18.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 24-23 vom 16. Juni 2023 / Brandenburg / Eine Region im Wandel / Der Journalist Uwe Rada lebt zwischen Wäldern und Seen – Vielerorts beobachtet er eine Aufbruchstimmung in einer Krisenregion

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-23 vom 16. Juni 2023

Brandenburg
Eine Region im Wandel
Der Journalist Uwe Rada lebt zwischen Wäldern und Seen – Vielerorts beobachtet er eine Aufbruchstimmung in einer Krisenregion
Dirk Klose

Brandenburgs Grenzregion zu Polen ist eines der strukturschwächsten Gebiete der Bundesrepublik. Der Braunkohletagebau wird massiv zurückgefahren. Noch streitet die Politik, ob 2030 oder 2038 Schluss sein soll. Noch immer ziehen mehr Menschen fort als dass neue hinzukommen. Die zauberhafte Landschaft mit Wäldern und unzähligen Seen allein motiviert nicht zum Bleiben.

Voller Optimismus erkundet der in Berlin arbeitende, seit einigen Jahren zwischen Wäldern und Seen wohnende Uwe Rada seine neue Heimat. „Morgenland“, diese im lutherischen Sinn gemeinte Himmelsrichtung für den Osten, sei längst nicht mehr eine Krisenregion. Vielerorts herrsche eine energische Aufbruchsstimmung. Er illustriert das an zahlreichen Beispielen meist aus vielen kleinen Orten wie Grunow, Großräschen, Beeskow, Jessern und Oelse, dazu aus Frankfurt/Oder, Cottbus und Forst. Da wird im einstigen Braunkohletagebau bei Welzow die größte Förderbrücke der Welt als „liegender Eiffelturm“ zur spektakulären Touristenattraktion. Für das Teslawerk in Grünheide bei Berlin wird für den abgeholzten Wald ein neuer „Teslawald“ mit hitzeresistenten Bäumen gepflanzt. An einem sonnenverwöhnten Südhang ist Weinbau möglich. Frankfurt und Dammvorstadt [Slubice] auf der polnischen Seite wachsen zu einer „Doppelstadt“ zusammen. Cottbus setzt auf Hochschule und Klimaforschung, ja selbst in Forst an der Neiße, das ein sowjetischer Stadtkommandant 1945 angesichts der extremen Kriegszerstörungen ganz aufgeben wollte, geht es zaghaft voran. 

Der Autor trifft Männer und Frauen, die ihre Orte voranzubringen versuchen. Es sind kleine und mühsame Schritte. Alle kennen die Strukturschwäche von Oderland und Lausitz. Gleichwohl fallen Worte wie „Kreativorte“, „Netzwerke“ und „Tagebaufolgelandschaft“.

Die großen Erwartungen, die das Buch weckt, erfüllen sich nicht ganz. Der Autor bleibt bei Miniaturen. Gerne hätte man erfahren, wie Land und Bund die Zukunft planen. Das ärgste Manko ist das Fehlen einer hier unbedingt nötigen Landkarte. Hat man keinen Atlas neben sich, tappt man blind durch die Landschaft. Warum Verlage das nie lernen!

Ein Kapitel gilt einem aus Wien zugereisten Pater, der nahe Neuzelle für die Zisterzienser ein Kloster baut. Dazu der ebenso fromme wie bodenständige Mann: „Es soll eine Architektur sein, die die Seele nach oben zieht, so dass man mit den Füßen auf dem Boden steht, aber Herz und Seele sich in den Himmel erheben.“ Das braucht wohl nicht nur Brandenburg. 

Uwe Rada: „Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder“, BeBra Verlag, Berlin 2023, gebunden, 240 Seiten, 24 Euro