Der neu gewählte Senat von Berlin hat es nicht leicht, obwohl sein Programm nur minimale Abweichungen von den Vorhaben des abgewählten rot-rot-grünen Vorgängerregierung vorsieht. Unter anderem waren die Berliner genervt von der Verkehrspolitik, die es den Autofahrern in der Stadt immer schwerer machte. Deshalb wollte Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner den bisher geplanten Ausbau des Radverkehrs überprüfen lassen.
Das stieß auf heftigen Protest der Fahrrad-Ideologen, denen es längst nicht mehr nur darum geht, sicher und bequem durch die Stadt fahren zu können, sondern die möglichst viele, im Idealfall alle, Autos aus der Innenstadt vertreiben wollen. Ohnehin ist es in den letzten Jahren massiv erschwert worden, die Innenstadt zu befahren. Es gibt fast nur noch kostenpflichtige Parkplätze. Ein Kinobesuch kann deshalb teuer werden, denn das Parkticket kostet leicht doppelt so viel wie die nicht gerade preisgünstigen Kinokarten.
Am vergangenen Wochenende hatten Tausende Radfahrer und Umweltaktivisten gegen die Überprüfung der rot-rot-grünen Verkehrswegeplanung protestiert. Aufgerufen dazu hatten unter anderem die Initiative Fridays for Future (FFF), der Fahrradverein ADFC und die Verkehrsgruppe Changing Cities. Die Tour startete in Prenzlauer Berg und führte durch Lichtenberg und Friedrichshain bis nach Mitte zum Roten Rathaus. Erklärtes Ziel war, dass möglichst viele Berliner auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Auf der Abschlusskundgebung sprach Luisa Neubauer von FFF.
Fahrrad fahren zu wollen sei „das Gesündeste, Logischste, Einfachste, Günstigste und Gerechteste“, was an Fortbewegungsmitteln vorhanden sei. Den Demonstranten war der Widerspruch nicht aufgefallen, dass sie mit ihrer Demo eben diese Verkehrsmittel, Busse und Straßenbahnen massiv behinderten.


