Sprache ist ein Spiegel der Zeit, aus dem man viele Erkenntnisse gewinnen kann. Das Autorenteam Juliane Limper und Milena Gropp erforscht die deutsche Sprache am Projekt Regionalsprache im Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas in Marburg, während Markus Kunzmann an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig ist und am Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich arbeitet. In „Bairisch. Vom Ratschen und Granteln“ kombinieren die Autoren Informationen über die bayerische Sprache mit Wissenswertem zur bayerischen Kultur. Alphabetisch geht es durch die Begriffe und grammatikalischen Eigenarten des Bairischen. Schon bei der Schreibweise fängt es mit den Kuriositäten an. Alles, was sich auf den Freistaat bezieht, hat das Ypsilon im Wort, bairisch mit „I“ bezieht sich auf die Dinge des Dialektes. Von Bierkultur über Feiertagsgepflogenheiten, Besonderheiten in den Grußformeln, Rituale, Traditionen, Bräuche, Beschimpfungen, Verkleinerungen, Unterschiede zum Hochdeutschen bis hin zu bayerischen Schmankerln wird alles aufgeführt, was Zugereiste und Bayernfreunde interessieren könnte.
Herrlich belustigend und informativ ist der Abschnitt über das Schimpfen, Fluchen und Drohen. Das nämlich geht im bairischen Dialekt besonders blumig zu und ist auch immer herablassend gemeint. So kann ein „Bazi“ ein Gauner, aber auch ein Enkel sein, auf den man stolz ist. Wer am Watschenbaum rüttelt, muss damit rechnen, dass die Früchte desselben, die Watschn (Ohrfeigen) bald herabfallen und den Rüttler treffen. S. F.
Milena Gropp/Markus Kunzmann/Juliane Limper: „Bairisch: Vom Ratschen und Granteln“, Duden Verlag, Berlin 2023, gebunden, 128 Seiten, 14 Euro