emir Abdallah ibn Sa’d, dem nubischen König Khalidurat einen Vertrag, dem zufolge er 360 Sklaven pro Jahr als Tribut abzuliefern habe. Das war der Einstieg in das System der arabomuslimischen Sklaverei, das parallel zur Sklaverei im subsaharischen Afrika bestand und de facto bis heute fortexistiert (siehe unten). 

Königreich von Benin

Laut dem französisch-senegalesischen Anthropologen Tidiane N’Diaye versklavten arabische Muslime 17 Millionen Schwarzafrikaner. Von Anbeginn an galt dieses Vorgehen als religiös verdienstvoll, weil es sich bei den Betroffenen angeblich um „Ungläubige“ und „Götzendiener“ handelte. N’Diaye geht außerdem davon aus, dass drei von vier verschleppten Afrikanern auf dem Weg zu den „Endkunden“ in den islamischen Reichen in Nord- und Zentralafrika sowie im Nahen Osten starben. Diese hohen Verluste führt er vor allem auf die endlosen Todesmärsche quer durch die Sahara und den überaus barbarischen Brauch zurück, männliche Sklaven zu kastrieren, um sie hernach besonders gewinnbringend als Eunuchen zu verkaufen. Dass solche Verbrechen bislang unaufgearbeitet blieben, führt N’Diaye auf ein „Stockholm-Syndrom afrikanischer Art“ zurück.

Diesem arabomuslimischen Sklavenhandel fielen neben zahlreichen Schwarzafrikanern auch um die 1,25 Millionen christliche weiße Europäer zum Opfer – so die Schätzung des US-amerikanischen Historikers Robert Davis. Als Hauptakteure fungierten in diesem Fall nordafrikanische Korsaren aus dem Sultanat Marokko sowie den sogenannten Barbareskenstaaten im Raum um Algier, Tunis und Tripolis. Zwischen 1530 und 1780 machten sie an den Küsten der europäischen Mittelmeerländer Jagd auf das „Weiße Gold“, das sie anschließend auf den Sklavenmärkten des Maghreb verhökerten. Einige der Raubzüge führten bis nach Cornwall, Wales, Irland und Island. Dieses Treiben endete erst, als mehrere europäische Großmächte Strafexpeditionen starteten, um die Flotten der Barbareskenstaaten zu vernichten, und Frankreich Algerien ab 1830 zu seiner Kolonie machte.

Osmanisches Reich

Ebenfalls in den Sklavenhandel im Mittelmeerraum und auf der Arabischen Halbinsel involviert war das Osmanische Reich, das seinen „Nachschub“ außerdem auch vom Balkan und aus dem Gebiet rund um das Schwarze Meer bezog. Selbst sehr viel nördlichere Regionen wie Ostpreußen waren zeitweise betroffen. 1656 kam es während des Zweiten Nordischen Krieges im Zuge der Invasion muslimischer Heere aus dem mit Polen-Litauen verbündeten Krim-Khanat, dem sogenannten Tatarensturm, zur Verschleppung von 34.000 Untertanen des Großen Kurfürsten, von denen die meisten irgendwo im Machtbereich der Osmanen als Sklaven endeten.

Während der für seinen transatlantischen Sklavenhandel immer wieder heftig gescholtene Westen seit dem 19. Jahrhundert gegen jegliche Form der Sklaverei ankämpfte und dabei auch die militärische Konfrontation mit Sklavenhändlerstaaten oder -dynastien suchte, bestand die Institution der Sklaverei in vielen Ländern außerhalb Europas und Nordamerikas fort. Heute gibt es laut der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen noch um die 50 Millionen Sklaven.