18.05.2024

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Folge 21-23 vom 26. Mai 2023 / Ausstellung / Ein herausragender Klosterbruder / Berliner Gemäldegalerie stellt den von Dürer gelobten altniederländischen Maler Hugo van der Goes vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-23 vom 26. Mai 2023

Ausstellung
Ein herausragender Klosterbruder
Berliner Gemäldegalerie stellt den von Dürer gelobten altniederländischen Maler Hugo van der Goes vor
Dirk Klose

Endlich wieder eine große klassische Ausstellung in Berlin: Präsentiert werden in noch nie gezeigter Breite der altniederländische Maler Hugo van der Goes (1440–1482/83) und sein Umfeld. Mit 60 Bildern aus Europa und Amerika ermöglicht die Gemäldegalerie die Bekanntschaft mit einem weitgehend unbekannten Meister, der gleichwohl neben Jan van Eyck und Rogier van der Weyden zu den Großen der flämischen Frührenaissance zählt, auf die das „goldene Zeitalter“ mit Rembrandt und Vermeer folgte.

Aus dem umfangreichen Werk van der Goes’ haben sich nur etwa 18 Gemälde und wenig Druckgraphik erhalten. In Berlin sind jetzt zwölf Bilder zu sehen, teils intime Portraits, teils aber auch großformatige Altäre und Wandgemälde, die den eigenen Stil der „alten Niederländer“ zeigen: Nicht mehr engelsgleiche Marien vor goldenem Hintergrund, sondern kantige Gesichter vor realistisch gezeigten Landschaften, der Ursprung der europäischen Landschaftsmalerei überhaupt.

Berlin hat mit dem Monforte-Altar und der ebenso andachtsvollen wie lebensfrohen „Geburt Christi“ selbst zwei Meisterwerke beigesteuert. Aus Brügge kam ein frisch restaurierter „Marientod“ und aus Wien ein Sündenfall, der die Schlange in ungewohnter Form eines vierfüßigen, menschenähnlichen Wesens zeigt. Das ist fast eine Ausnahme. Überwiegend herrscht ein strenger Realismus vor, ausgedrückt in immer wieder variierter Farbigkeit und in einer deutlichen, ja nah verwandt der altdeutschen Malerei so typischen Landschaftsgestaltung. 

„Zwischen Schmerz und Seligkeit“ ist die Präsentation untertitelt. Das trifft nicht nur auf viele Bilder zu, etwa die Trauernden bei der Kreuzabnahme Jesu und umgekehrt auf die glücklich wirkenden Hirten von Bethlehem, sondern auch auf Goes selbst. Schon früh war er hochgeachtetes Mitglied in der Genter Malerzunft. Um 1476 ging er als Laienbruder in ein Kloster nahe Brüssel und malte dort weiter. Seine entsetzten Mitbrüder erlebten seine plötzliche geistige Umnachtung und einen raschen Tod. Lapidare Notiz des Klosters: „Begraben ist er in unserem Hof unter freiem Himmel.“ 

Wer Freude an alteuropäischer Malerei hat, sollte sich diese bis zum 16. Juli dauernde Ausstellung nicht entgehen lassen. Schon Albrecht Dürer sprach von Goes mit großer Hochachtung, er sei „een großer meester gewest“.

Bis 16. Juli in der Gemäldegalerie am Matthäikirchplatz. www.smb.museum