In den Werken der drei größten russischen Rüstungsunternehmen Uralwagonsawod, Omsktransmasch und Kurganmaschsawod läuft die Produktion offenbar auf Hochtouren. Wie der Ministerpräsident der Russischen Föderation, Michail Mischustin, und der stellvertretende Leiter des Sicherheitsrates in Moskau, Dmitrij Medwedew, im Juni bekanntgaben, sei der Ausstoß von Militärgütern „um ein Vielfaches“ gestiegen. Das passt zu Medwedews Ankündigung vom Jahresanfang, die Industrie werde den Streitkräften 1600 neue Kampfpanzer vom modernisierten Typ T-90M (2017) Proryw-3 bereitstellen.
Um dieses Ziels zu erreichen, wurde die Produktion im Hauptwerk von Uralwagonsawod in Nischnij Tagil neu organisiert. Inzwischen laufen in der größten Panzerfabrik der Welt ausschließlich Panzer vom Band. Die Herstellung weiterer Rüstungsgüter wie Selbstfahrlafetten, Haubitzen, Geschützrohre und Artilleriemunition erfolgt nun bei Techmasch in Moskau und Uraltransmasch in Jekaterinburg. Auch zivile Güter wie Lokomotiven, Eisenbahn- und U-Bahn-Waggons sowie Reisebusse kommen nicht mehr aus den Hallen von Uralwagonsawod. Damit dürfte die in der Oblast Swerdlowsk am Fluss Tagil im mittleren Ural nördlich von Jekaterinburg gelegene Waffenschmiede inzwischen sehr viel mehr Panzer liefern als vor Beginn des Ukrainekrieges, als die monatliche Quote bei 30 bis 35 Stück lag.
In der Panzerfabrik von Kurganmaschsawod, die 2018 vor der Insolvenz stand, wurden erst 1000 und dann nochmals 1200 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Diese bauen jetzt zumeist Schützenpanzer der Modelle BMP-3M (2010) und Kurganez-25 oder arbeiten in der Munitionsfertigung.
Dahingegen rollen keine neuen Panzer mehr aus dem Werk von Omsktransmasch in der sibirischen Großstadt Omsk, das im Zweiten Weltkrieg durch die Massenfertigung des T-34 Berühmtheit erlangte. Vielmehr erfolgt hier nun eine systematische Modernisierung der älteren Panzer vom Typ T-80. Außerdem werden auch die gefürchteten selbstfahrenden Mehrfachraketenwerfer TOS-1 Buratino und TOS-1A Solnzepjok in Omsk montiert. Glaubt man dem russischen Vizeministerpräsidenten Denis Manturow, dann hat sich die Produktion vervierfacht.
Dass die Verkündung einer Produktionssteigerung lediglich Teil einer Desinformationskampagne des Kreml sei, behaupten hingegen die Analysten der US-amerikanischen Denkfabrik Jamestown Foundation in Washington. Ihnen zufolge sei die Waffenherstellung in Russland vielmehr eingebrochen. Das schließen sie unter anderem aus dem Rückkauf von 6775 Zieloptiken für Panzer aus Myanmar und Indien durch Uralwagonsawod. Allerdings bestreiten die westlichen Experten nicht, dass mittlerweile kein Mangel mehr an Elektronikbauteilen besteht, wie dieses noch vor einigen Monaten der Fall war. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Indiz für ein Prosperieren von Russlands Rüstungsindustrie. Moskau lieferte kürzlich wieder Dutzende moderner Kampfhubschrauber und -flugzeuge an afrikanische Länder wie Mali, Uganda und Simbabwe.Wolfgang Kaufmann


