Populistischer kann eine Forderung kaum sein: „Wer mittags im Freibad Menschen angreift, muss abends vor dem Richter sitzen und abgeurteilt werden. Auch am Wochenende.“ Das klingt nach AfD, stammt aber vom CDU-Politiker Carsten Linnemann. Unabhängig davon, ob solche Ideen jemals umgesetzt werden können, tat er nur das, was man von einem künftigen Generalsekretär der CDU erwartet: Er spricht in Schlagzeilen, um eben solche in den Medien zu produzieren (siehe S. 1).
Weil sein bisheriger Generalsekretär Mario Czaja in dieser Hinsicht zu blass war und zu wenig Attacke ritt, entschied sich CDU-Chef Friedrich Merz für einen Wechsel. Dabei teilte er beschwichtigend mit, dass es sich bei seinem Vize-Chef Linnemann nur um einen Personal- und keinen Richtungswechsel handeln würde.
Wenn es nur so einfach wäre. Czaja stand eher auf der Seite des Merz-Widersachers Hendrik Wüst, dem nach höheren Zielen strebenden Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen. Der vor 46 Jahren als Sohn eines Buchhändlerpaares in Paderborn geborene Linnemann vertritt dagegen die weitaus konservativere Merz-Linie. Schon ein 2019 mit dem Juristen Winfried Bausback veröffentlichtes Buch des Katholiken trägt den provokanten Titel „Der politische Islam gehört nicht zu Deutschland“. So wirbt er für das Kopftuchverbot, und nach seiner Feststellung, dass „unter den Flüchtlingen sich weniger der erhoffte Arzt, als der Analphabet“ fand, forderte er, dass Kinder erst Deutsch lernen müssten, ehe sie in die Grundschule kommen. Ein Mann mit solchen klaren Ansichten könnte Merz dabei helfen, Wähler von der AfD zurückzugewinnen.
Als Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU/CSU hat sich der in Paderborn und Chemnitz ausgebildete Betriebs- und Volkswirt bereits von 2013 bis 2021 profiliert. Aktuell will der neue Polit-Star, den die Paderborner seit 2009 viermal in seinem Wahlkreis mit großer Mehrheit direkt in den Bundestag gewählt haben, als Chef der Grundsatzprogrammkommission der CDU auch für die inhaltliche Neuausrichtung der Partei sorgen. Er dürfte also noch für einige populäre Schlagzeilen sorgen.


