18.05.2024

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Folge 24-23 vom 16. Juni 2023 / Vor 175 Jahren / Stralsund – die Wiege der Marine / Die Entstehung der Reichsflotte – Wechselvolle Geschichte des Stützpunkts an der Ostsee

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-23 vom 16. Juni 2023

Vor 175 Jahren
Stralsund – die Wiege der Marine
Die Entstehung der Reichsflotte – Wechselvolle Geschichte des Stützpunkts an der Ostsee
Hansestadt Stralsund

Am 14. Juni 1848 beschloss die in Frankfurt am Main tagende Deutsche Nationalversammlung die Schaffung einer Flotte für das im Entstehen begriffene Deutsche Reich. In den zeitgenössischen Dokumenten tauchen dafür verschiedene Bezeichnungen auf, die Historiker haben sich heute weitgehend auf den Begriff Reichsflotte geeinigt. Dieser Beschluss gilt gemeinhin als Geburtsstunde der Deutschen Marine. Tatsächlich folgte ihm aber nur wenig (siehe auch PAZ vom 9. Juni).

Nach dem Scheitern des Versuchs, einen deutschen Nationalstaat zu schaffen, wurde auch der Plan zur Schaffung einer Deutschen Kriegsmarine wieder zu den Akten gelegt. Die Schiffe wurden größtenteils von den deutschen Einzelstaaten, die sie zur Verfügung gestellt hatten, wieder zurückgenommen, der Rest im Jahr 1852 verkauft.

Das einzige echte Kriegsschiff, eine gekaperte dänische Fregatte, übernahm Preußen. Hintergrund dieser Bestrebungen war der erste deutsch-dänische Krieg von 1848 bis 1852, der auch auf der Ostsee ausgetragen wurde, vor allem in Form einer Blockade der deutschen Häfen, die aufgrund fehlender Kriegsschiffe nicht verhindert werden konnte.

Preußen als Ostseeanrainer

In diesem Kontext sind auch die Anstrengungen Preußens als größtem deutschen Ostseeanrainer zum Schutz seiner Küsten zu sehen, die zur selben Zeit stattfanden. Ende April 1848 trat eine Kommission unter Leitung Prinz Adalberts von Preußen, der auch bei der Bildung der Reichsflotte eine wichtige Rolle spielte, zusammen, deren Aufgabe es war, Maßnahmen zur besseren Verteidigung der preußischen Ostseeküste, die immerhin von Ahrenshoop bis Memel reichte, auszuarbeiten (PAZ vom 2. Juni). Man beschloss, eine eigene Kriegsmarine aufzubauen, wofür König Friedrich Wilhelm IV. am 23. Mai 1848 seine Genehmigung erteilte.

Stralsund kam in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu, denn die Stadt sollte einer der Hauptstützpunkte der neuen Kriegsmarine werden. Zunächst wurden Schiffe, vor allem Kanonenboote, gebaut, eines davon im Sommer 1848 in Stralsund. Dieses wurde durch Spenden der Stralsunder finanziert und unter Anwesenheit des Prinzen Adalbert am 10. August 1848 zu Wasser gelassen. Es erhielt den Namen „Strela-Sund“.

Hafen und Marinedepot

Am 29. Mai 1850 übergab die Stadt Stralsund die Insel Dänholm an das preußische Kriegsministerium. Dort wurde ein Hafen gebaut, um die bislang im Kron- und Fischereihafen liegenden Kriegsschiffe, die wohl eher als Boote zu bezeichnen sind, unterzubringen. Im November 1851 war der Hafen fertig. Zusätzlich wurde ein Marinedepot gebaut und in den folgenden Jahren auch Kasernen für die zur Bewachung stationierten Soldaten.

Nach der Einverleibung Schleswig-Holsteins durch Preußen 1867 lief Kiel Stralsund bald den Rang als Marinestützpunkt ab. 1871 wurde das Marinedepot auf der Insel Dänholm aufgelöst. In die Kasernen zog zwei Jahre später Infanterie ein, nachdem auf der Insel zwischenzeitlich ein Lager für französische Kriegsgefangene aus dem Krieg 1870/71 eingerichtet worden war.

Damit endete das erste Kapitel der Marine in Stralsund. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt erneut Standort für Marineeinheiten. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Seit 1992 informiert das auf der Insel gelegene Marinemuseum Dänholm über die Geschichte der Marine und die weitere Militärgeschichte.

www.stralsund-museum.de