18.05.2024

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Folge 26-23 vom 30. Juni 2023 / Kommentare / Das „nd“ funkt SOS

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-23 vom 30. Juni 2023

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Das „nd“ funkt SOS
Robert Mühlbauer

Zum Niedergang der Linkspartei gesellt sich nun das drohende Aus für ihr Hausblatt, das „Neue Deutschland“. Das ehemalige SED-Zentralorgan, Honeckers Verlautbarungsblatt, das sich Ende der DDR-Zeit noch einer Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren rühmte, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Leser wanderten in Scharen ab. Seit 1990 ist die Auflage um 99 Prozent gefallen. Die Zeitung hat nur noch 12.300 Abonnenten und macht laufend Verluste. Vor zwei Jahren hat die Linkspartei den defizitären Verlag abgegeben und in eine Genossenschaft überführt. 

Nun könnte ihr aber die baldige Insolvenz drohen. „nd.Genossenschaft funkt SOS“, musste die Zeitung am Wochenende in eigener Sache titeln. „Die linke Tageszeitung steckt in ernsthaften Schwierigkeiten und braucht Unterstützung.“ Die Tageszeitung sei „akut gefährdet“, warnte Geschäftsführer Rouzbeh Taheri. Ein Veteran der Zeitung nennt die Lage „dramatisch“. Das liegt nicht nur an gestiegenen Kosten, etwa für Papier.

Imitation der „taz“

Offenbar geht es in der neuen Genossenschaft dilettantisch zu. Bei einer Buchprüfung habe man plötzlich ein doppelt so großes Loch wie erwartet in der Kasse entdeckt – mehr als 600.000 Euro Defizit im vergangenen Jahr. „Das hat mit eigenen Fehlern zu tun“, gibt das Blatt zu. Wegen fehlender oder falscher Belege wollte der Steuerprüfer nicht mal die Bilanz abschließend bestätigen. Auf der Genossenschaftsversammlung am Wochenende muss es wie auf einem Begräbnis zugegangen sein. Für die angereisten Genossen seien die Nachrichten ein Schock gewesen. „Sie hätten nicht geglaubt, dass es so schlimm steht – und beklagten sich, nicht früher über die Lage informiert worden zu sein“, schreibt die Zeitung selbst.

Als sofortige Sparmaßnahme hat die Geschäftsführung des Ex-SED-Blatts verkündet, dass das „Neue Deutschland“ ab August nicht mehr am Kiosk verkauft wird. Das sei zu teuer und bringe eh kaum etwas, räumt der Verlag ein. Nur noch die Wochenendausgabe soll im Zeitungshandel verkauft werden. Es ist ein tiefer Einschnitt für das 1946 gegründete „Neue Deutschland“, das sich heute seines historisch belasteten Namens schämt und in „nd.Der Tag“ umbenannt hat.

Seit zwei Jahren meldet „nd“ keine Zahlen mehr an die IVW-Auflagenkontrolle. Am Wochenende gestanden sie ernüchternd schlechte Werte: Nur noch 12.309 Abonnenten gab es im ersten Quartal, davon etwas mehr als 2000 Digitalabos. Das reicht nicht zum Überleben für eine Tageszeitung. In der Redaktion und im Verlag werden Stellen abgebaut. Ohnehin werden die Redakteure weit unter Tarif bezahlt. „Die Gehälter beim „nd“ liegen bei 60 Prozent des Tarifs, mehr als sieben Jahre gab es keine Gehaltserhöhung“, schreiben die Mitarbeiter. Peinlich für die Linkspartei, die bei anderen Firmen solche Bezahlung unter Tarif als Ausbeutung anprangert.

Konkurrenz von der „Jungen Welt“

Das „Neue Deutschland“ versucht seit Jahren einen etwas weichgespült-linksradikalen Kurs zu fahren. Statt über den guten alten Klassenkampf wird eher über Klimawandel, Gendersternchen und Transgender-Aktivisten geschrieben. Das „nd“ versucht die erfolgreiche linksalternative „taz“ zu imitieren. In der Auseinandersetzung der Linkspartei-Spitze mit dem Wagenknecht-Flügel hat sich die Zeitung stets auf die Seite des Parteivorstands und die sogenannten Regierungslinken gestellt. Russlands Angriff auf die Ukraine hat die Zeitung klar verurteilt.

Der angeblich sozialdemokratisierte, grüne Kurs hat das „Neue Deutschland“ offenbar auch einige Leser gekostet. Klarer linksextrem geriert sich das ehemalige FDJ-Blatt „Junge Welt“, das die marxistische Deutsche Kommunistische Partei (DKP) und die Wagenknecht-Gruppe unterstützt. Im Ukrainekrieg weist die „Junge Welt“ alle Schuld der NATO zu und gibt sich Moskau-treu. Noch zwei Tage vor Beginn der russischen Invasion titelte das Blatt „Putin erzwingt Frieden“. Für die „Junge Welt“ sind die Spitzen der Linkspartei die Verräter. Das „Neue Deutschland“ und der ehemalige jüngere Bruder sind sich inzwischen spinnefeind. 33 Jahre nach der Vereinigung tickt die Uhr für die Nachfolger der DDR-Staatspartei.