Diesen Auftritt hatte sich Claudia Roth ganz gewiss anders vorgestellt. Die Bundeskulturstaatsministerin sprach ein Grußwort beim jüdischen Musikfest „Jewrovision 2023“ in Frankfurt am Main, drang jedoch wegen lautstarker Buh-Rufe der rund 2000 Gäste kaum durch. Auf einem handgeschriebenen Plakat prangte die Parole „Frau Roth, wir wollen Sie hier nicht!!!“ Zunächst versuchte die Grünen-Politikerin noch minutenlang, ihren vorbereiteten Text mit den üblichen Floskeln von „Buntheit und Vielfalt“ eisern durchzuziehen, wobei ihr Schrecken, Ärger und Verunsicherung deutlich ins Gesicht geschrieben waren. Schließlich sagte sie, dass dies eben Demokratie sei und beteuerte: „Ich nehme die Kritik an.“ Hintergrund des jüdischen Unmuts über Roth ist, dass sie 2019 gegen eine Resolution des Bundestages stimmte, welche die Aktivitäten der Israel-Boykottgruppe BDS verurteilte. Schließlich brachte der Antisemitismusskandal auf der jüngsten Kasseler documenta, auf den Roth viel zu spät reagierte, das Fass zum Überlaufen. H.H.
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-23 vom 26. Mai 2023
Aufgeschnappt
Die aktuelle PAZ 20/2024
Bücher im Gespräch
Erinnerungen eines unbequemen DDR-Bürgers
Drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall erzählt Udo Bartsch in zwei Interviews von seinen Erlebnissen
Deprimierende Erfahrungen
Die Frankfurter Islamforscherin Susanne Schröter schildert, wie sie ins Kreuzfeuer der Kritik intoleranter und aggressiver Gegner geriet