18.05.2024

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Folge 23-23 vom 09. Juni 2023 / Stadtarchitektur / Das Potsdam des Kaiserreichs / Brandenburgs Landeshauptstadt im Jahr 1912 – Digitale Aufrüstung des Stadtmodells veranschaulicht Kontrast von Damals und Heute

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-23 vom 09. Juni 2023

Stadtarchitektur
Das Potsdam des Kaiserreichs
Brandenburgs Landeshauptstadt im Jahr 1912 – Digitale Aufrüstung des Stadtmodells veranschaulicht Kontrast von Damals und Heute

Im Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG)kann man vom 15. Juni an eine Zeitreise in das Jahr 1912 unternehmen. Dank digitaler Technik ist dann Potsdam auf dem Höhepunkt der preußischen Monarchie zu erleben. Ausgangspunkt bildet ein raumgreifendes Stadtmodell, das bereits 2003 für das HBPG angefertigt wurde und das in seinen Funktionen digital erweitert wurden. Auf diese Weise lassen sich 

60 Potsdamer Orte herausstellen, deren Ursprung und Funktion auf die kaiserliche Herrschaftszeit zurückgehen.

Einige der Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört oder in dessen Folge abgerissen. Andere wurden in der jüngeren Vergangenheit wiedererrichtet, zum Teil in historisch originalgetreuer Hülle, so etwa am Alten Markt das Stadtschloss oder das Museum Barberini. Ein paar Meter weiter wird gerade der Turm der Garnisonkirche rekonstruiert.

Die heftigen Diskussionen, von denen diese baulichen Veränderungen jeweils begleitet wurden, sind beispielhaft und wurden in ähnlicher Weise auch in anderen Städten geführt. Immer geht es dabei einerseits um die Frage, mit welchem Blick historische Epochen betrachtet und bewertet werden und andererseits um die Frage, wer daraus Entscheidungen für die zukünftige Gestalt und das Leben in einer Stadt ableiten darf.

Um für dieses Spannungsfeld zu sensibilisieren, bietet das HBPG jetzt zwei neue Zugänge am Potsdam-Stadtmodell an: Mit einer eher klassischen Medienanwendung können Besucher über einen Touchscreen die 60 herausgestellten Orte Potsdams einzeln zum Leuchten bringen und gleichzeitig etwas über deren geschichtliche Prägung erfahren. Historische Ansichten werden aktuellen Fotografien gegenübergestellt.

Zusätzlichen Nutzen hat diese Anwendung, wenn Besucher das HBPG verlassen. Als Spaziergänger durch Potsdam kann man vom 15. Juni an mit dem eigenen Smartphone unter der Internetadresse www.stadtmodell-potsdam-1912.de die gleichen Informationen an den realen Orten abrufen. Und ähnlich den aktuellen Fotografen können sie selbst vor Ort versuchen, die Perspektiven der historischen Fotografien einzunehmen. 

Eine weitere Anwendung direkt am Stadtmodell bietet einen eher experimentelleren Zugang zum Thema. Ziel der Förderung war es, auch neue Wege in der digitalen Vermittlung auszuprobieren. Dafür positionierte man fünf historische Stadtansichten aus dem 18. Jahrhundert virtuell am Rand des Stadtmodells. Sichtbar werden sie mit dem eigenen Smartphone als „erweiterte Realität“, die sogenannte Augmented Reality. Auch hier sind die Besucher eingeladen, die Perspektiven der damaligen Künstler einzunehmen und die historischen Ansichten auf dem Bildschirm ihres Mobilgerätes mit der Silhouette des vor ihnen liegenden Stadtmodells abzugleichen. Die perspektivischen Verzerrungen, die dabei auffallen müssen, zeugen bildlich davon, wie Künstler sehr frei die vermeintliche Stadtansicht interpretierten und damit auch idealisierten. 

Brandenburgs Landeshauptstadt lässt sich durch diese technischen Möglichkeiten ganz neu entdecken. Der Kontrast von Früher und Heute kann dazu anregen, die teils kontrovers geführte Diskussion um die Neugestaltung der Potsdamer Mitte in eine neue Richtung zu führen. Ein Vergleich der architektonischen DDR-Hinterlassenschaften mit dem Potsdam von damals zeigt, wie attraktiv die Vorzeigestadt der Preußenherrscher einst gewesen sein muss und was später daraus durch Kriegsschäden und Wiederaufbausünden geworden ist.tws/HBPG

Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Am Neuen Markt 9, Potsdam www.hbpg.de