Die Stellungnahme des neuen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Kai Wegner (CDU), schlug ein wie eine Bombe. Er sprach sich gegen das Gendern in der Verwaltung aus. Er wolle so schreiben, wie er es in der Schule gelernt habe. Aber ach, da kreißte ein Berg und gebar ein Mäuslein. Ganz schnell wurde klar, dass sich in der Verwaltung nichts ändern würde, denn eine Rücknahme der Verordnung, dass die Texte der Ämter gegendert werden müssen, soll es nicht geben. 

Jeder, so Wegner, solle sprechen, wie er wolle. Der Unterschied, ob sich eine Einzelperson für oder gegen Gendern entscheidet, oder ob die Verwaltung per Verordnung gezwungen wird, das zu tun, ist ihm nicht klar. Wegner hat mal kurz rechts geblinkt, ist aber nach links abgebogen – indem er klarmacht, dass er nicht daran denkt, linke Dogmen zu schleifen. Prompt hatte seine Vorgängerin Franziska Giffey (SPD) getwittert: „Eine leicht verständliche und inklusive Sprache ist kein Widerspruch, sondern unser Anspruch. Denn Sprache macht Denken und die Position der SPD ist klar.“ 

Dass die Bevölkerung zu zwei Dritteln das Gendern ablehnt und die „leichte Sprache“ nicht nur unsere reiche Muttersprache ruiniert, ist Giffey egal. Der Teufel steckt in einem Detail, das Giffey in aller Einfalt erwähnt hat. „Sprache macht Denken“ ist eine einfache Abwandlung des Marxschen Satzes, dass die Sprache die Wirklichkeit der Gedanken sei. Wenn bestimmte Begriffe unter Kuratel gestellt werden, können sie bald nicht mehr gedacht werden und verschwinden aus dem allgemeinen Gebrauch. Beim Gendern und der „einfachen Sprache“ handelt es sich um eine perfide Methode, die Gedanken zu kontrollieren. Bei Giffeys „moderner Gesellschaft“ handelt es sich um ein Gebilde, in dem Untertanen widerspruchslos staatlichen Anweisungen folgen.