Die 1945 gegründete Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) verfolgt erklärtermaßen das Ziel, den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Ihr Budget für den aktuellen Zweijahreszeitraum 2022/23 liegt bei fast drei Milliarden Euro. Mehr als 100 Millionen davon kommen aus der Bundesrepu-blik, die damit nach den USA zweitgrößter Geldgeber der FAO ist. Seit dem 1. August 2019 wird die Organisation von Qu Dongyu geführt. Der Chinese war vorher stellvertretender Minister für Landwirtschaft und Angelegenheiten des ländlichen Raumes seines Landes.
Bei der Wahl zum FAO-Generaldirektor setzte er sich gegen einen Kandidaten der EU und einen von den USA unterstützten Bewerber aus Georgien durch. Der größte Konkurrent Qu Dongyus, ein Kameruner, zog seine Kandidatur zurück, nachdem China Kamerun 80 Millionen Dollar Schulden erlassen hatte. Auch andere afrikanische Staaten erhielten offenbar Geld aus Peking, damit ihre Vertreter in der FAO für den chinesischen Anwärter stimmen.
Wenigstens sein Wahlkampfberater Jeffrey Sachs kommt aus den USA
Mit Beginn seiner Amtszeit verfolgte Qu Dongyu konsequent die Interessen seines Landes. So ging der Auftrag für die Entwicklung einer neuen FAO-Internetseite sogleich an das chinesische Landwirtschaftsministerium. Anschließend vergab er wichtige Posten in der UN-Organisation an Landsleute. Mittlerweile sind sechs Direktoren der Welternährungsorganisation Chinesen. Einer davon ist zuständig für den Bereich Pflanzenschutz und somit auch den Einsatz von Pestiziden. Die Lieferung dieser umstrittenen toxischen Substanzen nach Afrika, Asien und Ozeanien wurde auf chinesische Initiative von der FAO 2020 freigegeben. Dabei kam besonders eine Firma zum Zuge, das Agrarchemieunternehmen Syngenta mit Sitz in Schanghai, das dem chinesischen Staatskonzern Sinochem gehört.
Unter Qu Dongyus Ägide begann die FAO auch mit der Förderung von Projekten zugunsten des chinesischen Infrastrukturvorhabens „Neue Seidenstraße“. Und sie startete eine „Hand-in-Hand-Initiative“, um Investoren und bedürftige Länder zusammenzubringen. In deren Rahmen konzentrierte sich die Welternährungsorganisation vor allem auf den kleinen afrikanischen Inselstaat São Tomé und Príncipe, in dem China Marine- und Luftwaffenstützpunkte errichten möchte.
Trotz dieser Vertretung chinesischer Interessen ist Qu Dongyu mit 168 zu 14 Stimmen als Generaldirektor der UN-Organisation wiedergewählt worden.


