18.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 24-23 vom 16. Juni 2023 / Cannabis / Zahlreiche Gefahren werden einfach ausgeblendet / Die Ampel-Regierung will Haschisch und Marihuana legalisieren. Wissenschaftliche Studien jedoch lassen diesen Schritt als grob verantwortungslos erscheinen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-23 vom 16. Juni 2023

Cannabis
Zahlreiche Gefahren werden einfach ausgeblendet
Die Ampel-Regierung will Haschisch und Marihuana legalisieren. Wissenschaftliche Studien jedoch lassen diesen Schritt als grob verantwortungslos erscheinen
Wolfgang Kaufmann

In ihrem Koalitionsvertrag haben die Ampel-Parteien vereinbart, „gemeinsam Verantwortung für die Zukunft Deutschlands zu übernehmen“. Was sie darunter verstehen, ist unter anderem auf Seite 68 des Papiers nachzulesen: „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein.“ Dazu muss man wissen, dass das getrocknete Blüten- und Blättermaterial beziehungsweise das Harz der weiblichen Pflanzen des Hanfgewächses Cannabis sativa, welches entweder in Form von Marihuana und Haschisch geraucht oder Nahrungsmitteln wie Keksen zugegeben wird, mittlerweile zur zweithäufigst verwendeten Droge weltweit nach dem Alkohol avanciert ist. Das resultiert nicht zuletzt aus der Legalisierung des Konsums in immer mehr Ländern, darunter Kanada, Portugal, Spanien, Thailand und Uruguay.

Die Umsetzung des Versprechens der Koalition aus SPD, Grünen und FDP obliegt vor allem dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der präsentierte kürzlich einen Gesetzentwurf, welcher nun mit den anderen Ministerien abgestimmt und dann vom Bundeskabinett verabschiedet werden muss, bevor er zur Beratung in den Bundestag geht. Insofern sind noch einige Veränderungen bei den Details der geplanten Cannabis-Legalisierung möglich. 

Hoffnung auf Steuereinnahmen

Das ändert aber nichts daran, dass jene Passagen im deutschen Betäubungsmittelgesetz, die sowohl den Besitz und den Handel als auch den Anbau von Cannabis verbieten, demnächst Geschichte sein könnten. Dabei gibt es nur einige wenige Gründe, die für den staatlicherseits gebilligten Griff nach der Droge sprechen, dafür aber sehr viele, welche Anlass bieten sollten, den Umgang mit Cannabis-Produkten weiterhin zu untersagen und strafrechtlich zu ahnden.

Befürworter der Legalisierung betonen gerne, Haschisch und Marihuana würden völlig zu Unrecht verteufelt, was insbesondere dem fanatischen, weil rassistisch motivierten Kreuzzug des früheren Chefs des US-amerikanischen Federal Bureau of Narcotics (FBN) und späteren Mitglieds der UN-Drogenkommission, Harry Anslinger, geschuldet sei. Schließlich sorge der Genuss von Cannabis für ein Gefühl der Entspannung, des Wohlbefindens und der Stimmungsaufhellung. Ganz abgesehen davon, dass das Hanf-Produkt auch bei Schmerzen, Krämpfen, Übelkeit und Entzündungen Wunder wirke. Teilweise wird auch noch auf den ökonomischen Nutzen der Freigabe verwiesen: Der bundesdeutsche Staat könne so zusätzliche 4,7 Milliarden Euro an Steuern einnehmen.

All diese Argumente verblassen jedoch angesichts der unzweifelhaften gesundheitlichen Risiken, die aus der bislang bei Weitem nicht erschöpfend erforschten, hochkomplexen Wechselwirkung der mindestens 60 unterschiedlichen Inhaltsstoffe von Cannabis mit den Cannabinoid-Rezeptoren im menschlichen Körper hervorgehen. Denn es gibt zahlreiche schädliche Kurz- und Langzeitfolgen, welche vor allem der besonders psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) zugeschrieben werden.

Unmittelbar nach dem Konsum von Cannabis kann es zu starker psychomotorischer Erregung, Angstanfällen, Störungen der Impulskontrolle und des Kurzzeitgedächtnisses, Panikreaktionen und Verwirrtheitszuständen mit Verfolgungsphantasien kommen, wobei im letzteren Falle auch regelrechte paranoide Wahnvorstellungen möglich sind. Doch damit nicht genug: Weil die Inhaltsstoffe von Haschisch und Marihuana zugleich auch die Herzfrequenz steigern, besteht im Verlauf der ersten Stunde nach dem Konsum für Personen mit bekannten oder bislang nicht diagnostizierten Vorerkrankungen ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Außerdem führt die akute Wirkung von THC und Co. zu Leistungseinbußen in den Bereichen Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Reaktionsvermögen. Damit bestehen Defizite auf dem Gebiet der Fahrtüchtigkeit und der Bedienung von Maschinen. Hierdurch steigt die Unfallwahrscheinlichkeit unter dem Einfluss von Cannabis um 100 Prozent.

Die Rolle als „Türöffner“-Droge

Zu den Langzeitfolgen wiederum zählen irreversible Störungen der Hirnleistungsfähigkeit, die umso deutlicher ausfallen, je länger der Konsum andauert und je früher in der Jugend der Einstieg in die Droge erfolgte. Wer dauerhaft auf Cannabis zurückgreift, zeigt nachweislich schlechtere Lernleistungen. Computertomografische Aufnahmen des Gehirns von gewohnheitsmäßigen Cannabis-Nutzern belegen zudem einen signifikanten Schwund der Großhirnrinde in den Bereichen, in denen die Integration von Gedächtnisinhalten und emotionalen Bewertungen sowie die situationsangemessene Handlungsplanung und -steuerung stattfindet. 

Darüber hinaus mehren sich die Hinweise darauf, dass Cannabis die Entstehung von Schizophrenien und anderen Psychosen begünstigt. Weitere negative gesundheitliche Folgen sind Störungen der Sexualfunktionen bei Männern wie Frauen bis hin zur Unfruchtbarkeit. Und dann wäre da noch die „Türöffner-Rolle“ von Cannabis: Etliche Studien zeigen, dass ein erheblicher Teil der Menschen, welche harte Drogen wie Heroin oder Kokain konsumieren, vorher zu Cannabis gegriffen hatten.

Dabei könnten all die genannten Risiken im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Haschisch und Marihuana zukünftig noch stärker zu Buche schlagen, weil der THC-Gehalt in den Cannabis-Pflanzen aufgrund der Bemühungen der Züchter seit Jahren kontinuierlich steigt: Einigen Untersuchungen zufolge hat er in der Zeit ab 1970 um rund 25 Prozent zugenommen, während andere Experten sogar von einer Verdopplung ausgehen. 

Dazu kommt immer öfter noch die Zugabe von synthetisch produzierten THC-Verbindungen, welche um ein Vielfaches stärker wirken als das auf natürlichem Wege entstandene Tetrahydrocannabinol. Das führt zur deutlichen Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von Überdosierungen, die dann durchaus tödlich enden können. Die Befürworter der Cannabis-Legalisierung meinen, derlei drohe künftig nicht mehr, weil der kriminelle Schwarzmarkt für Cannabis ja zusammenbrechen werde. Der praktische Beweis hierfür wäre allerdings erst noch zu erbringen.