18.05.2024

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Folge 25-23 vom 23. Juni 2023 / Sanssouci / Nach 40 Jahren zurück an die frische Luft / Eine Idee Friedrichs des Großen – Die Neuen Kammern werden wieder von Fassadenskulpturen geschmückt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-23 vom 23. Juni 2023

Sanssouci
Nach 40 Jahren zurück an die frische Luft
Eine Idee Friedrichs des Großen – Die Neuen Kammern werden wieder von Fassadenskulpturen geschmückt

Rund 40 Jahre schlummerten 24 Fassadenskulpturen der Neuen Kammern von Sanssouci im Depot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Doch jetzt sind sie alle wieder an die „frische Luft“ zurückversetzt. Mit der Wiederaufstellung der noch fehlenden vier Marmorskulpturen kann man das langjährige Restaurierungsprogramm der „Freiluftgalerie“ an den Neuen Kammern von Sanssouci abschließen.

Die Neuen Kammern sind mit dem dazugehörigen südlichen Gartenbereich, den Figurenrondellen auf der Hauptachse sowie dem Boskettgarten ein Pendant zum östlichen Lustgarten mit der Bildergalerie. Beide Gebäude geben den Rahmen für das mittig gelegene Schloss Sanssouci. In dieser Gesamtansicht spielen die Fassaden mit ihrem Skulpturenschmuck eine wesentliche Rolle. 

In Betrachtung der Gesamtanlage fiel lange Zeit die „nackte“ Fassade der Neuen Kammern auf, die nun mit der Wiederherstellung des Skulpturenschmuckes mit den insgesamt 24 Marmorskulpturen ihr ursprüngliches Aussehen zurückerhält. Kleines Manko: Bei vier der einst vom preußischen König Friedrich der Große erworbenen Skulpturen handelt es sich nicht um Originale, sondern um Kopien.

Von den Skulpturen aus Carrara-Marmor, die ab 1982 aufgrund starker Witterungsschäden im Depot lagerten, konnte ein Großteil in den vergangenen Jahren restauriert werden: 2019 kehrten bereits acht zurück, 2021 folgten zwölf weitere. Die vier letzten Skulpturen – dabei handelt es sich um den „Apoll mit Lyra“, die „Vestalin“, die „Pomona mit Früchten“ und die „Diana mit Hund“ – wiesen jedoch so starke Schäden auf, dass sie nicht mehr im Außenraum aufgestellt werden konnten. Daher war es notwendig, bildhauerische Kopien dieser Skulpturen anzufertigen. Diese aufwendige Maßnahme wurde von freiberuflichen Bildhauern in Abstimmung mit der SPSG durchgeführt.

Friedrich der Große ließ 1749 in Italien bei dem Grafen Francesco del Medico Skulpturen erwerben und in Sanssouci an der 1747 von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753) errichteten Orangerie, die von 1771 bis 1774 zum Gästeschloss Neue Kammern umgebaut wurde, sowie im westlichen Lustgarten aufstellen. Die Marmorskulpturen wurden in bislang noch nicht erforschten Werkstätten im toskanischen Carrara gefertigt, deren Bildhauer sich meist an berühmten antiken Vorbildern orientierten.

Die Skulpturen wurden passend zur Orangerie-Nutzung des Gebäudes gewählt: Die der Natur verbundenen Gestalten der antiken Mythologie ergänzen die der Sonne, der Zeit und der Gartenarbeit gewidmete Attikakartusche von Friedrich Christian Glume (1714–1752) über dem Mittelrisalit der Neuen Kammern. Sowohl das Motiv der ungezügelten Natur als auch der kunsttheoretische Ansatz des Antikenzitats stehen in Beziehung zu den Fassadenskulpturen der von 1755 bis 1763 östlich des Schlosses Sanssouci erbauten Bildergalerie. An der Bildergalerie verwirklichte Friedrich der Große ein akademisches Lehrprogramm der Bildenden Künste.tws/SPSG