18.05.2024

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Folge 24-23 vom 16. Juni 2023 / Künstlerisch wertvolles „Sperrgut“ / Der Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden stellt Meisterwerke aus dem Von-der-Heydt-Museum vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-23 vom 16. Juni 2023

Künstlerisch wertvolles „Sperrgut“
Der Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden stellt Meisterwerke aus dem Von-der-Heydt-Museum vor
Siegfried Schmidtke

Skuplturen sind buchstäblich sperrig“, sagt der in Wuppertal lebende britisch-deutsche Bildhauer Tony Cragg – und meint damit wohl besonders seine riesenhaften Gebilde, die in vielen Städten auf öffentlichen Plätzen zu sehen sind. Deshalb, so Cragg, würden Bildhauer-Werke eher selten in Museen ausgestellt. 

Als Cragg, früher Professor und Rektor an der Düsseldorfer Kunstakademie, 2017 eine Einzel-Ausstellung im Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum bestücken konnte, mussten seine Skulpturen zerlegt, durch ein Fenster ins Museum gehievt und im Gebäude wieder zusammengesetzt werden.

Im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden, der von der gemeinnützigen Cragg-Foundation getragen wird, hat der aus Liverpool stammende Cragg einen Platz geschaffen für seine eigenen großformatigen Werke und die befreundeter Künstler. Sie befinden sich zum Teil unter freiem Himmel. Für nicht-wetterfeste Skulpturen gibt es drei großzügig angelegte gläserne Hallen.

Jetzt haben 45 von rund 500 Skulpturen aus dem Museums-Depot das Von-der-Heydt-Museum verlassen und sind in den Park auf der Anhöhe im Ortsteil Hesselnberg gezogen. Dabei handelt es sich um Werke, die selten ausgestellt und daher nicht häufig zu sehen waren und sind. Die 45 figürlichen „Meisterwerke“ mussten allerdings nicht zerlegt werden. Einige sind handlich und kleinformatig, die größeren und „sperrigeren“ Werke konnten durch breite Portale in die geräumigen, gläsernen Hallen des Skulpturenparks gebracht werden.

„Der Fokus der Ausstellung“, meint Von-der-Heydt-Direktor Roland Möning, „liegt auf der Figur, auf den Darstellungen der Künstler vom Menschen.“ Wie unterschiedlich die Sicht- und Darstellungsweise sein kann, machen zwei ausgestellte Figuren besonders deutlich. Da ist zum einen die realistisch-klassizistische Marmorfigur der „Penelope“ von Bernd Afinger aus dem Jahr 1870. Handwerklich perfekt und genauestens dargestellt, in sich ruhend, vielleicht auch schon etwas behäbig. Der Eindruck beim Betrachter dürfte daher eher langweilig sein, oder – wie Cragg es ein wenig diplomatischer ausdrückt: „emotionsarm“. 

Exemplarisch zum anderen ist die im Jahr 1954 entstandene bizarre Bronzefigur „Gottesanbeterin“ von Germaine Richter. Der unrealistisch überdimensional dargestellte ausgezehrte Leib der Heuschrecke und die zu- und angreifenden Arme wirken bedrohlich und lassen erahnen, dass die Gottesanbeterin ihre männlichen Sexualpartner aufzufressen pflegt. Beim Betrachten stellt sich ein emotionsgeladenes leichtes Schaudern bei dieser männerfressenden Figur ein.

In zwei lichtdurchfluteten gläsernen Hallen sind unter anderem auch Werke von Auguste Rodin, Alfred Hrdlicka, Edgar Degas und der in Königsberg geborenen Käthe Kollwitz zu sehen. Kollwitz’ „Liebespaar“ von 1913 hebt sich von den späteren, von tiefer Trauer behangenen Werken ab, welche die ostpreußische Künstlerin nach dem Tod ihres Sohnes Peter gestaltete. Ihr Sohn Peter starb 1914 – als kriegsbegeisterter Freiwilliger – gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs.

„Figur! – Meisterwerke der Skulptur aus dem Von der Heydt-Museum“, bis 20. August im Skulpturenpark Waldfrieden, Hirschstraße 12, Wuppertal, geöffnet täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, Eintritt zwölf Euro.

www.skulpturenpark-waldfrieden.de