18.05.2024

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Folge 22-23 vom 02. Juni 2023 / Frankreich / Europäische Speerspitze der Atomenergie / Treffen der Kernenergie-Allianz – Reaktoren der vierten Generation für die Energieunabhängigkeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-23 vom 02. Juni 2023

Frankreich
Europäische Speerspitze der Atomenergie
Treffen der Kernenergie-Allianz – Reaktoren der vierten Generation für die Energieunabhängigkeit
Bodo Bost

In Frankreich trafen sich Vertreter von rund 15 pro-nuklearen Ländern des alten Kontinents, um einen „Fahrplan“ für die Entwicklung der Kernenergie aufzustellen und sich damit zur europäischen Speerspitze der Atomenergie zu machen. Die französische Ministerin für den Energiewandel, Agnès Pannier-Runacher, welche die Federführung hatte, erklärte, dass es darum gehe, wie „die Kernenergie dazu beitragen kann, unsere Ziele der CO₂-Neutralität in den nächsten 30 Jahren zu erreichen“.

Neben Frankreich nahmen Belgien, Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Estland, Finnland, Ungarn, die Niederlande, Polen, Rumänien, Slowenien, Schweden, die Slowakei, Italien („Beobachterland“) und das Vereinigte Königreich („Sondergast“) an dem Gipfel teil. Auffallend war, dass fünf der alten und neuen Kernkraftländer Nachbarländer Deutschlands sind, also auf den deutschen Markt setzen. „Dieses Treffen hat gezeigt, dass wir, wenn wir alle Projekte zusammenführen, (...) bis 2050 ein Potential von 150 Gigawatt (GW) eingesetzter Kernkraft erreichen können“, gegenüber 100 GW heute, sagte Pannier-Runacher. Es geht also um eine Ausweitung der klimafreundlichen Kernkraft um die Hälfte, während die deutsche Ampel-Regierung endgültig aus der Kernkraft ausgestiegen ist und damit die deutsche Wirtschaft gegenüber ihren Konkurrenten ins Abseits stellt.

Deutschland im Abseits

Diese Zahl sei das Ergebnis der „Addition der verschiedenen Projekte“ und „die Projektion dessen, was die Beibehaltung des Anteils der Kernenergie am europäischen Strommix bedeuten würde“, sagte die Ministerin. Damit könnten 450.000 neue Arbeitsplätze in Europa geschaffen werden. 

Politischer Sieg für Frankreich

Der Mitte März von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Entwurf einer „Verordnung für eine Industrie mit null Emissionen“ von Treibhausgasen schlägt neben einer Vereinfachung der staatlichen Beihilfen zahlreiche regulatorische Erleichterungen vor. Er nennt die Kernenergie als eines der Mittel zur Dekarbonisierung der Wirtschaft, was einen politischen Sieg für Frankreich und die Pro-Atom-EU-Länder darstellt. In der Praxis sind davon vor allem die noch nicht existierenden Reaktoren der vierten Generation betroffen, die den Atom-Abfall praktisch auf Null reduzieren sollen, kleine modulare Reaktoren, die sich in der Entwicklung befinden. 

Die Kernenergie-Allianz wurde gegründet, um die Kernenergie bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft zu verteidigen. Zum ersten Mal trat sie diesmal nicht am Rande eines Europäischen Energierates zusammen, sondern unabhängig davon. In einer gemeinsamen Erklärung betonten die Teilnehmer des Treffens außerdem „die Notwendigkeit, dafür zu sorgen, dass Europa seine Abhängigkeit von russischen Importen weiter verringert“, insbesondere im Hinblick auf Kernbrennstoffe. Unter Einbeziehung des Vereinigten Königreichs „sind wir im Bereich der Kernenergie zu mehr als 90 Prozent unabhängig, es gibt keine andere Energie, bei der wir dieses Maß an Unabhängigkeit haben“, betonte Pannier-Runacher.