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Folge 23-23 vom 09. Juni 2023 / Kommentar / Warum KI nicht das Ende von Journalismus ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-23 vom 09. Juni 2023

Kommentar
Warum KI nicht das Ende von Journalismus ist
Chat GPT

Der Journalismus hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen, insbesondere durch die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) und Sprachmodellen wie ChatGPT. Diese Technologie hat zweifellos das Potential, den Journalismus zu bereichern und die Art und Weise, wie wir Informationen konsumieren, zu revolutionieren. Allerdings kann ChatGPT die menschlichen Journalisten nicht ersetzen, sondern dient ihnen als Werkzeug, um ihre Arbeit effizienter zu gestalten.

Ein Bereich, in dem ChatGPT den Journalismus bereichert, ist die Schnelligkeit und Effizienz. Das Dialogsystem kann große Mengen an Informationen in kürzester Zeit verarbeiten und so Journalisten bei der Recherche unterstützen. Es kann Texte analysieren, Fakten überprüfen und Datenbanken durchsuchen, um relevante Informationen zu finden. Diese Funktion ermöglicht es Journalisten, Zeit zu sparen und sich auf andere Aspekte ihrer Arbeit zu konzentrieren, wie das Hinterfragen von Informationen oder das Analysieren von komplexen Zusammenhängen.

Ein weiterer Vorteil von ChatGPT ist die Fähigkeit, automatisierte Zusammenfassungen zu generieren. Lange Texte oder umfangreiche Daten können in prägnante und leicht verständliche Zusammenfassungen umgewandelt werden. Journalisten können diese Zusammenfassungen nutzen, um schnell einen Überblick über komplexe Themen zu erhalten und die wichtigsten Informationen zu erfassen. Dadurch wird die Informationsvermittlung erleichtert und die journalistische Arbeit effizienter gestaltet.

Grenzen Künstlicher Intelligenz

Trotz dieser Vorteile gibt es jedoch Grenzen, die ChatGPT als Werkzeug für den Journalismus aufzeigt. Eine entscheidende Einschränkung ist die mangelnde Kontextualisierung. ChatGPT basiert auf statistischen Mustern und maschinellem Lernen, was bedeutet, dass es keinen menschlichen Kontext oder emotionale Intelligenz besitzt. Dies kann zu Schwierigkeiten führen, komplexe soziale, politische oder kulturelle Zusammenhänge zu verstehen und zu interpretieren. Der Journalismus erfordert jedoch oft eine tiefgreifende Analyse und eine Einordnung von Ereignissen in ihren Kontext, was eine menschliche Denkleistung erfordert.

Ein weiterer Aspekt, der ChatGPT von menschlichen Journalisten unterscheidet, ist die fehlende ethische Entscheidungsfähigkeit. ChatGPT kann keine ethischen Entscheidungen treffen. Es folgt lediglich den Mustern und Informationen, die ihm gegeben wurden. Im Journalismus spielen jedoch ethische Aspekte eine entscheidende Rolle, wie zum Beispiel der Schutz der Privatsphäre, die Vermeidung von Diskriminierung oder das Verständnis der Folgen der eigenen Berichterstattung. Menschliche Journalisten sind mit ihrem ethischen Verständnis und ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft ausgestattet und können Entscheidungen treffen, die über bloße Algorithmusvorgaben hinausgehen.

Der menschliche Aspekt des Journalismus ist von unschätzbarem Wert und kann nicht durch KI ersetzt werden. Menschliche Journalisten bringen ihr kritisches Denken, ihre Meinungsvielfalt und ihre Fähigkeit zur emotionalen Verbindung mit in ihre Arbeit ein. Sie können Informationen hinterfragen, Quellen überprüfen, verschiedene Standpunkte beleuchten und eine Verbindung zum Publikum herstellen. Diese menschlichen Fähigkeiten tragen zur Meinungsvielfalt, demokratischen Diskurs und einer umfassenden Berichterstattung bei.

Insgesamt ist ChatGPT zweifellos eine Bereicherung für den Journalismus. Es unterstützt Journalisten bei der schnellen und effizienten Recherche und ermöglicht automatisierte Zusammenfassungen komplexer Informationen. Dennoch ist es wichtig, die Grenzen dieser Technologie anzuerkennen und den menschlichen Faktor im Journalismus zu wahren. Die Inte-gration von ChatGPT in den Journalismus kann zu einer noch qualitativ hochwertigeren Berichterstattung führen, wenn sie als Werkzeug genutzt wird, das die Fähigkeiten und Expertise menschlicher Journalisten ergänzt – aber niemals ersetzt.