Aufgrund eigener familiärer Erfahrung entschied sich die Psychologin und Musikerin Sarah Straub für eine Promotion über Demenzerkrankungen. Straub arbeitet an der Gedächtnissprechstunde des Universitätsklinikums und vermittelt in Vorträgen ihr profundes Wissen über diese Krankheit, die so unermesslich viel Leid mit sich bringen kann.
Ihr einfühlsam geschriebenes Buch „Wie meine Großmutter ihr ICH verlor. Demenz – Hilfreiches und Wissenswertes für Angehörige“ behandelt mit einfachen, eindrücklichen Ausführungen, persönlichen Erfahrungsberichten und Fallbeispielen aus ihrer beruflichen Praxis das Thema Demenz. Das Buch informiert umfassend über Symptomatik und Verlauf von Demenzerkrankungen und bietet Handlungsorientierung für Angehörige, die mit den Persönlichkeitsveränderungen eines davon betroffen geliebten Menschen umgehen müssen.
In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Personen demenziell erkrankt. Für sie und ihre nahen Angehörigen bedeutet die Diagnose Demenz eine vollständige Umstellung des bisherigen Lebensstils. Im Alter von 85 Jahren ist etwa jeder Fünfte und ab 90 Jahren bereits jeder Dritte davon betroffen. Am Beispiel ihrer Großmutter erklärt die Autorin, dass diese nach einem Sturz schnell hätte operiert werden müssen und dann möglicherweise kein Vollpflegefall geworden wäre.
Obwohl die Alterung des Gehirns den Hauptfaktor darstellt, sind weitere Ursachen und Auslöser der nicht heilbaren Demenzerkrankungen erst ansatzweise erforscht. Im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit hat sich Straub am meisten mit der frontotemporalen Demenz beschäftigt, einer neurodegenerativen Demenz-Form, bei der Nervenzellen im Stirnhirn (Frontallappen) und im Schläfenlappen (Temporallappen) untergehen. Sie betrifft meist jüngere Menschen als die weit häufigere Alzheimer-Demenz und stellt eine unbeschreibliche Herausforderung für alle Beteiligten einschließlich der daran Forschenden dar.
Um das Fortschreiten einer Demenz hinauszuzögern, kann man einiges tun. Hilfreich ist auf jeden Fall eine gesunde Ernährung, was allerdings oft nicht einfach ist, wenn die Pfleger hierbei mit einer Verweigerungshaltung der Demenzpatienten konfrontiert sind. Straub rät, über eine gesunde, vollwertige Ernährung in der Art einer mediterranen Diät nicht erst nachzudenken, wenn man mit einer Alterserkrankung in Berührung gekommen ist.
Sarah Straub: „Wie meine Großmutter ihr ICH verlor. Demenz – Hilfreiches und Wissenswertes für Angehörige“, Kösel Verlag, München 2021, broschiert, 256 Seiten, 18 Euro


