17.11.2025

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Folge 27-23 vom 07. Juli 2023 / Wolfgang Heyda / U-Boot-Kommandant und Kriegsgefangener / Mit seinem Boot gehörte der gebürtige Ostpreuße zur Gruppe „Seewolf“ – Zweimal geriet er in Gefangenschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-23 vom 07. Juli 2023

Wolfgang Heyda
U-Boot-Kommandant und Kriegsgefangener
Mit seinem Boot gehörte der gebürtige Ostpreuße zur Gruppe „Seewolf“ – Zweimal geriet er in Gefangenschaft
Wolfgang Kaufmann

Der U-Boot-Kommandant Wolfgang Heyda, der am 14. November 1913 in der ostpreußischen Kleinstadt Arys geboren wurde, erzielte zwar keinen einzigen Versenkungserfolg, erlangte aber dennoch Berühmtheit. Diese resultiert aus seinem spektakulären Versuch, aus der kanadischen Kriegsgefangenschaft zu entfliehen.

Heyda trat 1932 in die Reichsmarine ein und bestand die Offiziershauptprüfung im April 1934. Anschließend diente er unter anderem auf dem Leichten Kreuzer „Köln“ und dem Panzerschiff „Admiral Scheer“. Im April 1940 wurde der nunmehrige Kapitänleutnant Heyda zur U-Bootwaffe versetzt und absolvierte danach zahlreiche Lehrgänge in Pillau, Saßnitz, Flensburg, Gotenhafen, Kiel und Memel. Denen folgte Ende 1940/Anfang 1941 ein Einsatz als Kommandant des Schulbootes U 120. 

Am 21. Juni 1941 avancierte Heyda anlässlich der Indienststellung des Front-U-Bootes U 434 zu dessen Kommandanten. Bis zum 26. Oktober desselben Jahres unternahm U 434 etliche Ausbildungsfahrten. Danach stach er zu seiner ersten Feindfahrt in See. Von Kiel aus lief das Boot über Arendal und Kristiansand in den Nordatlantik, um dort gegen alliierte Geleitzüge zu operieren – mit einer kurzen Unterbrechung in der Nacht vom 14. zum 15. Dezember, als U 434 den neu-tralen spanischen Hafen Vigo anlief. Dort übernahm es heimlich Diesel und frischen Proviant von dem deutschen Versorgungsschiff „Bessel“.

Unmittelbar darauf erhielt Heyda den Befehl, zusammen mit neun anderen Booten der Gruppe „Seeräuber“ den aus 32 Schiffen bestehenden Geleitzug HG 76 anzugreifen, der auf dem Weg von Gibraltar nach England war. Allerdings kam er auch hier nicht zum Torpedoschuss. Vielmehr wurde U 434 am Morgen des 18. Dezembers 1941 nördlich der portugiesischen Insel Madeira von den britischen Zerstörern „Blankney“ und „Stanley“ gestellt und mit etwa 50 Wasserbomben belegt. 30 Minuten später tauchte das schwer beschädigte Boot auf. Danach versenkte es die Besatzung selbst, damit es nicht in Feindeshand fiel. Dabei starben zwei deutsche Seeleute, während Heyda und die übrigen 41 Mann an Bord in britische Kriegsgefangenschaft gerieten.

Der Kommandant von U 434 wurde zunächst im Lager 17 in Lodge Moor bei Sheffield untergebracht und dann in das kanadische Camp 30 bei Bowmanville unweit von Toronto überstellt. Dort kam es im Oktober 1942 zu einem Aufstand, weil die Lagerleitung völkerrechtswidrige Repressalien gegen die gefangenen deutschen Offiziere ergreifen wollte. Daraus resultierten Massenschlägereien mit den Wachmannschaften, die erst endeten, als die Kanadier das Feuer eröffneten.

Die „Schlacht von Bowmanville“

Heyda war an der sogenannten Schlacht von Bowmanville ebenso beteiligt wie an einem darauf folgenden Fluchtversuch im Rahmen des Unternehmens Kiebitz. Dessen Ziel bestand ursprünglich darin, die besonders erfahrenen U-Bootfahrer Otto Kretschmer, Horst Elfe, Hans Ey und Hans-Joachim von Knebel-Döberitz an Bord von U 536 in die Heimat zurückzuholen. Dazu lief das Boot unter dem Kommando von Kapitänleutnant Rolf Schauenburg am 16. September 1943 in den Sankt-Lorenz-Strom ein, wo es vor Pointe de Maisonnette auf die Vier wartete. Deren Ausbruch aus Bowmanville scheiterte jedoch, weil der Fluchttunnel unter den Baracken des Lagers entdeckt wurde.

In dieser Situation beschloss Heyda, das schier Unmögliche zu wagen und seinerseits U 536 zu erreichen. Er ließ sich von Mitgefangenen mit Hilfe einer sogenannten Bootsmannsschaukel, einer Sitzschlinge an einem Flaschenzug, an einem Strommast nahe dem Lagerzaun in die Höhe ziehen und überwand so den Stacheldraht-Wall. 

Anschließend fuhr Heyda mit dem Zug 1400 Kilometer quer durch das Land zu dem Abholpunkt. Allerdings hatte der kanadische Marinegeheimdienst inzwischen die codierten Botschaften in den aus Deutschland kommenden Briefen an die Gefangenen entziffert und die Gegenoperation Maisonnette gestartet. Dazu gehörte die Abriegelung der Chaleur-Bucht, in der U 536 lag, durch eine Jagdgruppe mit zehn Schiffen unter dem Befehl von Korvettenkapitän Desmond Piers von der Royal Canadian Navy.

Früher Tod durch Kinderlähmung

Heyda wurde beim Eintreffen am Strand von Pointe de Maisonnette verhaftet. Er versuchte zunächst, sich als Tourist auszugeben, was allerdings erfolglos blieb. Während seiner ersten Vernehmung hörte er aus der Ferne die Detonationen der Wasserbomben, mit denen die Kanadier U 536 zu vernichten versuchten. Schauenburg gelang aber das Kunststück, in den freien Atlantik durchzubrechen. Dort traf U 536 dann allerdings am 20. November 1943 nordöstlich der Azoren auf eine britische-kanadische Sicherungsgruppe, die das Boot versenkte. Daraufhin kamen Schauenburg und 16 weitere Überlebende ebenfalls in kanadische Kriegsgefangenschaft.

Nach der gescheiterten Flucht wurde Wolfgang Heyda erneut in das Camp 30 von Bowmanville eingewiesen, in dem er im August 1944 die Nachricht von seiner Beförderung zum Korvettenkapitän erhielt. Die Entlassung aus dem Lager erfolgte dann im Mai 1947. Kurz darauf, am 21. August 1947, starb der Marineoffizier im Alter von nur 33 Jahren in der Kieler Universitätsklinik an Kinderlähmung.