18.05.2024

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Folge 25-23 vom 23. Juni 2023 / Willy Messerschmitt / Der Jagdmaschinenbauer des Dritten Reiches / Vor 125 Jahren wurde der Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer in Frankfurt am Main geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-23 vom 23. Juni 2023

Willy Messerschmitt
Der Jagdmaschinenbauer des Dritten Reiches
Vor 125 Jahren wurde der Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer in Frankfurt am Main geboren
Manuel Ruoff

Wilhelm „Willy“ Emil Messerschmitt hatte das Glück, dass er in wirtschaftlich geordneten Verhältnissen aufwuchs und sein (nicht leiblicher) Vater seine technischen Neigungen und Begabungen bereits während der Schulzeit erkannte und förderte. 

Messerschmitt kam am 26. Juni 1898 im damals preußischen Frankfurt am Main als Sohn der damals unverheirateten Anna Maria Schaller zur Welt. 1905 heiratete sie Johann Baptist Ferdinand Messerschmitt, der den Jungen als seinen Sohn anerkannte. Die Eltern betrieben eine große Weinhandlung mit Weinstube, doch war der Vater ausgebildeter Ingenieur und insofern seinem Sohn seelenverwandt. Als 1909 in Frankfurt die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung, die bis dahin größte und bedeutendste Luftfahrtausstellung, stattfand, waren Vater und Sohn dabei. Wenn sie nicht schon vorher an Flugtechnik interessiert waren, so waren sie es spätestens nach diesem Erlebnis. Die beiden bauten gemeinsam Flugmodelle und noch während der Schulzeit ging Messerschmitt zum Bau von Gleitflugzeugen über, die er mit Freunden selbst ausprobierte. Dabei wurde er von dem 18 Jahre älteren Segelflugpionier Friedrich Harth gefördert, den er als 13-Jähriger kennenlernte. 

Bf 109 und Me 262 setzten Maßstäbe

Nach Abitur und Kriegsdienst studierte Messerschmitt von 1918 bis 1923 Ingenieurwissenschaften an der Technischen Hochschule München. Im Krisenjahr 1923 gründete er mit finanzieller Unterstützung seiner Familie die Messerschmitt Flugzeugbau GmbH. Es begann mit Segelflugzeugen, doch Messerschmitt wollte auch ungleich teurere und aufwendigere Motorflugzeuge bauen. Auf der Suche nach Kapitalgebern stieß er auf den ehemaligen Jagdflieger Theo Croneiß, der Messerschmitt 1925 mit der Entwicklung eines leichten Verkehrsflugzugs in fortschrittlicher Ganzmetall-Bauweise für die von ihm geplante Luftfahrtgesellschaft beauftragte. Das Ergebnis war die Messerschmitt M18, von der zwischen 1926 und 1934 26 Exemplare hergestellt wurden. Allein 19 von ihnen nahm die von Croneiß 1926 gegründete Nordbayerische Verkehrsflug GmbH ab.

Neuen Schub brachte im deutschen Flugzeugbau die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten. Im Staatsauftrag entwarf Messerschmitt 1934 das Wettbewerbsflugzeug Messerschmitt Bf 108, ein viersitziges Leichtflugzeug, das zeigte, was technisch möglich war. Als für die offiziell 1935 gegründete Luftwaffe ein Standardjäger gesucht wurde, entwickelte Messerschmitt die Bf 108 zur Bf 109 weiter. Wie schon die rund 885-mal gebaute Bf 108 wusste auch die Bf 109 zu überzeugen. Beide Ganzmetallkonstruktionen waren einmotorige Tiefdecker mit geschlossener Pilotenkanzel und Einziehfahrwerk. 1935 fand der Erstflug statt, zwei Jahre später erfolgte die Indienststellung. Ebenfalls 1937 wurde mit einer Bf 109 ein neuer Geschwindigkeitsweltrekord für Landflugzeuge aufgestellt. Die Vorkriegsentwicklung blieb bis zum Kriegsende der Standardjäger der Luftwaffe und wurde das meistgebaute Jagdflugzeug der Welt.

Mit der Bf 109 hatte sich Messerschmitt einen Ruf als begnadeter Militärflugzeugkonstrukteur im Allgemeinen und Jagdflugzeugkonstrukteur im Besonderen erworben. So konstruierte und baute er weitere Maschinen für die Luftwaffe. Doch gab es auch Rückschläge. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang die Me 210. Der Zerstörer ging 1941 trotz gravierender Konstruktionsfehler in die Serienfertigung. Im darauffolgenden Jahr musste Messerschmitt die Leitung seines Unternehmens abgeben und sich mit der Entwicklung und Konstruktion von Maschinen begnügen.

Ein großer Erfolg war dann wieder die Me262. Das ab 1943 produzierte erste in Serie gefertigte Strahlflugzeug kam jedoch zu spät und mit 1433 Exemplaren in zu geringer Stückzahl, um noch kriegsentscheidende Bedeutung gewinnen zu können. Von den Innovationen dieses Düsenjägers profitierten dann die Kriegssieger.

Nach dem Krieg wurde Messerschmitt interniert. Schlimmeres blieb ihm möglicherweise dadurch erspart, dass er ab 1942 nur noch für Konstruktion und Entwicklung und nicht mehr für die Produktion verantwortlich gewesen war. 1948 wurde er als Mitläufer eingestuft.

Schwieriger Neuanfang nach 1945

Messerschmitt war zwar nun wieder auf freiem Fuß, aber der Bau von Flugzeugen war den Deutschen vorerst verboten. Nolens volens wich Messerschmitt erst einmal auf die Herstellung von Kleinstautos wie dem Messerschmitt Kabinenroller, Bügeleisen, Nähmaschinen und Fertighäusern aus. Wollte er weiter in seinem Metier tätig sein, blieb ihm nichts anderes übrig, als ins deutschfreundliche Ausland auszuweichen. Und das tat er denn auch wie viele seiner Kollegen. 

Ab 1952 war er Berater des spanischen Flugzeugherstellers Hispano Aviación S.A. Als erstes widmete er sich der HA-1112, einer Weiterentwicklung der Bf 109. Es folgten das einmotorige Schulflugzeug HA-100 und der Strahltrainer HA-200, von dem von 1962 bis 1971 insgesamt 212 Exemplare produziert wurden. Die Entwicklungsunterlagen für die HA-300, ein Mehrzweck-Überschallkampfflugzeug mit Deltaflügeln in Leichtbauweise, verkaufte Hispano Aviación an den ägyptischen Flugzeughersteller Helwan Aircraft, und so kam Messerschmitt mit den Ägyptern ins Geschäft. Das Ergebnis war die Helwan HA-300, die 1964 ihren Erstflug hatte, aber nie in Serie ging.

Für ihre 1956 aufgestellte Luftwaffe durften sich die Westdeutschen inzwischen auch wieder in ihrem eigenen Land mit Flugzeugen beschäftigen. Ab 1955 baute Messerschmitt das italienische Erdkampf- und Aufklärungsflugzeug Fiat G.91 in Lizenz. Entsprechend der politisch gewollten Konzentration der Kräfte ging Messerschmitts Unternehmen schließlich in der 1969 gegründeten Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH (MBB) auf. Seine Anteile an MBB vermachte der am 15. September 1978 in München gestorbene Witwer ohne leibliche Kinder der von ihm 1969 gegründeten Messerschmitt Stiftung.