18.05.2024

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Folge 24-23 vom 16. Juni 2023 / Kommentare / Unbequemer Gedenktag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-23 vom 16. Juni 2023

Kommentare
Unbequemer Gedenktag
René Nehring

Unter den großen deutschen Jahrestagen des 20. Jahrhunderts ragt der 17. Juni 1953 heraus. Er passt nicht in die stetig breiteren Raum gewinnende Großerzählung, dass lediglich die Deutschen in ihrer Vergangenheit Schuld auf sich geladen hätten. Denn in jenen Juni-Tagen wurden unbewaffnete deutsche Demonstranten von einer ausländischen Besatzungsmacht brutal unterdrückt. 

Der 17. Juni passt auch nicht in die Großerzählung, nach der erst die Alliierten die Demokratie in unser Land gebracht hätten und die Deutschen bis zu ihrer Bekehrung durch und durch autoritätsgläubig gewesen wären. Vielmehr erinnert er – wie das Wartburgfest von 1817, das Hambacher Fest von 1832, die Bürgerliche Revolution von 1848/49, die Novemberrevolution von 1918 und die Friedliche Revolution von 1989 daran, dass die Deutschen durchaus über eine beachtliche Tradition von Freiheit und Demokratie verfügen.

Und als Aufstand gegen eine kommunistische Diktatur, der von einer kommunistischen Macht niedergeschlagen wurde, passt er nicht zu der Großerzählung, dass die Demokratie in unserem Land immer nur von rechts bedroht sei. 

Allein diese Beispiele zeigen, warum der 17. Juni 1953 ein unbequemer Gedenktag ist – und warum ihn manch Vertreter des polit-medialen Establishments (vor allem auf der linken Seite des gesellschaftlichen Spektrums) gern dem Vergessen anheimfallen lassen würde. Umso wichtiger, immer wieder aufs Neue an diesen Tag sowie die mit ihm verbundenen Hoffnungen, Enttäuschungen und Erfahrungen zu erinnern. 

In der alten Bundesrepublik war der 17. Juni jahrzehntelang als Tag der Deutschen Einheit ein offizieller Feiertag. Als solcher wurde er abgelöst durch den 3. Oktober, dem Tag des Beitritts der Länder der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes, der längst seine eigenen Traditionen gebildet hat. Und doch sollten wir den 17. Juni stets in Erinnerung behalten: als ein Tag deutschen Strebens nach Freiheit und Einheit – sowie als Tag, der manche Großerzählung über unser Land in Frage stellt.