18.05.2024

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Folge 25-23 vom 23. Juni 2023 / Der Wochenrückblick / Eine Mannschaft wie ihr Land / Über den Zusammenhang von Wärmepumpe und Dreierkette

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-23 vom 23. Juni 2023

Der Wochenrückblick
Eine Mannschaft wie ihr Land
Über den Zusammenhang von Wärmepumpe und Dreierkette
Reinhard Mohr

Die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar war eine Zäsur. So schlecht war lange keine deutsche Nationalmannschaft mehr aufgetreten, und so schied sie verdientermaßen schon in der Vorrunde aus. Besonders aufgefallen ist die DFB-Elf damals eigentlich nur durch die tagelange Debatte, welches „Zeichen“ – jenseits der verbotenen Regenbogenbinde – man gegen die politischen Verhältnisse im Gastgeberland setzen sollte. Man war zwar trotz einiger Boykottforderungen in das ölreiche, streng islamische Emirat gereist, wollte aber eben nicht nur einfach Fußball spielen, sondern „Flagge zeigen“. Diese mentale Schieflage voller Widersprüche und Heuchelei trug ihren Teil zum Scheitern bei. 

Doch auch ein halbes Jahr später liefert die deutsche Nationalmannschaft eine sportliche Leistung ab, die die meisten Kommentatoren zu Recht uninspiriert nennen, blutleer und leidenschaftslos, ohne klare Strategie und kluge Taktik, nach all den Wechseln immer neuer Spieler plan- und ziellos, sodass selbst die kriegsgeplagte Ukraine gegen „Die Mannschaft“ fast den Sieg errungen hätte.

Ein Bundestrainer wie der Kanzler 

Eigentlich ist schon länger der Wurm drin, doch ein Jahr vor der Fußballeuropameisterschaft im eigenen Land wird die Lage langsam brenzlig. Schon fragen die ersten Kommentatoren, ob man nicht rasch noch Bundestrainer Hansi Flick austauschen sollte. Das würde freilich Mut zum Risiko erfordern, und der ist hierzulande gerade nicht sehr ausgeprägt. Man wurschtelt sich irgendwie durch – unter dem Absingen hochherziger Lieder zur Weltrettung. Nicht zuletzt deshalb fällt anderen Zeitgenossen eine bemerkenswerte Parallele zur Politik auf. 

Ob Olaf Scholz oder Hansi Flick – beide sind eher untertourig unterwegs, ohne Charisma und Überzeugungskraft, ohne eine Kommunikationsfähigkeit, die die Leute motivieren, gar begeistern könnte, von der magischen Macht des „Doppel-Wumms“ (Scholz) ganz zu schweigen.

Spötter sprechen unterdessen schon vom „Ampel-Fußball“, wenn sie die deutschen Kicker auf dem Platz herumirren sehen. Und tatsächlich: Das fruchtlose Ballgeschiebe im Mittelfeld ähnelt dem monatelangen Hin und Her bei Robert Habecks famosem Heizungsgesetz, und die Flanken, die keinen gelernten Mittelstürmer im Strafraum mehr finden, könnten ihre Entsprechung in der Unfähigkeit der rotgrüngelben Regierung haben, Klartext zu den unübersehbaren Belastungsgrenzen durch die massenhafte Einwanderung nach Deutschland zu sprechen. Ob auf dem Spielfeld oder in der Politik – es wird sehr viel um die offensichtlichen Pro-bleme herumgedribbelt, rasche Besserung aus der Tiefe des Raumes versprochen und an die großen Zeiten erinnert, die ganz bald wiederkehren werden.

Spiegelbild der politischen Verhältnisse

1954, 1974, 1990, 2014 – viermal wurde Deutschland Fußballweltmeister, und auch damals gab es jeweils unverkennbare Parallelen zur Lage der Nation. 1954 war es der wiedergewonnene Stolz nach Krieg und Nazi-Herrschaft, während das „Wirtschaftswunder“ Tempo aufnahm; 1974 war der post-68er Zeitgeist auf dem Höhepunkt, der sich auch auf dem Final-Rasen in München in einer ausufernden Haarpracht und langen Koteletten von Paul Breitner, dem Freizeit-Maoisten, manifestierte; 1990 beim Endspiel in Rom war das Glück von Mauerfall und Wiedervereinigung zur spielerischen Wucht geworden, und 2014 war Angela Merkel auf dem Gipfel ihrer Popularität, bevor die Flüchtlingskrise 2015/16 – „Wir schaffen das!“ – ihren Sinkflug einleitete.

Und heute? Es herrscht eine diffuse, unübersichtliche Situation mit viel Wut und Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die sich auch in den Umfragen spiegeln. Die AfD rangiert in der Nähe des Rekordwerts von 20 Prozent und damit knapp vor der Kanzlerpartei SPD, während die Grünen mit Abstand schwächer sind, was aber der CDU nicht zugutekommt, die an der gläsernen 30-Prozent-Decke klebt. Die Ampel hat keine Regierungsmehrheit mehr, doch handlungsfähige Alternativen zu ihr sind auch nicht in Sicht. Bei Grünen und Linken, SPD und CDU/CSU zeichnen sich auch noch Richtungsdebatten ab, die nur mühsam zu verdecken sind. Kurz: Es knistert im Gebälk der Republik.

Derweil schießen die Probleme wie Pilze aus dem Boden, von maroder Infrastruktur über die Schul- und Bildungskatastrophe, die einen neuen Analphabetismus produziert, bis zu den ungelösten Herausforderungen der Flüchtlings- und Migrationspolitik, die nicht nur den Sozialstaat an seine Grenzen bringt. Doch statt all dies offen anzusprechen und pragmatisch anzugehen, wird lieber das Gute gepredigt und vor dem Bösen gewarnt. 

Ständig werden richtige Haltung und gesellschaftspolitische Bekenntnisse abverlangt – zu Vielfalt und Weltoffenheit, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität. Heutzutage reicht es nicht, einfach nur tolerant zu sein im Sinne Friedrich des Großen, demzufolge „jeder nach seiner Façon selig werden“ soll. Nein. Man muss proaktiv für (Trans-)Gendergerechtigkeit eintreten, Dragqueens lieben und die Regenbogenfahne hissen – besonders im aktuellen „Pride Month“, dem Monat des Stolzes auf alle non-binären, queeren LGBTIQ-People. 

Bunte Welt statt „deutscher Tugenden“

„Ich habe auf meiner Fußball-Reise Menschen mit allen erdenklichen Hintergründen, Ethnien und Glaubensrichtungen getroffen. Es ist wichtig, dass ich klarstelle, dass ich wirklich ALLE Menschen liebe und niemanden diskriminiere“, schrieb der junge deutsche Nationalspieler Felix Nmecha, dem Homo- und Transphobie vorgeworfen wurden, weil er auf Instagram ein „Like“ (also ein „Gefällt mir“) zu einem Beitrag gepostet hatte, der „Pride“ (also den Stolz der „Queeren“ auf ihre Lebensform) als „Satanswerk“ verunglimpfte. Doch trotz seiner Liebeserklärung an alle Menschen steht dem strenggläubigen Christen Nmecha nun ein „Gespräch“ mit dem DFB bevor.

Es geht also streng zu im deutschen Fußball, nur nicht auf dem Platz. Die Hymne wird weg genuschelt, die Steilpässe kommen nicht an, und die Abwehr ist offen wie ein Scheunentor. Die alten „deutschen Tugenden“, deren zentraler Wert darin bestand, auch bei spielerischer Unterlegenheit „alles zu geben“, vor allem Kampfkraft und bedingungslosen Einsatz, sind ebenso verschwunden wie Identifikation und Begeisterung der Fans. Niederlagen der deutschen Mannschaft (das Spiel am Dienstag dieser Woche gegen Kolumbien fand nach Redaktionsschluss statt!) stürzen niemanden mehr in Trauer und Verzweiflung.

Kein Wunder: Wir sind jetzt eine Regenbogennation geworden, bunt, vielfältig und diskriminierungsfrei. Wir lieben alle anderen Fußballer auf der ganzen Welt.

Ein triumphales 4:1 gegen den „Erzrivalen“ Frankreich hätte da fast schon den Beigeschmack ausländerfeindlicher Intoleranz.