18.05.2024

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Folge 22-23 vom 02. Juni 2023 / Wohnungsbau / Warnung vor „Klimapolitik mit der Brechstange“ / Selbst in der SPD wachsen die Bedenken hinsichtlich immer neuer kostentreibender Auflagen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-23 vom 02. Juni 2023

Wohnungsbau
Warnung vor „Klimapolitik mit der Brechstange“
Selbst in der SPD wachsen die Bedenken hinsichtlich immer neuer kostentreibender Auflagen

Hohe Baukosten und gestiegene Zinsen haben zu einem Einbruch bei der Zahl von Baugenehmigungen geführt. Wie das Statistische Bundesamt vor Kurzem mitteilte, sind im März bundesweit nur noch 24.500 Wohnungesneubauten genehmigt worden. Gegenüber dem Vorjahresmonat waren dies 10.300 beziehungsweise knapp 30 Prozent weniger Baugenehmigungen. Besonders drastisch brachen im März die Zahlen von genehmigten Wohnungen bei Zweifamilienhäusern (minus 52 Prozent) und bei Einfamilienhäusern (minus 31 Prozent) ein. Einen stärkeren Rückgang der Baugenehmigungen hatte es zuletzt im März 2007 gegeben, als die Zahl der gesamten Baugenehmigungen um 46,5 Prozent zurückgegangen war. 

Auch in Brandenburg registrieren die Statistiker einen drastischen Rückgang im Wohnungsbau. Laut den Meldungen der Bauaufsichtsbehörden wurden im Berichtsjahr 2022 im gesamten Land Brandenburg nur noch knapp 10.000 Wohnungen fertiggestellt. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Rückgang von gut einem Fünftel. Nach Angaben des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg stellt dies den niedrigsten Wert seit sechs Jahren dar.

Branchenexperten nennen neben der Inflation und steigenden Bauzinsen auch den Mangel an Handwerkern und Materialknappheit als Gründe für die einbrechenden Bauzahlen. Mit dieser Entwicklung verfehlt die Bundesregierung ihre Neubauziele deutlich. Die Ampel-Koalition hatte zu ihrem Start als Ziel ausgegeben, dass jährlich 400.000 Wohnungen gebaut werden. Vergangenes Jahr wurden bundesweit aber nur 295.000 Wohnungen fertiggestellt. Für dieses Jahr rechnet die Baubranche sogar nur noch mit bestenfalls 250.000 neuen Wohnungen. Angesichts dieser Entwicklung warnen inzwischen Politiker davor, durch immer strengere Dämmvorschriften die Baupreise weiter in die Höhe zu treiben. 

Geywitz: „Sehr viele Fragezeichen“

Brandenburgs Bauminister Guido Beermann (CDU) warnte etwa: „Wenn wir den Baumotor nicht ganz abwürgen wollen, darf es keine weiteren Verschärfungen bei den Energiestandards im Gebäudebereich geben.“ Besondere Probleme sieht Beermann in ländlichen und ärmeren Regionen, in denen die Menschen „die umfangreichen Sanierungszwänge kaum bezahlen“ könnten. Immobilienbesitz sei für viele Menschen eine Altersabsicherung und damit ihre Lebensgrundlage, so der CDU-Politiker. Beermann warnte eindringlich davor, „Klimapolitik mit der Brechstange zu betreiben“.  

Auch die aus Brandenburg stammende Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) stellt in der Ampel-Koalition mittlerweile Pläne zur Verschärfung der Dämmstandards in aller Öffentlichkeit in Frage. Auf einer Baukonferenz sagte sie mit Blick auf den Dämmstandard EH55, sie sehe „sehr viele Fragezeichen, ob das Geld, was man zusätzlich in Dämmung steckt, in einem sinnvollen Verhältnis steht zur eingesparten Energie“. 

Plan der Ampel-Koalition ist es bislang, über den Standard EH55 zu erreichen, dass ein Haus nur 55 Prozent des Energiebedarfs eines Vergleichs-Neubaus hat. Geywitz räumte zudem ein, dass die immer strengeren Dämmvorschriften das Bauen in Deutschland stark verteuert haben. H.M.