Die älteste Zeitung der Welt hat fast 320 Jahre nach ihrer Gründung ihre letzte Tagesausgabe gedruckt. Die „Wiener Zeitung“ wurde 1703 als „Wiennerisches Diarium“, zwei Jahrzehnte nach der zweiten Türkenbelagerung der Stadt an der Donau, von Johann Baptist Schönwetter gegründet. Ab ihrer Gründung war sie rund eineinhalb Jahrhunderte lang führend auf dem österreichischen Zeitungsmarkt. 1857 übernahm der österreichische Staat das Blatt. Die letzte gedruckte Ausgabe erschien am 30. Juni. Seit diesem Monat wird das auch heute noch im Staatsbesitz befindliche Unternehmen nur noch mit einer deutlich geschrumpften Redaktion als Onlinemedium weitergeführt.
Grund dafür ist ein Gesetz, das dazu geführt hat, dass sie als Druckerzeugnis nicht mehr rentabel ist. Dieses Gesetz, das im April von der österreichischen Regierungskoalition verabschiedet wurde, beendete nämlich die gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen, für die Veröffentlichung öffentlicher Bekanntmachungen in der gedruckten Ausgabe der Zeitung zu zahlen, wodurch die Rolle der „Wiener Zeitung“ als Amtsblatt beendet wurde.
Dieses Gesetz führte zu einem geschätzten Einkommensverlust von 18 Millionen Euro für den Verlag und zwang die Zeitung, 63 Stellen zu streichen, einschließlich der Reduzierung des Redaktionspersonals von 55 auf 20. Die Zeitung wird jedoch weiterhin online erscheinen und hofft, eine monatliche Printausgabe herauszubringen, obwohl dieser Plan noch in der Entwicklung ist.
Im April lag die Auflage bei nur noch 20.000 Exemplaren an Arbeitstagen, am Wochenende verdoppelte sie sich jedoch. Arnold Schwarzenegger war einer der letzten Interviewpartner der Zeitung, ebenso wie die ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Franz Vranitzky und Wolfgang Schüssel.
In den drei Jahrhunderten, in denen die Zeitung gedruckt wurde, gab es nur eine einzige Zwangspause. Nach der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich wurde die Zeitung 1939 eingestellt. Im Jahr 1945, als Österreich noch unter alliierter Besatzung stand, nahm sie den Druck wieder auf.Bob
